Jessica Kremser: Frau Maier macht Dampf. Krimi

Jessica Kremser: Frau Maier macht Dampf. Krimi, Frau Maiers 5. Fall, Bielefeld 2021, Pendragon-Verlag, ISBN 978-3-86532-766-6, Softcover, 279 Seiten, Format: 11,4 x 2,3 x 18,8 cm, Buch: EUR 13,40, Kindle: EUR 10,99.

Abb.: (c) Pendragon Verlag

Seit neun Jahren und fünf Bänden kenne ich nun schon Frau Maier, die wissbegierige Reinigungskraft im Rentenalter. Seit unserer ersten „Begegnung“ hat sie zum Glück ein paar Sozialkontakte dazugewonnen. Zu Anfang hatte sie ja wirklich nur ihre Katze. Introvertiert und eigenbrötlerisch ist sie immer noch. Das bleibt. Aber jetzt hat sie wenigstens einen kleinen Bekanntenkreis.

Miss Marple vom Chiemsee

Es ist von Anfang an so einiges schiefgelaufen in Frau Maiers Leben, sonst würde eine so hochintelligente Frau nicht einsam in einem abgelegenen kleinen Häuschen wohnen und sich mühsam mit Putzjobs über Wasser halten. Mit ihrem wachen Verstand und ihrer Beobachtungsgabe hätte sie Karriere bei der Kriminalpolizei machen können – oder was immer ihr sonst vorgeschwebt hätte. Doch sie hat nicht einmal eine Berufsausbildung.

Jetzt ist sie so eine Art Miss Marple vom Chiemsee, die immer wieder unfreiwillig über Kriminalfälle stolpert und dabei oft genauer hinschaut als die Polizei. Und dann muss sie sich einfach einmischen, weil ihr Gerechtigkeitssinn verlangt, dass der/die Richtige zur Rechenschaft gezogen wird.

Frau Maier und die Wellness

Kenner:innen der Reihe ahnen schon, dass es auch bei Frau Maiers geplantem Wellnessurlaub in der Steiermark alles andere als geruhsam zugehen wird. – Mooooment! Die sparsame Frau Maier im Wellnesshotel? Das ist ja ganz was Neues! Nun ja, es war auch nicht ihre Idee. Elfriede von der Sparkasse, Frau Maiers einzige Freundin, hat diese einwöchige Reise in einem Preisausschreiben gewonnen, kann sie aber aufgrund widriger Umstände nicht antreten. Damit der Gewinn nicht verfällt, soll jetzt Frau Maier fahren. Die ziert sich zunächst, weil sie sich außerhalb ihres Häuschens überall fehl am Platz vorkommt, doch als sie hört, dass der vorige Hoteldirektor vor kurzem spurlos verschwunden ist, siegt ihre Neugier. Also packt sie ihr Köfferchen.

Nur langsam gewöhnt Frau Maier sich daran, den ganzen Tag im Bademantel herumzulaufen und in noblem Ambiente ein umsorgter Gast zu sein. Umso schneller macht sie sich beim Personal unbeliebt, weil sie in aller gebotenen Diskretion Fragen nach dem verschwundenen Hoteldirektor stellt. Und weil sie außerdem eine der Hotelangestellten bei einer dubiosen Tätigkeit beobachtet und auch gleich mitkriegt, dass der „Hausdrache“ – pardon: die Hausdame – die bosnischen Zimmermädchen schikaniert. Diese jungen Frauen scheinen geradezu Todesangst vor ihr zu haben.

Ein Toter im Spa

Als der Chefbuchhalter des Hotels im Spa ums Leben kommt, dürft ihr dreimal raten, wer den Toten findet. – Klar: unsere Frau Maier, natürlich!

Irgendwie ist die Polizei in Österreich auch nicht anders als in Deutschland: Für Frau Maiers Geschmack hudeln die ein bisschen arg schnell über den Fall hinweg. Sie dagegen hätte noch ein paar Fragen. Nicht nur das Kribbeln im Nacken sagt ihr, dass hier eine ganze Menge faul ist. Dazu genügt ihr gesunder Menschenverstand: Der neue Direktor vermisst wichtige Akten, eines der bosnischen Zimmermädchen versucht krampfhaft ihre perfekten Deutschkenntnisse zu verbergen und braucht offensichtlich dringend Hilfe. Im Kosmetikbereich laufen anscheinend irgendwelche mysteriösen Geschäfte und im Hotel drückt sich ein Mann herum, der entweder dazu abgestellt wurde, Frau Maier im Auge zu behalten – oder der denselben Unregelmäßigkeiten auf der Spur ist wie sie.

Frau Maier ermittelt

Theoretisch könnte Frau Maier bei ihren Bekannten daheim in Kauzing Rat und Hilfe finden. Ahnenforscher Andreas hat ihr eigens ein Smartphone beschafft und schickt ihr jeden Abend Fotos vom Haus und der Katze, damit die Wellness-Urlauberin weiß, dass zuhause alles in Ordnung ist. Aber 1. kann sie mit dem Handy nicht richtig umgehen und 2. möchte sie niemanden beunruhigen. Also schnüffelt sie alleine im Hotel herum. Das heißt, so ganz alleine ist sie ja nicht. Einen Helfer hat sie. Doch die beiden haben keine Ahnung, wie weit ihre Gegner:innen für vergleichsweise geringe Gewinne zu gehen bereit sind.

Statt Entspannung ist für Frau Maier jetzt Hochspannung angesagt und statt Wellness – Lebensgefahr!

Wie immer bei den Frau-Maier-Krimis geht’s um Intrigen und krumme Geschäfte, bei denen leider auch mal ein Mensch auf der Strecke bleibt. Die Fälle sind recht spannend, nicht allzu blutig und so nah an der Realität, dass das alles wirklich passiert sein könnte.

Schrullige Schnüfflerin

Ich mag die schrullige Schnüfflerin, vielleicht, weil ich so gut nachvollziehen kann, wie sie tickt. Und sie tut mir immer ein bisschen leid, weil sie ihr Leben lang geistig unterfordert war und hinter ihren Möglichkeiten zurückblieb. Jetzt erst, in einem Alter, in dem andere schon im Ruhestand sind, hat sie ihre Berufung als „Ermittlerin“ gefunden. Sie hat ihren Spaß daran und der sei ihr von Herzen gegönnt. Aber so viele verlorene Jahre davor, so eine traurige Verschwendung an Ressourcen!

Ich genieße jeden ihrer Fälle. Ich hoffe, dass es mindestens noch einen gibt und dass ihre Beziehung zu Andreas auf eine Ebene kommt, in der sie sich beim Vornamen nennen. (Wehe, er sagt dann konsequent ‚Schatzi’ zu ihr!). Denn so gut wir Leser:innen die Heldin in den vergangenen Jahren auch kennengelernt haben: Wir wissen immer noch nicht, wie sie mit Vornamen heißt. Schon klar: Mit dem Siezen hält sie sich die Menschen auf Distanz. Aber bei uns Fans der Reihe wäre das doch wirklich nicht nötig! 😉

Die Autorin

Jessica Kremser wurde in Traunstein geboren und wuchs am Chiemsee auf. Zum Studium der englischen und italienischen Literatur und der Theaterwissenschaften zog es sie nach München, wo sie als Redakteurin für verschiedene Zeitschriften schreibt. 

Mit »Frau Maier fischt im Trüben« (2012) gab Jessica Kremser ihr Debüt als Kriminalschriftstellerin. Die erfolgreichen Bände »Frau Maier hört das Gras wachsen« (2013), »Frau Maier sieht Gespenster« (2015) , »Frau Maier wirbelt Staub auf« (2018) und »Frau Maier macht Dampf» (2021) folgten.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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