Angelika Godau: Herbstzauber, Roman (Bd. 5 von 5)

Angelika Godau: Herbstzauber, Roman (Bd. 5 von 5), Zweibrücken 2023, ‎Independently published, ISBN 979-838718690-5, Softcover, 275 Seiten, Format: 12,7 x 1,63 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,95, Kindle: EUR 3,99.

Abb.: (c) Godau / Dream Design

Ha! Haben wir’s in Band 4 doch geahnt: Sarah Hellwig, 40, ist schwanger! Zum Glück nicht von ihrem künftigen Ex-Gatten Axel – der hat ja jetzt seine wechselnden jungen Freundinnen, von Teenie-Tochter Lara respektlos „bitches“ genannt –, sondern von ihrem neuen Freund, dem verwitweten Polizisten Stefan Ruttig.

O je! Sarah im Chaos

Und, wie’s im Klappentext so schön heißt: „Schwangerschaft und Krankheit kommen immer zur falschen Zeit“. Sarah und Stefan kennen einander erst seit wenigen Monaten. Er hat zwei Kinder, sie ebenfalls. Sein Haus wäre nicht groß genug für die gesamte Patchworkfamilie und ihr Haus auch nicht. Um das muss Sarah sich sowieso erst einmal mit Ehemann Axel streiten. Noch sind die zwei ja nicht geschieden. 

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die vier betroffenen Kinder die Aussicht auf Umzug, Baby und Zusammenleben als Stieffamilie nicht so prickelnd bis mega-ätzend finden werden: Sarah hat gerade erst eine lebensbedrohliche Krankheit überstanden. Es ist nicht einmal klar, ob ihr Körper eine Schwangerschaft überhaupt verkraften kann. Der Gedanke an eine Abtreibung steht im Raum.

Wie schön! Oma hat Hochzeitspläne

Von diesen Problemen ahnen Sarahs Mutter Inge Berger (78) und ihr um 12 Jahre jüngerer Lebensgefährte Jonathan Brinkmann nichts, als sie beschließen, so bald wie möglich zu heiraten und künftig einen Großteil des Jahres auf Jonathans Finca auf Teneriffa zu verbringen.

Zumindest das Thema „Teneriffa“ ist erst einmal erledigt, als Inge von den aktuellen Entwicklungen erfährt. Sie kann doch jetzt ihre Familie nicht im Stich lassen, wenn es in deren Leben gerade so drunter und drüber geht! Allerdings tut es das doch ständig. Inges Kinder und Kindeskinder liegen permanent miteinander im Clinch, ob sie nun helfend und vermittelnd eingreift oder nicht.

Jonathan hat recht, wenn er seine Lebensgefährtin darauf hinweist, dass ihre streitsüchtigen Nachkommen sie nach dem Tod ihres Mannes zügig in ein Seniorenheim abgeschoben und sich nicht weiter um sie gekümmert haben. Hätte sie ihn, Jonathan, nicht kennengelernt, säße sie immer noch einsam und unbeachtet dort und ihre Kinder und Enkel würden ihre Probleme schön selber lösen. Davon haben sie ja stets reichlich an der Backe. So auch jetzt.

War klar: Tochter Lara führt sich auf

Die Kinder finden Sarahs und Stefans Zukunftspläne erwartungsgemäß zum Kotzen. Vor allem Sarahs egoistische Teenie-Tochter Lara glaubt, dass ihr Leben jetzt vorbei sei. Sie will nicht noch eine Veränderung ertragen müssen. Die Trennung ihrer Eltern, die Krankheit ihrer Mutter, der vorübergehende Einzug bei Oma und Jonathan, an den sie sich auch nur schwer gewöhnen konnte, das reicht doch fürs Erste!

Stefan Ruttig und seinen Anhang hat die pubertierende Lara ja auch noch zu verkraften! Dass die Ruttigs existieren, muss sie notgedrungen zur Kenntnis nehmen. Aber muss man mit denen gleich einen auf heilige Familie machen? Ganz sicher nicht! Nur über Laras Leiche! Und jetzt ist ihre Mutter auch noch schwanger. Mit 40! Wie peinlich ist das denn? Sie wird das Gespött der ganzen Schule werden! Oder muss sie gar an eine andere Schule wechseln, wo sie niemanden kennt? Wer weiß, wo ihre neue Großfamilie ein passendes Haus finden wird?

Laras Sorgen kann man nachvollziehen. Aber ihre Reaktionen sind schon immer sehr extrem.

Wird Zeit: Else platzt der Kragen

Laras Freundin Lisa und der patenten Haushälterin Else platzt der Kragen. Ja, Lara hat in den letzten Monaten viel mitgemacht. Aber das trifft auf einige Menschen in ihrem persönlichen Umfeld zu: Sarah, Inge, Lisa, Else, Lars und Arne … Die führen sich deswegen nicht so auf wie der Rotz am Ärmel. 

Die Welt dreht sich nicht nur um Laras Wünsche und Bedürfnisse. Wenn ihre Mitmenschen etwas tun, was ihr nicht in den Kram passt, hat sie nicht das Recht, ausfallend, verletzend, beleidigend und respektlos zu werden. Genau das nimmt sie sich aber heraus. 

Das bekommt auch der nerdige Mike zu spüren, ein etwas exzentrischer aber höflicher junger Mann, der sich ehrlich für Lara interessiert. (Der Ärmste! Warum denn nur?!) Er ist ein wenig älter als sie, hat berufliche und familiäre Verpflichtungen und denkt nicht daran, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Und Lara? Die nimmt das verschnupft zur Kenntnis und denkt, zack, der Kerl kann weg. 

Ist’s wahr? Ein Lichtblick?

So kann man mit Menschen nicht umspringen! Doch egal, welche Konsequenzen ihr Tun auch für Lara hat, sie lernt einfach nichts daraus! Oder kann man es schon als Lichtblick werten, dass sie die Idee hat, Oma Inge und Jonathan könnten statt eines steifen Events eine ausgelassen-fröhliche Hippie-Hochzeit feiern? Dass die Familie so begeistert darauf reagiert, überrascht Lara selbst. Sie erklärt sich zur Hochzeitsplanerin und stürzt sich, unterstützt von Stief-Opa Jonathan, mit Feuereifer in die Vorbereitungen.

Ist jetzt etwa alles eitel Sonnenschein? Mitnichten! Noch hat sich niemand getraut, Sarahs Noch-Ehemann von ihrer Schwangerschaft zu unterrichten. Nach seinem peinlichen Auftritt bei der Weihnachtsfeier der Familie (Band 4: HERBSTGEZWITSCHER), wagt Sarah nicht einmal, ihn um eine schnelle Scheidung und eine rasche Einigung bezüglich des gemeinsamen Hauses zu bitten. Aus purer Bosheit würde Axel beide Vorgänge doch bis zum Gehtnichtmehr verzögern! Würde er doch, oder?

Ach ja: Alles kommt anders!

Oma Inge verspricht, mit Axel zu reden. Seiner wortgewandten Noch-Schwiegermutter wird er schon nicht blöd kommen. Doch Pläne hin, Versprechungen her: Es kommt wieder mal alles ganz anders als gedacht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Geschichte mitten in der Corona-Pandemie spielt. Da sind etliche Vorhaben von jetzt auf gleich zur Makulatur geworden. Bekommt Inges anstrengende Patchworksippe das Chaos trotzdem irgendwie gebändigt? Eher nicht. Dafür sorgt schon der Hund. 😀 Ich sag nur: Weihnachtsfeier …!

Ja, nun haben wir es schwarz auf weiß: Das ist der unwiderruflich letzte Band der Herbst-Reihe. Ich habe schon begriffen, dass die losen Enden verknüpft wurden und die Geschichte fertig erzählt ist. Ich hätte trotzdem noch eine Weile so weiterlesen können. Wenn man so lange am Leben einer fiktiven Familie teilgenommen hat, fällt einem der Abschied eben schwer. 

Wie schade: letzter Band!

Ich wüsste ja schon gern, ob Lara vollends die Kurve kriegt und ob mit Sarahs Kind alles gutgeht. Und was ist mit Haushälterin Else? Als Inges und Jonathans Teneriffa-Pläne zur Sprache kommen, fragt niemand danach, was Else dann machen wird. Nicht einmal sie selbst. Geht sie mit nach Spanien? Wird sie sich einen neuen Job als Haushälterin suchen? Oder kehrt sie gar in ihren angestammten Beruf zurück? 

So segensreich Else auch im Hause Brinkmann/Berger/Hellwig wirkt: Im Prinzip ist das doch eine gigantische Verschwendung von Ressourcen! Sie hat doch ganz andere Möglichkeiten, Menschen zu helfen als durchs „Einnorden“ zickiger Enddreißigerinnen und unverschämter Teenager!

Auch wenn ich manche der Romanfiguren im Laufe der Serie am liebsten an die Wand geklatscht hätte (Lara, Sarah, Axel – in beliebiger Reihenfolge): Diese turbulente Sippe wird mir fehlen. Sie war so nah am Leben und dabei so herrlich unterhaltsam.

Die Autorin

Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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