Silke Porath: Mops und Mama – Roman

Silke Porath: Mops und Mama – Roman, Meßkirch 2014, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1489-3, Softcover, 279 Seiten, Format: 20 x 12 x 2,4 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.

Abbildung: © Gmeiner-Verlag
Abbildung: © Gmeiner-Verlag

„Ich verdränge jeden Gedanken an Arne, so gut es eben geht. Nützt ja nichts, wenn ich vor Sehnsucht vergehe, während er putzmunter durch den Dschungel krabbelt und keine Ahnung von seiner Vaterschaft hat. Selbst schuld, Tanja, du wolltest es so.“ (Seite 149)

Weil eine Wissenschaftlerin ausgefallen ist, bietet sich dem Tierarzt Arne Fuchs die Chance seines Lebens: Er kann für ein halbes Jahr an einem Forschungsprojekt im bolivianischen Urwald teilnehmen. Am selben Tag, als er die Zusage bekommt, erfährt seine Lebensgefährtin Tanja Böhme, dass sie schwanger ist – und schweigt, weil sie nicht seinen Jugendtraum zerstören will. Einerseits hätte sie ihn jetzt gerne an ihrer Seite, andererseits möchte sie nicht, dass er ihrer (ungeplanten) Schwangerschaft wegen in Stuttgart bleibt und dann ein Leben lang der verpassten Gelegenheit nachtrauert.

Während der gänzlich ahnungslose Vater in spe also das Leben der südamerikanischen Bulldoggfledermaus erforscht und zeitweise unerreichbar ist, durchlebt Tanja die Höhen und Tiefen ihrer Schwangerschaft ohne seinen Beistand. Zum Glück hat sie ihre Freundin Sandra – die pikanterweise Arnes Ex-Gattin ist – und ihre WG-Mitbewohner, das schwule Ehepaar Chris und Rolf. Die passen gut auf ihre „Prinzessin“ auf. In ihrem Lokal in der Schrebergartenkolonie darf sie nur noch unter strengster Einhaltung der Mutterschutz-Richtlinien kellnern. Und natürlich begleiten die beiden Herren sie auch zur Schwangerschaftsgymnastik, was bei den anderen werdenden Müttern zu hochgezogenen Augenbrauen führt – und bei den Leserinnen zu Kicher-Anfällen.

Moralische Unterstützung leisten auch der WG-Mops „Earl of Cockwood“ und sein Sohn, der Mops-Pudel-Mix „Mudel“. Mit wechselndem Erfolg.

Als Kumpel Klaus eine Unterkunft für seinen 17-jährigen Neffen Pascal sucht, der in Stuttgart ein Praktikum machen will, quartiert die Wohngemeinschaft ihn kurzerhand in der Nachbarwohnung ein. Die gehört Arne Fuchs, aber der ist ja gerade im Urwald und kriegt das sowieso nicht mit.

Außer „cool“ und „mega“ sagt Teenie Pascal nicht viel. Doch dass er in eine Kollegin verliebt ist, die ihn gar nicht wahrnimmt, das kriegen die WG-Bewohner trotzdem mit. Also bekommt der Junge ein Make-over verpasst, und eine bühnenreife „Show“ im Verkaufsraum seiner Praktikumsfirma soll die Aufmerksamkeit der jungen Dame auf ihn lenken. Kenner der Reihe ahnen es schon: Das gibt wieder eine tumultartige Szene, die ganz anders läuft als geplant.

Das gilt auch für die Quizsendung im Fernsehen, für die Sandra und Tanja sich vor Urzeiten mal als Kandidaten angemeldet haben. Tanjas Schwangerschaftsbeschwerden waren da ebenso wenig einkalkuliert wie die Vorverlegung des Termins, die daraus resultierende mangelnde Vorbereitungszeit und das überraschende Motto der Sendung. Dennoch verplanen die Mädels im Geist schon den Hauptgewinn … Der eigentliche Star der Sendung ist jedoch Mops Earl, der als Maskottchen mit in die Sendung darf und im selbstgeschneiderten Lederhosen-Outfit von Freundin Betty der absolute Hingucker ist. Die Zuschauer lieben ihn – selbst als er sich vor laufender Kamera ausgesprochen ungebührlich benimmt. Oder vielleicht gerade deswegen.

Die Monate ohne ihren Liebsten sind so turbulent, dass Tanja nur abends im stillen Kämmerlein dazu kommt, ihn zu vermissen. Wenn der Trubel nachlässt und sie nur noch die beiden Hunde als Gesellschaft hat, ist die Sehnsucht nach ihrem Liebsten dafür besonders groß. Als Arne überraschend früher von seiner Forschungsreise zurückkommt als geplant, ist Tanja überglücklich. Doch seine Reaktion fällt vollkommen anders aus als erhofft. Hat Tanja den Fehler ihres Lebens begangen, als sie ihm seinen Lebenstraum ermöglicht hat?

Und das ist noch nicht die letzte Überraschung, die auf unsere Heldin wartet …

Kein Zweifel: Stuttgarts verrückteste WG wird reifer und gesetzter. Die Geschichten sind näher am Leben und nicht mehr gar so schrill wie zu Beginn. Man denke nur an die wilde Racheaktion in Band 1 NICHT OHNE MEINEN MOPS! Das war spannend und brüllkomisch, aber die leiseren Töne haben doch mehr Charme.

Langeweile muss freilich niemand befürchten. Schräge Momente hat es noch genügend: Schon Arnes Verabschiedung am Stuttgarter Flughafen läuft ziemlich aus dem Ruder. Dann ist da die Quizsendung … die Bekanntschaft mit Betty, die einen Laden für Hundemode betreibt …. die Versuche, den maulfaulen Pascal mit seiner Traumfrau zu verkuppeln … die köstlich-chaotische Szene, in der die Laubenpieper im Garten Satellitenfernsehen installieren, um gemeinsam die Ausstrahlung der Quizsendung sehen zu können … die Schwangerschaftsgymnastik mit ihrer Typologie der Mütter … Und so alle zehn bis fünfzehn Seiten muss die Heldin ganz dringend aufs Klo. Immer, wenn das gerade gar nicht passt. Den Wahnsinn des Alltags hat die Autorin in diesem Buch wunderbar eingefangen. Und sie überspitzt dabei die Realität nur ganz leicht.

Tanjas Freunde mögen ein ziemlich meschuggener Haufen sein, aber sie halten treu und unverbrüchlich zusammen. Direkt schade, dass es sie nur in Silke Poraths Romanreihe gibt und nicht „in echt“. Solche Kumpels würde man sich wünschen!

Und weil jetzt unweigerlich die Frage nach den beiden vorangegangenen Bänden kommt: Sie heißen NICHT OHNE MEINEN MOPS (ISBN 978-3-8392-1207-3 und MOPS UND MÖHREN (978-3-8392-1344-5). 😉

Die Autorin
Silke Porath ist in Balingen aufgewachsen. Nach dem Abitur volontierte sie bei einer großen Tageszeitung und arbeitete als Redakteurin in schwäbischen Redaktionen. Von dort aus wechselte sie in die PR-Branche und lebte lange Jahre in Stuttgart. Nach der Geburt ihrer Tochter begann sie, zu schreiben. Seitdem sind zahlreiche Romane und Sachbücher von ihr erschienen. Sie lebt wieder in ihrer Heimatstadt, ist Mitglied der 42erAutoren und gibt als freie Schreibtrainerin Literaturkurse für Erwachsene und Kinder.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
http://www.boxmail.de

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