Wolfgang Reinbold: Warum ist der Buddha so dick?

Wolfgang Reinbold: Warum ist der Buddha so dick? 101 Fragen und Antworten aus der Welt der Religionen, Göttingen 2024, Vandenhoek & Ruprecht Verlage, ISBN 978-3-525-60030-6, Softcover, 112 Seiten mit farbigen Abbildungen, Format: 12,3 x 0,8 x 20,5 cm, Buch: EUR 10,00, Kindle: EUR 10,00.

Abb.: (c) Vandenhoek & Ruprecht Verlage

Das Buch ist aus der Radio- und YouTube-Reihe „Religion in 60 Sekunden“ hervorgegangen, die vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen seit 2020 ausgestrahlt wird. Der QR-Code am Schluss jeder Frage/Antwort verweist auf den jeweiligen YouTube-Beitrag. Man kann sich das ganze also auch vortragen lassen, wenn man nicht selbst lesen möchte.

Ich kannte weder den Autor noch die Radio- bzw. YouTube-Beiträge. Weder Norddeutschland noch die Evangelische Kirche sind mein „Revier“. Ich hatte in einem baden-württembergischen Regional-Radiosender von diesem Buch gehört und es klang nach genau der Art von „unnützem“ Wissen, die in mein Beuteraster passt. 

Mit der Geschichte verschiedener Religionen habe ich mich in jungen Jahren schon beschäftigt. Und mit der Frage, ob Buddha ein Gott sei – nein, er war ein Mensch – und warum er stets als dicker Mann dargestellt wird, wo er doch ein so asketisches Leben geführt hat, hatten sie mich! Für diese unlogische bildliche Darstellung gibt’s eine recht simple und einleuchtende Erklärung. Ja, die Geschichte der Religionen ist voller Missverständnisse! 😉

Auf manche der 101 Fragen in dem Buch lautet die Antwort auch: „Keine Ahnung, das ist eben so“. Woher genau die Ernährungsvorschriften im Judentum und dem Islam kommen, zum Beispiel. Warum ist was koscher oder halal – oder eben nicht? Ich hatte ja immer ganz pragmatische Vorstellungen vom Ursprung dieser Regeln, aber Tatsache ist, dass man es einfach nicht weiß. Es sind Gebote, basta. Ähnlich verhält es sich mit der Beschneidung. Man kann hygienische Gründe dafür vermuten, aber ob das wirklich der Grund war?

Warum heißt Ostern Ostern und Pfingsten Pfingsten? Was haben Bibel und Koran gemeinsam und was nicht? Welches ist die friedlichste Religion? Gibt’s im Judentum ein Glaubensbekenntnis? Und woher kommt eigentlich das Symbol des Davidssterns und dessen Name? Da habe ich gestaunt. Den Davidsstern hätte ich für älter gehalten. Aber gut … deswegen liest man ja so ein Buch: um etwas zu lernen.

Wieso ist der Freitag der Feiertag der Muslime? Heißt es richtig „Muslima“ oder „Muslimin“? Warum dürfen – wie auch immer diese Antwort ausfällt – muslimische Frauen keinen Nagellack tragen? Und wie schaut’s mit Make-up aus? Ist das eigentlich erlaubt? Das Kopftuch für Frauen haben die Muslime aber nicht erfunden, oder?

Was ist der Unterschied zwischen Pastor, Pfarrer und Priester? Oder ist das alles das gleiche? Was genau sind Evangelikale und Freikirchen? Warum gibt’s freitags Fisch? Wieso haben viele Kirchen einen metallenen Hahn auf dem Dach? (Für mich war das immer ein schnöder Wetterhahn, ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob da etwas Symbolisches dahintersteckt.) Weshalb schenkt man sich was zu Weihnachten? Und warum heißen Rettungshubschrauber immer Christoph?

Spitzfindig wird’s bei der Frage, was zuerst da war, das Judentum oder das Christentum. Mit dieser Erklärung bin ich nicht ganz glücklich. Aber sei’s drum. Alles in allem ist das Büchlein amüsant und informativ. Ich habe es mit Vergnügen und Interesse gelesen.

Wie immer bei Sachbüchern kommt’s auf das Vorwissen des Lesenden an, wie viel Neues einem das Werk bietet. Ich hatte mich, wie gesagt, mit der Frage, wer was glaubt und warum, schon wiederholt befasst, deshalb war mir einiges bekannt. Es blieb jedoch genügend Verblüffendes und Staunenswertes übrig. Der eine oder andere Groschen fiel: „Ach so ist das!“ – „Jetzt wird mir einiges klar!“ – „Das ist ja kurios!“

Einmal mehr habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Leut‘, egal wo sie leben und woran sie glauben oder nicht glauben, überall Leut‘ sind. Wenn die Unterschiede gar nicht so gigantisch sind, wieso kommen sie dann nicht miteinander aus? Aber ich fürchte, auch auf diese durchaus weltliche Frage lautet die Antwort: „Keine Ahnung! Das ist eben so“.

Dr. Wolfgang Reinbold ist Professor für Neues Testament an der Georg-August-Universität Göttingen und Beauftragter für Interreligiösen Dialog im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Darüber hinaus hat er die Position des 1. Vorsitzenden des Hauses der Religionen – Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung (Hannover) inne und ist Mitglied der Konferenz für Kirche und Islam der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie Mitglied des Rates der Religionen Hannover und des Bundeskongresses der Räte der Religionen (Sprecher). Bei der Radio- und YouTube-Reihe „Religion in 60 Sekunden“ beantwortet er häufig gestellte Fragen aus der Welt der Religionen.

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Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com 
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