Andrew Shaffer: Hope Rides Again. Ein Fall für Obama und Biden. Kriminalroman

Andrew Shaffer: Hope Rides Again. Ein Fall für Obama und Biden. Kriminalroman, OT: Hope Rides Again, aus dem Amerikanischen von Eva Bonné, München 2020, Droemer Verlag, ISBN 978-3426308110, Klappenbroschur, 285 Seiten, Format: 13,7 x 2,7 x 21,1 cm, Buch: EUR 14,99 (D), EUR 15,50 (A), Kindle: EUR 9,99.

Abb.: (c) Droemer

„Ein Junge lag im Krankenhaus und der Gedanke reichte, mich durchhalten zu lassen. Ein Junge, der gesagt hatte, er wünsche sich einen Vater wie mich. Das war mein Problem oder auch nicht, aber ich konnte nicht einfach nichts tun, oder?“ (Seite 114)

März 2019: Seit Barack Obama und Joe Biden nicht mehr im Amt sind, sehen sie einander nur noch selten. Die Obamas haben viel zu tun, während Biden noch mit sich ringt: Ruhestand oder Präsidentschaftskandidatur 2020?

Gerade halten sich beide in Chicago auf. Eine gute Gelegenheit für ein Wiedersehen! Die Obamas sind beim Weltökonomieforum, und da geht jetzt auch Joe hin. Wie schon in Band 1, HOPE NEVER DIES, lässt er auch dieses Mal keine Gelegenheit aus, gegen Barack und Michelle wie ein unbeholfener, altbackener Provinz-Opa auszusehen. Der Türsteher erkennt in nicht und will ihn nicht reinlassen. Michelle muss ihn aus dieser peinlichen Lage retten. 😀

Hat der Helfer Obamas Handy geklaut?

Im Foyer kommt Biden mit einem dem 16jährigen Shaun Denton ins Gespräch, der an einem Förderprogramm für benachteiligte Jugendliche teilnimmt und als freiwilliger Helfer hier ist. Shauns Schicksal rührt Biden, doch als wenig später Obamas Handy verschwunden ist, hat er spontan den Jungen in Verdacht. Die anwesenden Promis wie die milliardenschwere Moderatorin Oprah Winfrey oder der Rapper Caruso werden es ja nicht nötig haben, Telefone zu klauen!

Eine Ortung ergibt, dass das Handy zuletzt am Güterbahnhof eingeloggt war. Obama lässt es sperren und beschließt mit einem Schulterzucken, sich ein neues zu kaufen. Für ihn ist der Fall erledigt. Nicht so für Biden. Am Güterbahnhof jobbt Shaun Denton, und dem will er ins Gewissen reden. Als Joe dort eintrifft, läuft er jedoch mitten in einen Polizeieinsatz. Unbekannte haben Jungen angeschossen.

Angeschossen … von einer Gang?

Dass Biden sich zum Tatort durchdrängelt und den Beamten neugierige Fragen stellt, ruft den Bürgermeister Rahm Emmanuel und dessen „Ausputzer“, den bulligen Personenschützer Benny Polaski, auf den Plan. Eindringlich warnen sie Joe. Er soll sich von gefährlichen Gegenden fern und aus polizeilichen Ermittlungen heraushalten. Wenn ihm hier in Chicago etwas passiert, haben sie den Ärger an der Backe. Und sie lassen keinen Zweifel daran, dass sie dies zu verhindern wissen werden. Eigentlich wollte Joe ja längst wieder zuhause sein. Doch jetzt, wo man ihn so vehement loswerden will, bleibt er schon aus Trotz.

Shaun Denton wird die Schussverletzungen überleben. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Obwohl jeder, der ihn kennt, beschwört, dass er nichts mit Gangs am Hut hatte, betrachtet die Polizei den Anschlag auf sein Leben als eine Gang-Straftat und kümmert sich nicht weiter darum. Irgendjemand muss doch dem Burschen Gerechtigkeit widerfahren lassen, wenn schon die Polizei es nicht tut! In stiller Übereinkunft übernehmen das jetzt Biden und Obama. Und auch Obamas bedauernswerter Personenschützer Steve ist wieder mit von der Partie. Er kennt das Spiel schon: Was immer die beiden befreundeten Politiker aushecken, in welche missliche Lage sie sich auch bringen werden – er wird wieder die A***karte ziehen und sie herauspauken müssen!

Der Gegner reagiert

Dass die drei mit ihren privaten Nachforschungen bereits jemandem auf den Schlips getreten sind, merken sie recht schnell: In einem Parkhaus werden sie beinahe überfahren – vorsätzlich. Beim Versuch, für Hintergrundrecherchen in ein Büro einzubrechen, setzt es von einer Buchhändlerin Prügel – ausgerechnet mit einem Kinderbuch über das Kaninchen von Mike Pence.*

Ganoven oder Ehrenmänner?

Worin, verflixt nochmal, ist Shaun Denton verwickelt? In die Container-Aufbrüche am Güterbahnhof? Aber die gehen doch auf das Konto einer Gang, und Shaun ist lediglich Mitglied in der Red-Door-Kirchengemeinde! Biden beschleicht ein ungeheuerlicher Verdacht: Kann es sein, dass sowohl Pastor Brown als auch Shauns Mentor, der Rapper Caruso, gar nicht die Saubermänner sind, für die man sie hält? Ist deren kriminelle Vergangenheit womöglich noch gar nicht vergangen? Und warum merken die Obamas nichts davon und vertrauen diesen Leuten? Die sind doch sonst immer so schlau!

Ein geheimes Treffen in einer russischen Sauna ist für die Amateurdetektive aufschlussreich, für die Leser zum Brüllen und für den armen Bodyguard Steve ausgesprochen unerquicklich. Vornehmer wird’s nicht, ungefährlicher auch nicht. Sie müssen große und kleine Ganoven und sogar einen Stripclub besuchen, bis es schließlich – nach einem Kidnapping und einer angeblichen Flugzeugentführung – auf einer Promi-Yacht zum großen Showdown kommt, das Biden aufgrund eines Missverständnisses um ein Haar vermasselt. So gut, wie er glaubt, kennt er Obama wohl doch nicht …

Witz und Gesellschaftskritik

Bei den HOPE-Krimis ist es im Grunde egal, wen die prominenten Amateurdetektive jagen und warum. Der Fall ist nur ein Vehikel für die „Bromance“. Wenn die prominenten Herren wieder mal tief in der Tinte sitzen, ist es sehr vergnüglich zu lesen, wie unterschiedlich sie damit umgehen: Biden, der sich ebenso verzweifelt wie vergeblich bemüht, Herr der Lage zu sein und cool zu wirken und Obama, der einfach nur cool ist aber mit diesem Image manchmal hadert.

Dieses Mal ist eine Portion Gesellschaftskritik mit in die Geschichte eingewoben. Das fängt schon auf Seite 20 mit Carusos Rede auf dem Ökonomie-Forum an und zieht sich anhand von Shaun Dentons Geschichte durch den gesamten Roman. Obama spricht aus, was Sache ist: 

„Du musst es aus der Perspektive dieser Jugendlichen sehen, Joe. Sie leben in einer Welt der Gewalt. Sie wissen, dass jeder Tag ihr letzter sein könnte. Sie haben sich nicht für dieses Schicksal entschieden. (…) Diese Jugendlichen brauchen mehr schulergänzende Programme. Und Jobs. Und was kriegen sie? Religion? Ich wünschte, das wäre genug.“ (Seite 172/173)

HOPE RIDES AGAIN wirkt dadurch ein wenig ernsthafter als sein Vorgänger HOPE NEVER DIES. 

Fast wie ein altes Ehepaar

Der vorliegende Roman ist auch – aber nicht nur – die abgefahrene Geschichte zweier Männer (plus Bodyguard), die das Richtige tun wollen und es nicht lassen können, selbst im Angesicht höchster Gefahr auf den Schwächen und Eigenheiten des jeweils anderen herumzuhacken. Fast wie ein altes Ehepaar. 😉

Auch wenn man den Krimi kichernd liest – man bekommt schon leichte Bedenken wegen Bidens Präsidentschaftskandidatur. Ganz so spießig-provinziell, weltfremd und bereits vor Jahrzehnten vom Zeitgeist abgehängt wie sein literarisches Alter Ego wird der reale Joe Biden ja hoffentlich nicht sein!

Der Autor

Andrew Shaffer ist Autor zahlreicher New York Times Bestseller u. a. »The Day of the Donald: Trump trumps America« und »Fifty Shames of Earl Grey«. Er lebt mit seiner Frau, der Autorin Tiffany Reisz, in Lexington, Kentucky. Er unterrichtet am Carnegie-Center for Literary and Learning.  HOPE NEVER DIESE ist nach HOPE RIDES AGAIN der zweite Fall für Obama und Joe Biden.

Die Übersetzerin

Eva Bonné, geboren 1970, hat Amerikanistik und Lusitanistik studiert und über setzt aus dem Englischen, u.a. Michael Cunningham, Anne Enright und Rachel Cusk. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

*) Jill Twiss, E. G. Keller: A DAY IN THE LIFE OF MARLON BUNDO

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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