Silke Porath: Ein Schuh kommt selten allein – Roman

Silke Porath: Ein Schuh kommt selten allein, Berlin 2012, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 978-3-86265-185-6, Softcover, 244 Seiten, Format: 19 x 12,4 x 2,2 cm, EUR 9,95.

„Warum schweigen Männer tage- und wochenlang und machen exakt in den Momenten den Mund auf, wenn sie nichts sagen sollen?“ (Seite 26)

Im wahren Leben würden uns Frauen wie Dora, die nichts anderes im Kopf haben als ihr Aussehen, ihre Schuhe und ihren Kerl, mit ihrer Oberflächlichkeit ganz schön auf den Keks gehen. In einem Roman ist so eine Aneinanderreihung von Klischees saukomisch – vor allem, wenn es Silke Porath ist, die auf die Frauenmacken-Kacke haut. Es gibt durchaus Szenen, in denen sich die Leserin wiedererkennt … und ihren Partner gleich dazu. Welches Leben ist schon frei von Klischees?

Doch der Reihe nach: Wir lesen hier in Doras Tagebuch mit. Sie ist Steuerfachangestellte, Anfang 30, lebt mit ihrem „Mister“, einem Bankkaufmann, zusammen, hat einen Schuhtick und langweilt sich fürchterlich in ihrem Job. Ihr beste Freundin Vivien ist quasi „außer Betrieb“, seit sie Mutter des kleinen Jannis geworden ist. Mutterschaft ist ein 24-Stunden-Job, der Vivian oft verzweifeln und ihrer Meinung nach langsam verblöden lässt. Das ist kein erstrebenswerter Zustand, findet Dora, und ist sicher: Nachwuchs kommt ihr nicht ins Haus!

Doch jetzt muss sie erst einmal eine neue berufliche Herausforderung meistern. Ihr Arbeitgeber, Steuerberater Klaus Klemm, hat sie für ein paar Monate an die befreundete Unternehmerfamilie Balu „ausgeliehen“. Balus organisieren gerade ihre Firma um, ändern die Produktpalette und brauchen Hilfe beim Papierkram. Ein paar griffige Marketing-Ideen wären auch nicht schlecht.

Dora ist geschmeichelt, dass man ihr das alles zutraut und vertauscht ihren Arbeitsplatz beim Steuerberater fürs erste mit einem Büro bei der Firma Balu. Ihre beiden Leih-Chefs erweisen sich als recht sympathisch, in ihr neues Aufgabengebiet fuchst sie sich auch bald ein, nur gesundheitlich geht es ihr nicht gut. Vivian spricht schließlich aus, was die Leserin längst ahnt, Dora aber entschieden verdrängt: Unsere Heldin ist schwanger!

Klar, das kann passieren, wenn man bei der Verhütung schlampt. Aber es passt Dora einfach nicht in den Kram. Nur langsam gewöhnt sie sich an den Gedanken, Mutter zu werden. Doch der Mister ist mit den drohenden Veränderungen überfordert.

Dora als allein erziehende Mutter? Das hatte sie nicht auf dem Zettel! Als sie auch noch im Job ausgebootet werden soll, läuft sie zur Höchstform auf. Auf einmal ist keine Spur mehr vom planlosen Weibchen, das sich einfach so treiben lässt. Jetzt nimmt Dora ihr Leben selbst in die Hand und sagt den anderen, wo es langgeht. Die machen große Augen. Und die Leserin stellt erleichtert fest: Dora ist ja gar keine doofe Tussi, die kann, wenn sie will! Oder wenn sie muss.

Jetzt sollte tunlichst jeder in Deckung gehen, der die junge Frau bisher unterschätzt hat …

Chick-lit sagen die einen, heiterer Frauenroman sagen die anderen. EIN SCHUH KOMMT SELTEN ALLEIN ist leichte, amüsante Unterhaltung und will auch gar nichts anderes sein. Und das ist wieder eines der Bücher, die man nur dann in der Öffentlichkeit lesen sollte, wenn man mit den irritierten Blicken seiner Mitmenschen leben kann. So gucken die nämlich, wenn man unvermittelt in sein Buch grinst oder laut loskichert. Aber es bleibt einem ja gar nichts anderes übrig bei Szenen wie Doras Handtaschen-Durchsuchung … bei der Sache mit den flaschengrünen Pumps, die sie unbedingt braucht oder bei ihren Betrachtungen zum Thema „Männer und grillen“.

Auch das wird manchen bekannt vorkommen: „Ich steuere die Küche an – und mich trifft der Schlag. Das Wort ‚Schlachtfeld‘ wäre untertrieben, um den Zustand der Küche zu beschreiben. Es sieht aus, als sei eine Horde Orks durch die Küche marschiert. Kein Teller (ich schwöre!) ist unbenutzt geblieben.“ (Seite 47)

Da Dora die Ereignisse nicht fürs Publikum aufschreibt, sondern ausschließlich ihrem Tagebuch anvertraut, hält sie sich auch nicht groß mit politisch korrekten Formulierungen auf. Statt entbunden wird „geworfen“ oder „gekalbt“, statt geboren wird „geschlüpft“. Das würde man selber vielleicht nicht unbedingt so formulieren, aber es ist Doras Tagebuch, und darin kann sie schreiben, wie sie will. Wenn wir heimlich in ihren privaten Aufzeichnungen herumschnüffeln, gehört das ja auch nicht unbedingt zu den sozial akzeptierten Vergnügungen. 😉 Ist aber, wie gesagt, sehr unterhaltsam.

Die Autorin
Silke Porath, Jahrgang 1971, lebt mit ihrer Familie im schwäbischen Spaichingen. Sie arbeitet als Autorin, freie Journalistin, PR-Beraterin und Schreibtrainerin in der Erwachsenenbildung . Silke Porath ist Mitglied bei den 42erAutoren und organisiert die Lange Lesenacht in Spaichingen.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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