Heike Wolpert: Schlüsselreiz. Kater Socke ermittelt

Heike Wolpert: Schlüsselreiz. Kater Socke ermittelt, Meßkirch 2016, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1954-6, Softcover, 245 Seiten, Format: 12,1 x 2,5 x 20 cm, Buch: EUR 8,99 (D), EUR 9,30 (A), Kindle Edition: EUR 7,99.

Abbildung: (c) Gmeiner Verlag
Abbildung: (c) Gmeiner Verlag

Seit einem halben Jahr lebt Socke, der schwarze Kater mit den weißen Pfoten, jetzt schon bei Kriminalhauptkommissar Peter Flott und dessen Lebensgefährtin, der Tierärztin Christa Eisele, in Hannover.

Polizeikater mit tierischem Team


Socke, mittlerweile Vize-Chef im Revier rund um den Karl-Schurz-Weg, hält sich für so eine Art Polizeikater, seit er einmal mitgeholfen hat, einen Mordfall aufzuklären. Aktuell hat er aber mehr Interesse am Thema Familienforschung: Auf dem nahegelegenen Messegelände findet eine Heimtiermesse statt, bei der er seinen Vater, einen preisgekrönten Rassekater, zu finden hofft.

Ratgeber, Kumpels und Komplizen hat Socke jede Menge: da ist Kater Mikey, der Revierchef, die pummelige Tigerkatze Clooney, die sich zusammen mit ihrem Sohn Gismo durchs Fernsehen weiterbildet, während ihre tierischen Freunde „Die Sendung für die Maus“ für eine Kochshow halten. Außerdem gibt’s da noch die etwas zickige und hypochondrische Perserkatze Suleika sowie den Riesenschnauzer Jasper und den Boston-Terrier Ferdinand. Wobei Hunde in Sockes Augen nicht wirklich zählen.

Die Tiere unterhalten sich hier wie die Menschen. Sie verstehen einander, auch artenübergreifend. Sie können den Gesprächen der Zweibeiner folgen, aber umgekehrt klappt es leider nicht. Nicht einmal die Veterinärin versteht die Sprache der Tiere. Die müssen sich manchmal ganz schön was einfallen lassen, um ihren Dosenöffnern etwas begreiflich zu machen.

Kater Socke findet einen Toten


Bei einem einsamen nächtlichen Erkundungsgang auf dem Messegelände findet Socke weder Haustiere noch ein Schlupfloch in die Messehalle, sondern einen toten Wachmann. Man hat ihn mit seinem eigenen Schlagstock getötet und im Schnee liegen gelassen. Kommissar Peter Flott und seine Kollegen ermitteln, Kater Socke und seine tierischen Freunde auch. Die Vierbeiner schießen sich recht schnell auf eine Verdächtige ein. Aber nur, weil jemand nervös ist, ist er nicht gleich ein Mörder. So einfach sind die Menschen auch wieder nicht gestrickt.

Das Mordopfer, Dennis „Dragon“ Dragowski, hat keine Chance ausgelassen, sich unbeliebt zu machen. Der ausgebildete Physiotherapeut ist vor Jahren in die Türsteher-Szene geraten und hat krumme Geschäfte gemacht, die man ihm nie hat nachweisen können. Sein Kumpel Fred Zaunkamp hat die Zeche gezahlt. Jetzt, nach seiner Haftentlassung, macht Fred sich schnurstracks auf den Weg zu Dennis. Der hat noch was, das Fred gehört.

Bei der Damenwelt hat Dennis noch nie etwas anbrennen lassen. Da gibt’s nicht nur eine Ex-Gattin und eine Ex-Freundin, sondern auch eine beachtliche Anzahl verheirateter Geliebter. Sind vielleicht auch die mysteriösen Nachrichten an die Frau seines Kollegen Jürgen von ihm? Der Absender unterzeichnet stets nur mit „D“. Andererseits … einen Dietmar gibt’s auch noch unter den Wachleuten. Und der ist, was sein Privatleben angeht, nicht eben gesprächig.

Eine Katze zu wenig, ein paar Schlüssel zu viel


Hatte der erschlagene Wachmann vielleicht etwas mit den Diebstählen einer Rassekatze und zweier Kois zu tun, die auf rätselhafte Weise aus der Messehalle verschwunden sind? Aber wer klaut schon drei Exemplare, wenn er eine ganze Halle voller wertvoller Rassetiere haben könnte? War das womöglich ein Racheakt unter neidischen Züchtern? Und dann ist da noch das Verwirrspiel mit den Schlüsseln! Warum hat eine junge Friseurin Zugang zum Aufenthaltsraum der Wachleute? Zu welchen Räumen gehören die Schlüssel am Bund des Ermordeten? Und wer bitte war die Person im Kapuzenmantel, die zur Tatzeit auf dem Messegelände gesehen wurde? Sie könnte eine wichtige Zeugin sein …

Während das menschliche und das tierische Team ermitteln, schleicht ein Unbekannter durchs Geschehen, der sich bemüht, möglichst unter dem Radar zu bleiben. Und der Leser kichert sich durch die familiären Probleme der Polizistin Antonia Boccabella. Bei ihr hat sich ein junger Verwandter aus Italien eingenistet, den sie einfach nicht mehr loswird. Nichts als Arbeit, Dreck und Ärger macht der Kerl! Aber vielleicht ist er doch nicht ganz so nutzlos, wie alle denken.

„Neugier ist der Katze Tod“, heißt es


Dafür ist Kater Socke möglicherweise nicht ganz so schlau wie er selber glaubt. Er sollte wenigstens jemandem Bescheid sagen, ehe er sich auf einen seiner gefährlichen Alleingänge begibt. Kennt er denn nicht das Sprichwort „Neugier ist der Katze Tod“?

Wie immer, wenn das Mordopfer viele Feinde hatte, gibt’s hier eine Menge Verdächtiger und falscher Fährten. Man kann als Leser mitraten, wird aber, genau wie die Ermittler, erst dann auf den richtigen Täter kommen, wenn man alle Informationen beisammen hat. Aber im Grunde war’s mir gar nicht so wichtig, wer den Wachmann getötet hat. Die Diskussionen und Frotzeleien des vierbeinigen Teams machen tatsächlich mehr Spaß als der Kriminalfall. Das sind schon ein paar Typen! Die arme Perserkatze Suleika, die empfindsame Seele, hat’s nicht leicht mit diesen Lästerbacken! Und auch die zweite lustige Nebenhandlung, Antonias Ärger mit ihrem übermäßig anhänglichen Besuch, hält einen bei der Stange. Der Kriminalfall ist eher eine Rahmenhandlung, die den Figuren eine gemeinsame Aufgabe gibt und einen Grund für ihre unterhaltsamen verbalen Scharmützel.

Es dauert vielleicht ein bisschen, bis man weiß, wer hier wer ist – vor allem, wenn man Band 1 (Heike Wolpert: SCHÖNHEITSFEHLER) nicht kennt – aber dann folgt man den der Geschichte mit Spannung und Vergnügen.

Die Autorin
Heike Wolpert, Jahrgang 1966, wurde in Bad Mergentheim geboren. Als Kind auf ihren Berufswunsch angesprochen gab sie stets zur Antwort: Schriftstellerin. Nach dem Abitur begann sie dann aber eine Ausbildung zur Softwareentwicklerin in Schwäbisch Hall. 1990 zog sie nach Hannover, wo sie heute als Businessanalystin in einer großen Landesbank tätig ist. Lesen, insbesondere Krimis, war schon immer ihre bevorzugte Freizeitbeschäftigung. Und nachdem ihr vor einigen Jahren ein Kater zugelaufen ist, kam eine Vorliebe für Katzenromane dazu.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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