Am 20. April war Spatenstich. Ich hatte eine schriftliche Einladung bekommen und dachte, da nimmste frei, da gehste hin. Noch nie sind wir so früh in ein Bauprojekt eingestiegen, dass wir den feierlichen Baubeginn hätten miterleben können. Okay: Ich war noch nie dabei.
Mein Vater ging mit. Er wohnt ja quasi bei der Baustelle um die Ecke.
Irgendwie muss sich das terminlich nicht richtig ausgegangen sein. Ich dachte, die kratzen jetzt mit dem Spaten ein bisschen auf der jungfräulichen Wiese rum, und dann kommt das schwere Gerät zum Einsatz. Nun war da aber schon ausgebaggert, und wir mussten für die Zeremonie runter in die Baugrube steigen.
Vermutlich ließ sich das einfach nicht so leicht koordinieren. Schließlich waren nicht nur Vertreter der Baugenossenschaft und am Bau beteiligter Firmen vor Ort, sondern auch der örtliche Bürgermeister und sein Kollege aus dem Nachbarort. Und die Presse!
Wegen eines gewöhnlichen Mehrfamilienhauses? Ich staunte. Und man belehrte mich, dass das mitnichten ein gewöhnliches Haus sei, sondern sogar ein ziemlich außergewöhliches. In der Presseinfo steht’s:
„In bester Denkendorfer Wohnlage errichtet die Baugenossenschaft Filder eG ein innovatives Wohngebäude mit Tiefgarage und oberirdischen Stellplätzen.
Das zukunftsweisende Energiekonzept mit modernster Geothermietechnik in Verbindung mit ausgezeichneten Materialien macht Wohnen im Paul-Klee-Weg in Denkendorf zum Erlebnis und wird höchsten Ansprüchen gerecht. Das Bauwerk entspricht den Erfordernissen eines KfW-70-Energieeffizienzhauses.“
Ja, das wusste ich ja. Und deswegen kommen Presse und Bürgermeister? Okay …
Mein Vater war ganz erfreut, dass der örtliche Bürgermeister ihn kannte. 🙂 In so einem Amt hat man ja mit Heerscharen von Leuten zu tun, da ist so etwas nicht selbstverständlich.
Nach dem offiziellen Teil mit Reden und dem eigentlichen Spatenstich war ich von der Baugenossenschaft noch zum Essen eingeladen. Meinen Vater mussten sie zum Mitgehen erst überreden. Nein, er kann nicht. – Ja warum denn? – Er hat das Hemd mit dem abgestoßenen Kragen an, das er eigentlich nur noch zur Gartenarbeit trägt … Das war den Leuten vom Bau grad egal, und so sind wir dann alle miteinander zum Restaurant gefahren.
Jetzt bin ich gespannt, was die Anzeigenblätter schreiben, die ihre Vertreter zu der Veranstaltung geschickt hatten. Weiß gar nicht, ob wir die überhaupt bekommen. Ich kann diese Publikationen so schlecht auseinanderhalten.
Meine Fotos sind leider nicht alle so, wie ich sie gern gehabt hätte. Dass der Gatte kurz vor der Veranstaltung noch mit meiner Kamera herumexperimentiert hat, habe ich zwar gesehen. Dass er mir etwas verstellt und nicht rückgängig gemacht hat, nicht. Nun ist ein Teil der Bilder unrettbar überbelichtet. Zum Fehlersuchen und Beseitigen blieb vor Ort keine Zeit. Zum Glück hatte ich meine kleine „Notfallkamera“ noch in der Handtasche. Sonst wär’s mir gegangen wie dem Helden in dem Rodgau-Monotones-Song IMMER OHNE MICH: „Kommt ein historischer Moment, wird er garantiert verpennt.“
Spatenstich? Hier ist ja schon eine veritable Baugrube!
Schweres Gerät im Einsatz
Den Arbeitern dauert das alle schon zu lange.
„Ich hatt‘ einen Kameraden“? Die Vorbereitungen für den Spatenstich erinnern irgendwie an Kriegsgräber mit Soldatenhelmen.
So, aber jetzt: Der eigentliche Spatenstich!
Und einen Kran haben wir auch: