Tatjana Geßler: Zu Hause im Zoo, Band 4: Ein Koala zum Kuscheln (8 – 10 J.)

Tatjana Geßler: Zu Hause im Zoo, Band 4: Ein Koala zum Kuscheln, Stuttgart 2015, Planet Girl in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, ISBN 978-3-522-50465-2, Hardcover, 138 Seiten mit s/w-Illustrationen von Jörg Hartmann, Format: 15,4 x 2 x 21,1 cm, EUR 8,99 (D), EUR 9,30 (A).

Abbildung: (c) Planet Girl Verlag
Abbildung: (c) Planet Girl Verlag

Lea Frank, 13, wohnt im Zoo. Ihre Mutter Maria ist Direktorin des Tierparks Schönhagen in Baden-Württemberg. Lea hat eine jüngere Schwester, Franziska, die öfter mal zu recht fiesen Tricks greift, um ihre Interessen durchzusetzen. An ihren Vater können sich die beiden Mädchen kaum noch erinnern. Er hat die Familie verlassen, als sie noch klein waren. Mutter Maria ist inzwischen glücklich mit dem Revierleiter der Kleinsäuger liiert.

Lea liebt Max und lebt im Zoo


Lea schwärmt für den Tierpfleger-Azubi Max Berger. In Modefragen und Liebesdingen ist das burschikose Mädchen voll auf den Rat ihrer um ein Jahr älteren Freundin Melanie Jungmann angewiesen. Die ist mit Max’ Kollegen Tobias Wentz zusammen und weiß alles, was man über den Umgang mit Jungs wissen muss.

Wenn Max sie doch nur mal um eine Verabredung bitten würde! Oder steht er etwa auf die attraktive, wenn auch etwas überdrehte Nachwuchs-Journalisten vom TV-Sender WEITBLICK?

Doch das Liebesleben der Teenager muss erst einmal warten. Ein ganz besonderer tierischer Neuzugang steht dem Tierpark ins Haus. Weil Zootierarzt Dr. Armin Kroy ein bekannter Spezialist für Koalas ist, vertraut ihm der Duisburger Zoo ein krankes Exemplar dieser wuscheligen Beutelbären an.

Koala-Futter wächst nur in Australien


Koaladame Wirri Wirri hat sich einen hartnäckigen Parasiten eingefangen und ist mehr tot als lebendig, als sie in Schönhagen ankommt. Sie wird nicht nur eine aufwändige Behandlung und Pflege brauchen, sondern auch spezielle Nahrung: Koalas fressen ausschließlich frische Eukalyptusblätter, die nur in Australien wachsen und in Europa nur sehr schwer zu züchten sind. Wenn die Vorräte, die der Duisburger Zoo ihr mitgegeben hat, aufgefuttert sind, muss der Nachschub rollen. Das heißt: Der Tierpark braucht eine Fluggesellschaft, die regelmäßig kostengünstig, wenn nicht gar gratis, das Grünfutter von Australien nach Deutschland fliegt.

Die Airlines sehen in erster Linie den Arbeitsaufwand und die Kosten aber keinen Nutzen für sie selbst. Eine nach der anderen sagt ab. Man müsste ihnen einen Gegenwert für ihre Hilfsleistung anbieten, denkt Leas pfiffige und geschäftstüchtige Freundin Melanie und hat auch schon eine Idee. Doch die scheitert ebenso krachend wie Leas erstes Date mit Azubi Max. Bekommt nun die affektierte Fernsehjournalistin Sarah ihre Chance bei ihm? Und muss Koala Wirri Wirri nun wieder zurück in den Duisburger Zoo? Das wäre ein Jammer, denn in Schönhagen hat sie nicht nur die optimale Pflege, sie ist auch der Liebling der Belegschaft. Keiner möchte sie mehr hergeben.

Freundin Melanie gibt nicht auf


Alles geht schief! Lea ist todunglücklich und absolut sicher, dass für sie niemals wieder die Sonne scheinen wird. Doch zum Glück hat sie ihre Familie – und ihre einfallsreiche Freundin Melanie. Die glaubt an zweite Chancen und gibt nicht so schnell auf …

Manchmal klingen die Gedanken, Beobachtungen und Formulierungen der Teenager schon sehr erwachsen: „Eine immer schwächer werdende Sonne tauchte die noch müde vor sich hindösenden Brillenpinguine in dieses besonders warme Goldlicht, als trügen sie alle winzige Heiligenscheine.“ (Seite 8) Das ist wunderschön, bildhaft und poetisch, aber ob eine Dreizehnjährige auf so eine Beschreibung käme? Egal – ihr Benehmen ist auf jeden Fall altersgemäß. Eben noch vor Begeisterung sprühend und wahnsinnig verliebt, wollen sie wenige Minuten später am liebsten sterben und den/die Liebst/e nie, nie, nie mehr wiedersehen. Würden sie nur einmal klar und deutlich miteinander reden, würden sie sich so manches nervenzerfetzende Drama sparen. Aber so ist das Leben eben – nicht nur in diesem Alter.

Leas Freundin Melanie ist da nicht so sprunghaft. Das ist überhaupt ’ne Marke! Sie hat gar keine Scheu davor, auf andere Menschen zuzugehen und lässt sich auch von arroganten und herablassenden Erwachsenen nicht die Butter vom Brot nehmen. Die wird’s noch weit bringen.

Für Tierfreunde ist diese Buch natürlich toll. Die Heldin kann und darf das tun, wovon manch eine der jungen Leserinnen träumt: mit Affenbabys spielen, bei der Versorgung und Pflege aller möglichen faszinierenden Zootiere helfen – und mit einem flauschigen Koala kuscheln.

Freud und Leid im Tierpark


Dass es auch Arbeit, Kummer und Sorgen bedeutet, wenn man für so viele Tiere verantwortlich ist, das erfahren die LeserInnen ebenfalls. Man spürt, dass die Autorin viel mit Tieren zu tun hat und nicht nur über angelesenes Wissen verfügt. Auch die Gestalten aus der Werbe- und Medienszene, die in dieser Geschichte vorkommen, legen die Vermutung nahe, dass Frau Geßler sich in diesen Bereichen sehr gut auskennt 😉 .

EIN KOALA ZUM KUSCHELN ist der vierte Band einer Reihe. Aus den Gesprächen der Figuren wird auch deutlich, dass es da die eine oder andere Vorgeschichte gegeben hat. Man kommt aber auch als Quereinsteiger sehr gut mit. Ein kleines Personenverzeichnis am Anfang des Buchs hilft dabei, schnell zu erfassen, wer welche Aufgaben im Tierpark hat und wie die Leute alle zusammengehören. Wobei Günter Ganter und Herr Schröder zwar auf der Liste stehen, aber keine Leute sind.

Das Buch ist spannend und unterhaltsam, der Humor kommt nicht zu kurz und sogar die eine oder andere Sachinformation bleibt hängen. Ich hatte mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, wie man die wählerischen Koalas in den Tierparks ernährt. Dank dieses Buchs weiß ich nun mehr.

Die Autorin
Tatjana Geßler war schon als Kind eine große Tierfreundin. Kein Wunder, stammt sie doch aus einer Tierarztfamilie. Nach ihrem Studium arbeitete die diplomierte Wirtschaftsingenieurin als Werbetexterin und ist seit 1998 TV-Journalistin, Filmemacherin und Moderatorin beim SWR in Stuttgart. Hier moderierte sie u.a. „Landesschau – die Woche“. Innerhalb der Landesschau hat sie ihre eigene Serie „Tatjanas Tiergeschichten“, in der sie Tiere besucht und ihre spannenden Geschichten erzählt.

Foto: (c) Hans Kollmer
Foto: (c) Hans Kollmer

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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