Bärbel Oftring: Wald und Wiese: Das Natur-Mitmachbuch für Kinder (10 – 14 Jahre)

Bärbel Oftring: Wald und Wiese: Das Natur-Mitmachbuch für Kinder, Bern 2014, Haupt Verlag, 978-3-258-07841-0, 128 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Klappenbroschur, 25,8 x 23,4 x 1 cm, EUR 19.90 (D), EUR 20.50 (A), sFr. 26.90.

Abbildung: (c) Haupt Verlag
Abbildung: (c) Haupt Verlag

Es scheint sie noch zu geben, die Kids, die nicht nur am Computer kleben, sondern auch Interesse an dem zeigen, was in der freien Natur so kreucht und fleucht. Der Haupt-Verlag in Bern wird das bestimmt recherchiert haben, ehe er die Natur-Mitmachbücher für Kinder auf den Markt gebracht hat. Der vorliegende Band „Wald und Wiese“ ist eines davon.

Was uns seinerzeit die Eltern mit Hilfe zerfledderter Naturführer bei sonntäglichen Spaziergängen beigebracht haben, das kann man heute mit Hilfe dieses Buchs erkunden. Und während uns der Vater früher aufs Dach gestiegen wäre, wenn wir in seine Pflanzen-, Vogel-, oder Schmetterlingsführer Zeichnungen gekritzelt, Fotos eingeklebt oder Anmerkungen geschrieben hätten, ist dies hier ausdrücklich gewünscht. Man setzt also auf Aktivität und Entdeckerfreude statt auf „Frontalunterricht“. So prägt sich Wissen auch besser ein.

Ehe die jungen Forscher zu ihren Wald- und Wiesen-Erkundungsgängen aufbrechen, werden sie über die optimale Naturforscher-Ausrüstung aufgeklärt: festes Schuhwerk, dieses Buch, ein Stift und eine Lupe gehören genauso dazu wie Behältnisse für Fundstücke und Abfälle. Und natürlich Verpflegung. Es wäre ja blöd, wenn man mit dem Forschen und Entdecken aufhören müsste, weil man Hunger oder Durst hat.

Niemand muss das ganze Buch durcharbeiten. Die einzelnen Themenbereiche sind farbig markiert, und so kann man sich gezielt mit seinen Interessensschwerpunkten beschäftigen: mit Säugetieren, Vögeln oder Reptilien, mit Blumen, Bäumen oder Pilzen, mit den Jahreszeiten und dem Wetter oder generell mit dem Lebensraum Wald und Wiese.

Der Leser bekommt nicht nur zahlreiche Informationen, er wird auch angeregt, über seine Beobachtungen der Naturphänomene Buch zu führen. Wann blüht eine bestimmte Pflanze? Wann trägt sie Früchte? Wann wirft sie ihre Blätter ab? Wann wurde die erste Kohlmeise, Hummel oder Schwalbe im Jahr gesichtet? Was transportieren Ameisen auf ihren Straßen?

Dass man von Wolkenformationen aufs kommende Wetter schließen kann, hat man schon gehört. Dass auch Fichten- und Kiefernzapfen zur Wettervorhersage taugen, ist nicht jedermann bekannt. Und wer weiß schon, dass Blumen die Uhrzeit anzeigen können? Die Blumenuhr auf Seite 41 zeigt, wie das geht. Mit diesem Buch kann man Spuren lesen lernen und Vögel anhand ihres Gesangs und ihrer Nester erkennen. Man kann sich eine Wald- und Wiesenapotheke zusammenstellen, lernt Wildfrüchte zu bestimmen und erfährt, wie man sie am besten zubereitet. Nicht alles, was als genießbar gilt, sollte man roh verzehren. Wir erfahren auch, warum blaue Früchte manchmal eine feine mattierende „Beschichtung“ haben. Der Grund dafür ist ebenso verblüffend wie einleuchtend.

Nahrungskette, Nachtwandern, Orientierung, Überlebenstipps im Wald und die Tricks der Natur wie Tarnen, Täuschen und Warnen … dieses Buch lässt keinen Themenwunsch offen. Und hier darf, wie gesagt, nicht nur gelesen, sondern beobachtet, experimentiert, gezeichnet, notiert und fotografiert werden. Das Thema „Natur“ erfährt man so mit allen Sinnen.

Immer wieder gibt es kleine Quizaufgaben, die durchaus anspruchsvoll sind: Schmetterlinge ihren Raupen zuordnen … die richtigen Blätter und Früchte zusammenführen … erkennen, welches Tier welche Spuren auf dem weichen Boden hinterlässt und vom sitzenden Vogel auf sein Flugbild schließen. Das kann man nirgendwo ableiten, das muss man wissen. Man braucht also entweder Vorkenntnisse oder kompetente Hilfe. Oder man rät wild darauf los und macht sich hinterher auf den Auflösungsseiten im Anhang schlau.

Schade nur, die Abbildungen manchmal sehr klein sind. Mitunter kann man mehr ahnen als sehen, was die Fotos zeigen, z.B. die Früchte auf Seite 27 oder das Getreide auf Seite 30. Und wenn man nicht weiß, wie ein Habicht aussieht, bringt einen das Bild auf Seite 48 auch nicht weiter. Vermutlich hat das alles als Layout auf dem Computerbildschirm perfekt ausgesehen. Da kann man sich die Bilder auch beliebig vergrößert anzeigen lassen. Und dann sind die Abbildungen im Druck „zugematscht“, was auch ein bisschen am dem verwendeten Papier liegen mag. Doch dafür hat das Buch zusätzlich noch Filme und Geräusche im Angebot. Nein, wir sind hier nicht bei Harry Potter, wo sich gedruckte Abbildungen auf magische Weise bewegen! Es gibt auf nahezu jeder zweiten Seite einen QR-Code, der auf eine ergänzende Seite von www.naturerleben.net verweist. Auch ohne Smartphone ist dieses Zusatzangebot nutzbar: Unter der Rubrik „Mitmachbuch“ kann man sich durch die gleichen Kategorien wie im Buch klicken.

Abbildung: (c) www.naturerleben.net
Abbildung: (c) www.naturerleben.net

Ein Sachregister sowie Tipps für weiterführende Literatur runden den Band ab. WALD UND WIESE präsentiert auf unterhaltsame und aktivierende Weise eine Fülle faszinierender Informationen. Ein bisschen sollte man die Jungforscher aber schon im Auge behalten, damit sie keinen Schaden erleiden oder anrichten – vor allem bei Aktivitäten, die mit dem blauen Spannungs-Icon gekennzeichnet sind. Die bedürfen in besonderem Maße elterlicher Begleitung.

Die Autorin
Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin. Ihre Liebe zur Natur setzt sie heute als Autorin, Redakteurin und Herausgeberin von zahlreichen Sachbüchern für Kinder und Erwachsene sowie in verschiedenen Naturforscherprojekten in die Tat um. Ihre Werke wurden bereits in verschiedene Sprachen übersetzt und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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