Elke Schwab: Kullmann in Köln. Kriminalroman

Elke Schwab: Kullmann in Köln. Kriminalroman, Norderstedt 2023, BoD – Books on Demand, ISBN 978-3-75788641-7, Softcover, 360 Seiten, Format: 12,7 x 2,06 x 20,32 cm, Buch: EUR 15,00, Kindle: EUR 4,99.

Abb. (c) BoD / E. Schwab

Vermutlich war es nicht meine beste Idee, bei Band 12 in eine Reihe einzusteigen, die schon seit über 20 Jahren läuft. Es war eine echte Herausforderung, den Überblick über die Personen und die Handlung zu behalten und es ist mir nicht immer zu meiner Zufriedenheit geglückt. Aber da befinde ich mich in guter Gesellschaft: Auch die im Roman ermittelnden Polizeibeamten haben ein Problem damit, zu verstehen, wie hier alles zusammenhängt.

2019 und 1991: Wie sich die Fälle gleichen!

Es geht um zwei Kriminalfälle aus verschiedenen Jahrzehnten, um zwei Ermittlerteams – Köln und Saarbrücken – und um eine komplette Fernseh-Produktionsfirma als Zeugen und/oder Verdächtige. Zum Glück gibt es ein ausführliches Personenverzeichnis. Das hätte zwar vor der Drucklegung einen gründlichen Korrekturgang vertragen, doch es hat sich als immens hilfreich erwiesen. Dafür vielen Dank!

Köln 2019: Kriminalhauptkommissar Erik Tenes (60) hat sich aus privaten und beruflichen Gründen vom Polizeipräsidium in Saarbrücken nach Köln-Kalk versetzen lassen. Als erstes bekommt er es dort mit einem Fall zu tun, bei dem Spuren ins Saarland führen. Offenbar wird er seine „alten“ Kollegen nicht so schnell los. 

Eine Spur von Köln ins Saarland

Was ist passiert? Der Seifenoper-Darsteller Ben Cassidy (43) ist aus der Gondel einer Seilbahn gestürzt und im Rhein ertrunken. Ein Unfall war das nicht! Da hat jemand nachgeholfen. Seine Lebensgefährtin und Kollegin Julia Feld (26) lässt in Köln alles stehen und liegen, flüchtet zu ihrer Mutter ins Saarland – und verschwindet dort spurlos. Wenig später wird die Mutter erschlagen im Silwinger Tunnel, einer stillgelegten Eisenbahnanlage im Norden des Bundeslandes, aufgefunden. Tochter Julia bleibt verschwunden.

Norbert Kullmann (80), Kriminalhauptkommissar a.D., ist mit seinen ehemaligen Mitarbeitenden nach wie vor in Kontakt und kriegt auf diesem Weg mit, was im Präsidium läuft. Er erinnert sich gut an einen Fall aus dem Jahr 1991 und an Julias Mutter. Sie war damals zusammen mit drei anderen Jugendlichen im Silwinger Tunnel vermutlich ein paar Ganoven in die Quere gekommen, die dort gerade ihre Geschäfte abwickelten. So hat man es sich zumindest im Nachhinein zusammengereimt. Einer der Jugendlichen wurde halb totgeschlagen, Julias Mutter war tagelang wie vom Erdboden verschluckt und ein stadtbekannter Kleinganove lag erschossen im Tunnel. Was damals genau passiert ist, hat man nie herausgefunden, weil von den Jugendlichen keine brauchbare Aussage zu bekommen war.

Erstaunliche Querverbindungen

Ab da habe ich irgendwie den Faden verloren. Die Polizisten aus Köln und Saarbrücken arbeiten nun zusammen, weil es diverse Querverbindungen zwischen dem alten und dem neuen Mord- und Entführungsfall zu geben scheint. Einige Leute aus dem Fall von 1991 bewegen sich jetzt im Dunstkreis der TV-Produktionsfirma in Köln. Das ist nicht auf Anhieb zu erkennen, weil manche Personen inzwischen einen anderen Namen tragen und sich in 28 Jahren auch stark verändert haben. 

Hier versagt selbst das legendäre „Elefantengedächtnis“ von Altmeister Kullmann. Der hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, samt Frau und Hund nach Köln zu reisen um den ehemaligen Kolleg:innen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Rat“ wäre auch vollkommen okay gewesen, aber das mit der „Tat“ hätte er altershalber und aus gesundheitlichen Gründen lieber bleiben lassen sollen, denn das bringt ihn in diesem verzwickten Fall in höchste Gefahr …

Von den Ereignissen überrollt

Vielleicht war ich mit dem komplexen Fall überfordert, weil ich vollauf damit beschäftigt war, das „Stammpersonal“ des Romans und dessen gemeinsame Vergangenheit kennenzulernen. Ich hab’s dann gemacht wie bei den Büchern des von mir sehr geschätzten Ben Aaronovitch: festhalten, weiterlesen und hoffen, dass sich alles irgendwann klären wird. Auch das kann gute Unterhaltung sein. Aber eigentlich denke ich lieber mit als mich von den Ereignissen in einem Buch überrollen zu lassen.

Allzu helle stellen sich die Ermittlungsbeamten ja nicht an! Ein ums andere Mal gibt’s von irgendwelchen Vorstadtganoven ein paar auf die Nuss. Und warum dauert es so lange, bis die wahre Identität einer bestimmten Person feststeht? Wenn diese ihren Namen geändert hat – und der Verdacht drängt sich auf –, müsste die Polizei das doch auf Knopfdruck aus dem System locken können! 

Ein Knalleffekt zum Schluss

Der Knalleffekt ist natürlich größer, wenn am Schluss in Agatha-Christie-Manier enthüllt wird, wer hier wer ist. Und es gibt auch eine dichterische Freiheit. Das ist schließlich ein Roman und kein Sachbuch. Trotzdem wirkt’s auf mich ein bisschen so, als würden die Polizisten ihr Handwerk nicht verstehen. Das möchte ich eigentlich nicht von ihnen denken müssen, denn die Kollegen sind ein sympathischer Haufen. Es hat mir gefallen, wie freundschaftlich sie miteinander umgehen. Man merkt, dass die Leute eine lange Geschichte miteinander verbindet. Der 12. Band ist aber, wie gesagt, zum Seiteneinstieg in die Reihe nur bedingt geeignet.

Die Autorin

„Gestorben wird immer“ in den Büchern der Krimiautorin Elke Schwab, für die kein Mord zu grausam und keine Story zu gruselig sein kann. 25 Bücher hat die Autorin schon auf den Markt gebracht. Und Elke Schwab ist noch lange nicht fertig mit Morden – daran lässt sie keinen Zweifel. Vierzehn Jahre hat sie in der Ferne gelebt. Jetzt hat sie den Entschluss gefasst, sich wieder in ihrer alten Heimat niederzulassen. Die Täterin kehrt an einen ihrer vielen Tatorte zurück.

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Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com 
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