Elke Schwab: Pleiten, Geld & Geiseln. Kriminalkomödie

Elke Schwab: Pleiten, Geld & Geiseln. Kriminalkomödie, Homburg 2020, Hybrid Verlag, ISBN 978-3-96741-036-5, Softcover, 306 Seiten, Format: 12,7 x 2,2 x 18,9 cm, Buch: EUR 14,90, Kindle: EUR 4,99.

Cover "Pleiten, Geld und Geiseln"
Abb.: © Hybrid Verlag

Seit dem ersten Band, PLEITEN, PECH & LEICHEN, hat sich für die Saarländerin Jenny Klein, 35, nichts zum Positiven verändert: kein Geld, keine Ausbildung, kein fester Job, kein Partner – und keine Aussicht auf Besserung. Im letzten Band hatte sie wenigstens noch eine Wohnung. Die ist jetzt futsch. Ihre hysterische Vermieterin Silvia hat ihr aus nichtigem Anlass fristlos gekündigt. 

Zurück ins Kinderzimmer

Deswegen zu einem Rechtsanwalt zu gehen ist für Jenny natürlich keine Option. Ihr Verhältnis zu Recht und Gesetz ist ein bisschen … kompliziert. Das private Netzwerk soll es richten. Sonst müsste Jenny wieder in ihrem Auto wohnen. Platz zum Schlafen wäre immerhin: Es ist ein ausrangierter Leichenwagen. Aber irgendwann ist man zu alt für diesen Sch**ß.

Jennys wichtigste Bezugspersonen sind Oma Käthe, bei der sie aufgewachsen ist, Freundin Anna Marquard, Inhaberin eines Bestattungsinstituts – und Käpt’n Ahab, ihr dreibeiniger Mischlingshund.

Jenny fährt mit Sack und Pack und Hund nach Saarlouis zu Oma Käthe und bezieht dort wieder ihr altes Kinderzimmer. Nach dem Tod ihres Lebensgefährten wohnt die Oma jetzt wieder alleine in ihrem Häuschen. Natürlich wird sie ihrer Enkelin nicht das Obdach verwehren, aber begeistert ist sie nicht. Jenny soll nichts von ihren dubiosen Geschäfte mitkriegen, die mit reifen Herrn und alten Autos zu tun haben. Der Hund, der elende Flohpinscher, ist gleich gar nicht willkommen! Der verdreckt doch nur das aufwändig vom Lebensgefährten renovierte Häuschen.

Vom Flohpinscher zum Goldgräber

Käthe ändert ihre Meinung schnell, als der „Flohpinscher“ unter einem Busch im Stadtpark eine versiffte Tasche mit fast 900.000,– Euro darin findet. Jenny fackelt nicht lange, greift sich die Tasche und behält das Geld. Nicht in hundert kalten Wintern käme sie auf die Idee, den Fund zur Polizei zu bringen! Oma Käthe auch nicht, und so verstecken sie das Geld erst mal im Keller.

Sonderlich unauffällig hat sich Jenny sich beim Abtransport der Geldtasche nicht angestellt. Einer großen Frau mit quietschgrün gefärbten Haaren ist es praktisch unmöglich, am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit etwas unbemerkt zu tun. Und so dauert es nicht lange, bis in der Oma-Enkelin-Hund-WG diverse Menschen aufschlagen, die dort Geld und/oder Täterwissen vermuten. 

Zwei Millionen Euro Lösegeld sollen in der Tasche gewesen sein, und einer der mutmaßlichen Entführer ist tot. Wie kann es aber sein, dass das angebliche Entführungsopfer seelenruhig durch die Stadt spaziert? Und warum fehlt von dem Lösegeld mehr als die Hälfte?

Alle Welt will’s Lösegeld

Ein misstrauischer Kommissar, ein attraktiver Privatdetektiv und diverse kriminelle Elemente geben sich bei Kleins die Klinke in die Hand – oder steigen gleich durchs Badezimmerfenster ein. Jenny und ihre Oma mimen derweil die Unschuld vom Lande. Würde Käthe mit Gebrauchtwagen handeln und Jenny sich als Aushilfskraft von einer zickigen Friseurmeisterin schikanieren lassen, wenn sie Millionen hätten …? Eben!

Nicht alle Lösegeld-Interessenten fallen auf diese Unschuldsnummer rein. Und nicht alle überleben den Kontakt zu Jenny. Wie schon in Band 1 pflastern Leichen ihren Weg. Aber natürlich kann sie niiiiiie etwas dafür! Immer sind es ungünstige Umstände, denen diese Menschen zum Opfer fallen. 

Aber auch die Kleins kommen nicht unbeschadet aus dieser Geschichte heraus. Auf einmal ist Oma verschwunden, der Hund liegt im Koma und Omas treuer Jugendfreund Otto scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Nun reicht es nicht mehr, wenn die beste Freundin Anna alles stehen und liegen lässt und Jenny zu Hilfe eilt. Jetzt wär’s recht, wenn die Kavallerie käme …

Dem Chaos beim Toben zuschauen

Ich habe recht schnell aufgegeben, erraten zu wollen, was bei dieser mysteriösen Entführungsgeschichte wirklich gespielt wird. Einfach zurücklehnen und dem Chaos beim Toben zuschauen, das hier wohl die beste Vorgehensweise. Wichtiger ist sowieso, wie Oma und Enkelin sich aus scheinbar ausweglosen Situationen herauswinden – und von denen gibt’s hier reichlich. Aber die zwei Damen haben irrwitzige Ideen, eine gehörige Portion Chuzpe und Nerven wie breite Nudeln. 

Mit 35 Jahren wäre es langsam an der Zeit, dass Jennifer Klein erwachsen wird und sich nicht mehr wie ein sorgloser Teenager durchs Leben treiben lässt. Aber was würden uns da für saukomische Situationen entgehen! Zum Beispiel die haarsträubend chaotische Spendenaktion. Brüller! Oder wie Jenny, die ja im Friseursalon nur saubermachen soll, in einem Anflug von Größenwahn einer Kundin die Haare schlumpfblau coloriert. Nicht zu vergessen, ihre kreativen Geschäftsideen abseits der Legalität. Das ist überaus unterhaltsam. Da ist es nicht so wichtig, wer wen entführt hat und wer warum Anspruch auf das Lösegeld zu haben glaubt. 

Wilde Tricks – und eine Perspektive

Nur Erbsenzähler*innen wie ich recherchieren den Song, den Jenny als Klingelton hat, und dessen Text keinen Sinn ergibt. Stimmt schon: Wie’s im Buch steht, steht’s auch überall im Internet. Ich hab mir angehört, was die da plärren, und meine, folgendes verstanden zu haben: „ (…) they’re calling, don’t you leave it ringing.“ – Ja, sowas beschäftigt mich! Genau wie die Frage, wie Kleins die Sache mit dem Paket gedeichselt haben. Das war bestimmt Sperrgut! Ich lese schon so lange auf den facebook-Beschwerdeseiten diverser Logistikfirmen mit, dass ich mir vorstellen kann, dass dieser Trick tatsächlich funktioniert. 😀

Was ich mir außerdem vorstellen könnte: Weitere Jenny-Klein-Krimis. So eine Art berufliche Perspektive zeichnet sich ganz vage am Schluss für sie ab. Und ich glaube, in diesem Job wäre sie der Knaller. Wenn sie’s nur nicht wieder verbockt …

Die Autorin

»Gestorben wird immer« in den Büchern von Elke Schwab, denn »Mord ist ihr Hobby«. Das beweist die Tatsache, dass die Krimiautorin aus Leidenschaft in den letzten 20 Jahren über 20 Kriminalromane auf den Markt gebracht hat. Nach vierzehn Jahren in Frankreich hat sich die mehrfach ausgezeichnete Autorin nun wieder im Saarland niedergelassen.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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