Eric Weißmann: Mord unterm Reetdach. Ein Sylt-Krimi

Eric Weißmann: Mord unterm Reetdach. Kristan Dennermann ermittelt. Ein Sylt-Krimi. München 2024, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-22051-4, Klappenbroschur, 346 Seiten, Format: 12,3 x 3,1 x 19 cm, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40, Kindle: EUR 9,99. Auch als Hörbuch lieferbar.

Cover: (c) dtv

„Wie gesagt, das Ganze …“
„… ist eine Nummer zu groß für mich, ja, das sagtest du bereits mehrfach. Wäre wirklich zielführender, wenn du es nicht bei diffusen Andeutungen belässt. Schließlich geht es nicht nur um einen Mord, es geht auch um mein Leben. Und um das Leben des Prinzen.“
 

(Seite 182)

Kristan Dennermann, 43, ist Immobilienmakler auf Sylt. Da hat er’s mit Objekten der Luxusklasse zu tun, mit den Reichen und Schönen aber auch mit Wichtigtuern und halbseidenen Gestalten. Seine Assistentin Hella „Honeypenny“ Meienburg und er glauben, schon alles gesehen zu haben, was einen an der Menschheit verzweifeln lässt. Doch der Verkauf von Hinnerk Petersens Reetdachhaus toppt alles!

Petersen muss das Haus altershalber und aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Bei den Besichtigungsterminen will er aber nicht dabei sein. Das soll Dennermann allein regeln. Für den Hauseigentümer wäre es zu schmerzhaft, fremde Leute durch seine Räume trampeln zu sehen.

Als der Makler vor einem solchen Besichtigungstermin vor Ort noch ein bisschen aufräumt – das macht bei potenziellen Käufern einfach einen besseren Eindruck – findet er einen teuren Brillantring mit einer geheimnisvollen Nachricht an eine gewisse Julia. Wer das sein soll, weiß Dennermann nicht. Hier weiß zwar jeder alles über alle, aber dass Hinnerk Petersen eine Freundin gehabt haben soll, hat sich noch nicht bis zu ihm durchgetratscht. Fragen kann er ihn nicht, nicht einmal „durch die Blume“, denn Petersen ist verschwunden.

Bei seinen Kindern auf dem Festland soll er sein. Der Makler glaubt kein Wort. Mit seinen Söhnen ist Petersen seit Jahren zerstritten, und eine solche Reise hätte der alte Herr gesundheitlich gar nicht durchgehalten. Auch Simon Beeken, einem von Petersens ältesten Freunden, kommt das komisch vor. Also gehen die beiden Hinnerk suchen – und finden ihn tot in seinem Garten. Ermordet!

Hauptkommissar Jan Kröger, neu auf der Insel, verdächtigt Kristan Dennermann. Vielleicht, weil er was gegen Makler hat. Oder weil Dennermann Zugang zu Petersens Haus hatte und nicht schlüssig erklären kann, was er an jenem Abend dort wollte. Dabei hätte der Makler doch gar kein Motiv! Warum sollte er seinen Auftraggeber umbringen?

Darauf, dass die Polizei den Fall aufklärt, kann Dennermann sich also nicht verlassen. Wenn er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will, muss er Petersens Mörder selbst finden. Also nimmt er, unterstützt von seiner Assistentin Hella und ein paar Freunden, die Ermittlungen auf. Und das, obwohl er nicht gerade der geborene Held ist

Kristan Dennermann mag keine Abenteuer, er mag keine Rätsel – er will nur einen guten Job machen, gut essen, mit seinem Hund, dem Corgi „Prince of Wales“ spazieren gehen und ansonsten seine Ruhe haben. Das klingt nach einem geruhsamen Altherrenleben und nicht nach einem flotten Mittvierziger. Aber der Makler ist nicht nur hochsensibel, sondern seit einem schweren Unfall vor 11 Jahren auch traumatisiert. Das schränkt seine Belastbarkeit ein.

Den Mörder vermutet er unter den Immobilien-Interessenten. Die rennen ihm die Bude ein und schrecken dabei vor nichts zurück. Dabei ist noch nicht einmal klar, wer nach Hinnerk Petersens Tod das Reetdachhaus erbt – und ob die Erben überhaupt verkaufen wollen!

Bald tragen seine privaten Ermittlungen Früchte. Die Vergangenheit des Ermordeten bietet einige Überraschungen, genau wie das Testament – und das Haus! Warum Kristan Dennermann das schneller herausgefunden hat als die Polizei? Nicht, weil er schlauer ist als alle anderen, sondern weil er auf der Insel anders vernetzt ist als der neu zugezogene Kommissar Kröger. Und weil er einen anonymen Hinweisgeber hat.

Kristan Dennermann ist sicher: Wenn er es schafft, diese Julia zu finden oder wenigstens Hinnerk Petersens ehemalige Krankenpflegerin, könnte er den Fall lösen. Doch die beiden Frauen sind wie vom Erdboden verschluckt.

Natürlich passt es den Leuten, die Hinnerk Petersens Tod zu verantworten haben, nicht in den Kram, dass der Makler überall herumschnüffelt und verstörende Fakten ans Tageslicht bringt. Das bekommt der Detektiv von eigenen Gnaden bald schmerzhaft zu spüren: Er wird überfallen und bedroht. Selbst auf seinen Hund wird ein Mordanschlag verübt.* Unser Held leidet, hält aber eisern durch. Dabei ahnt er nicht, dass er mit seinen Theorien in fast allen Punkten auf dem Holzweg ist …

Krimi? Immobilien? Und der Held hat auch noch einen Hund? Das klingt nach einer interessanten Mischung, dachte ich. Also her damit! – Der Krimi hat sich dann auch als sehr unterhaltsam, verzwickt und spannend entpuppt, wenngleich auch ein wenig „over the top“. Aber vielleicht sind die Menschen auf Sylt so. Zumindest die, die sich so ein Millionenobjekt leisten können. Die hier beschriebene Inselprominenz hat schon einen gehörigen Sprung in der Schüssel!

  • Spielt der Roman in der Zukunft? Also im Jahr 2035 oder so? Denn nach meiner Rechnung kann jemand, der 2012 ermordet worden ist, im Jahr 2023 nicht schon seit über 20 Jahren in einer versteckten Gruft liegen. Genau das wird aber mehrfach behauptet.
  • Ermittelt auf Sylt die Schutzpolizei in einem Mordfall? – Ich dachte, da kommt die Kripo. Aber hier rennen nur Uniformierte rum.
  • Sicher, dass der Held auf Frauen steht? – Ob Johanne, Isolde oder Marlene, irgendwie wird das nie was. Ich hatte stets das Gefühl, dass Dennermann mehr Interesse am Kommissar hat. Was vollkommen in Ordnung wäre, aber so wird die Geschichte eben nicht erzählt. Und dann bekommt das ein bisschen was Verdruckstes. Aber vielleicht bilde ich mir das auch ein. Lest selbst!

Das soll eine Serie werden, und ich denke, ich werde beim nächsten Band wieder dabei sein. Es war jetzt nicht die große Serienliebe auf den ersten Blick, aber Sympathien sind durchaus vorhanden. Manchmal springt der Funke erst beim zweiten oder dritten Band so richtig über.

*Spoiler für Tierfreunde: Dem „Prince“ geht’s wieder gut. 😉

Eric Weißmann, Jahrgang 1987, ist selbständiger Immobilienmakler auf Sylt. Er lebt seit fast 20 Jahren auf der Lieblingsinsel der Deutschen und hat seither zahlreiche Traum-Immobilien vermittelt. Mit seinem Buch „Aber bitte mit Reet!: Ein Sylter Makler erzählt Geschichten von der schönsten Insel der Welt“ gelang ihm auf Anhieb ein Bestsellererfolg. „Mord unterm Reetdach“ ist sein erster Krimi.

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Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
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