Randale früh um fünf

Da könnte man an einem Samstag endlich mal etwas länger schlafen als unter der Woche – und dann tobt früh um fünf ein Mensch ums Haus und führt sich auf wie Fred Feuerstein!

Wir wohnen parterre, und wenn auf der Straße jemand herumgrölt, macht er das zwei Meter vor unserem Schlafzimmerfenster. Aufgewacht bin ich, weil eine Männerstimme in Endlosschleife schrie: „Aufwachen, aufwachen, jetzt steh doch auf!“

Es dauerte ein wenig, bis ich meinen Grips soweit sortiert hatte, dass ich reagieren konnte. Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Es hätte ja sein können, dass jemand auf der Straße zusammengebrochen ist und sein (angetrunkener?) Begleiter nicht weiß, was er tun soll.

Niemand zu sehen.

Ich ging wieder ins Bett. Und die Randale ging hinter dem Haus weiter. Der Mensch hämmerte gegen die Haustür und gegen unseren Balkon. Das Balkongeländer ist mit Lochblech verkleidet. Das tut Höllenschläge, wenn man dagegenhaut. „Mach auf! Lass mich rein! He, aufwachen! Aaaaaaaah“, brüllte der Mann.

Da hab ich den Gatten geweckt, der, wenn er schläft, selbst eine Detonation überhören würde.
„Du, ums Haus rum randaliert einer. Ich bin mir nicht sicher: Sollen wir die Polizei rufen?“
„Wie? Was? Wer?”
In dem Moment legte der da draußen wieder los: bamm-bamm-bamm. „Ey, Alte, mach auf, lass mich rein! Schönen Abend noch! Aaaaaaah!“

Der Gatte fuhr in Jeans, Latschen und Anorak, schnappte sich die Taschenlampe und sagte: „Ich geh mal gucken!“
Ich: „Du gehst auf keinen Fall vors Haus!“
Er: „Okay. Dann schau ich vom Balkon aus. Das kann’s doch nicht sein, dass der Fred Feuerstein da draußen die ganze Nacht nach seiner Wilma brüllt.“

Ja, in der Tat! Das erinnerte irgendwie an den Abspann der alten Familie-Feuerstein-Trickfilme. Letzte Szene …. ihr erinnert euch?

Der Gatte ging auf den Balkon, funzelte mit der Taschenlampe durch den Garten und knurrte: „Was soll der Scheiß? Schnauze da draußen!“
Gesehen hat er niemanden, aber das wäre auch eher Zufall gewesen. Der Garten mit all seinen Bäumen und Sträuchern ist nicht besonders übersichtlich.

Es ging noch ein paarmal: „Aaaaaaaah!“, dann war Ruhe. Nach einer Weile fuhr ein Auto weg.

Die Stimme haben wir nicht erkannt. Vielleicht hat sich ein Meschuggener im Haus geirrt. Oder es war ein durchgeknallter Ex oder Verehrer einer Nachbarin. Selbst normale Menschen können ja bekloppte Leute kennen, nicht?

Ich hab mich am Morgen kaum getraut, in die Waschküche und zum Briefkasten zu gehen. Was, wenn irgendwo der Steinzeitmensch sitzt und seiner Wilma auflauert? War aber nix.

Der Hit ist, dass niemand im Haus den Vorfall erwähnt. Entweder haben die anderen Hausbewohner von dem Krawall wirklich nichts mitgekriegt – was ich mir kaum vorstellen kann -, oder keiner traut sich was zu sagen, weil man ja nicht weiß, wer in die Geschichte involviert ist.

Jetzt hoffe ich, dass Fred Feuerstein am Samstag in der Früh noch den Heimweg nach Bedrock City gefunden hat und uns nicht mehr mit seiner nächtlichen Anwesenheit belästigt.

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