Tina Zang: Der Karatehamster hisst die Segel (Band 9) – (6 bis 8 Jahre)

Tina Zang: Der Karatehamster hisst die Segel (Band 9) – (6 bis 8 Jahre), Innsbruck/Wien 2020, ISBN 978-3-85197-954-1, Hardcover, 164 Seiten mit s/w-Illustrationen von Claudia Fries, Format: 14,4 x 2,2 x 20,9 cm, EUR 12,00.

Abb. (c) Obelisk-Verlag

Oh, das ist jetzt aber unglücklich gelaufen: Ausgerechnet über die Osterferien wollen Sandra Putz und ihr Mann, der japanische Karatelehrer Yusumi (hat er eigentlich auch einen Vornamen?) ihre Hochzeitsreise nachholen. Die Kinder fahren da natürlich nicht mit. Sandras Sohn Heiko verbringt die Ferien bei seinem Vater, Yusumis Tochter Kira soll allein zu Hause bleiben und ihre Haustiere versorgen. Sie hat drei Hamster: Neo, Lee und Chan.

Am Geburtstag allein – muss das denn sein?

Eigentlich findet sie es ja ganz nett, eine sturmfreie Bude zu haben und mit ihrem Kumpel Jan Winkler, dem Tierarztsohn, allerlei Abenteuer erleben zu können. Vielleicht können sie sogar zusammen einen Kriminalfall lösen. Das haben sie mit Hilfe der schlauen Hamster schon öfter getan. Und sie könnten wenigstens zu zweit Kiras Geburtstag feiern, denn der fällt just in die Zeit, in der ihre komplette Familie verreist ist.

Leider fährt Jan mit seinen Eltern über die Osterferien an den Walchensee und kann ihr nicht daheim Gesellschaft leisten. Aber, Moment: Könnte Kira nicht ihre Hamster bei Freunden in Pflege geben und mit Winklers nach Bayern reisen?

Oh je, oh je –  ein Urlaub am See!

Die Familien sind einverstanden. Nur das mit dem Hamstersitting erweist sich als problematisch. Niemand hat Zeit, Pflegetiere zu versorgen. Also müssen die drei Nager mit an den See. Die haben dazu ganz unterschiedliche Meinungen:

  • Der drahtige Karatehamster Neo liebt zwar Abenteuer – vor allem Ermittlungen in Kriminalfällen -, aber Wasser ist ihm nicht geheuer. Einem Urlaub an einem See sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen.
  • Sein Artgenosse Lee erweitert zwar gerne sein ohnehin schon umfangreiches Wissen, ist aber ein schreckliches Weichei. Veränderungen kann er nicht leiden. Reisen erscheint ihm als gefährlich. Er könnte ja unterwegs krank werden und/oder einen hysterischen Kreischanfall erleiden.
  • Chan, der liebenswerte Kumpel der beiden, ist nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte. Ob sie verreisen oder nicht ist ihm egal, Hauptsache, es gibt ordentlich was zu futtern.

Die drei werden aber nicht gefragt, sondern einfach eingepackt. 

Am Urlaubsort angekommen, lernt ausgerechnet der begriffsstutzige Chan in Windeseile eine Fremdsprache: Bayrisch! Meerschweinchen Wastl, das dem Sohn der Pensionswirte gehört, bringt es ihm bei. Der hypochondrische Lee entdeckt das Kuscheln mit Kaninchen Hoppla als beruhigende Wellness-Anwendung. (Hoppla redet wenigstens nicht!) Und der draufgängerische Neo fürchtet sich zwar vorm alten Hofkater, lässt sich aber auf eine waghalsige Fahrt in einem Modellbau-Boot ein

Was für ein Schreck: Das Päckchen ist weg!

Während die Tiere ihren Urlaub genießen, haben Kira und Jan Probleme: Anna, die pubertierende Tochter des Hauses, ist offensichtlich von den Gästen genervt und findet obendrein Hamster eklig. Und dann gibt es tatsächlich noch einen Kriminalfall, in dem sie ermitteln müssen. Aber so hatte Kira sich das nicht vorgestellt! Jemand hat nämlich ihr Geburtstagsgeschenk geklaut, noch ehe Jan es ihr hat überreichen können. Sie hat das schön verpackte Päckchen nur einmal kurz gesehen.

Kira hat sogleich ein paar Verdächtige im Visier. Und in der Tat benehmen sich manche Menschen in ihrer Umgebung höchst sonderbar. Jetzt ist es nur schade, dass die Menschen die Hamstersprache nicht verstehen – es funktioniert nur anders herum: Neo, Lee und Chan wissen stets genau, wovon die Leute sprechen. Nur mit den Redensarten der Zweibeiner haben sie ihre liebe Not. Die interpretieren sie meist zu wörtlich. Wie sollen sich die drei jetzt Kira und Jan verständlich machen? 

Ach, ist das blöd, wenn der Mensch nix versteht!

Neo ist nämlich ein Detail aufgefallen, das der Aufmerksamkeit der Kinder entgangen ist. Wenn sie das erfahren, bekommt der Fall vom geklauten Geburtstagsgeschenk eine vollkommen neue Wendung. Ob es hilft, wenn die Tiere den beiden Kids ihre Beobachtung nach Theaterart vorspielen …? Das ist brüllkomisch, aber ist es auch von Erfolg gekrönt?

In dieser Geschichte zeigt es sich wieder mal, was wir als treue Leser*innen der Reihe längst wissen: Jan Winkler ist für Kira ein wirklich ganz wunderbarer Freund!

Weil in diesem Band jeder Hamster sein eigenes Ding macht, gibt’s nicht ganz so viele Gespräche zwischen den dreien, wie wir das sonst aus der Serie gewöhnt sind. Am Witzigsten ist die Geschichte immer dann, wenn die Hamster sich kabbeln und sich gegenseitig mit ihren Eigenarten aufziehen. Vor allem, wenn Chan dann noch alles wortwörtlich nimmt und missversteht. Im vorliegenden Band ist er ausnahmsweise mal nicht der Depp vom Dienst, und deshalb liegt das Schwergewicht der Story auch nicht so sehr auf den saukomischen Dialogen. Auch dieses Abenteuer ist lustig, aber es steht eher rätselhafte Fall im Fokus. Selbst als ausgebuffte*r erwachsene*r Krimileser*in fragt man sich geraume Zeit, was, zum Kuckuck, hier eigentlich vorgeht. Ob die jungen Leser*innen das schneller begreifen? Wundern würde es mich nicht.

In alter Tradition sind die Kapitelüberschriften in dem Buch gereimt, und deswegen sind meine Zwischenüberschriften das auch. Im Übrigen ist es nicht erforderlich, die vorangegangenen Bände zu kennen, um DER KARATEHAMSTER HISST DIE SEGEL

Die Autorin

Tina Zang ist eines der Pseudonyme der Autorin Christine Spindler, die 1960 in Backnang geboren wurde und nach dem Abitur in Heidelberg eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolvierte. Seit 1999 ist sie hauptberuflich Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie hat bereits über 50 Bücher veröffentlicht und 30 Kinder- und Jugendbücher aus dem Englischen übersetzt. In ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Waldspaziergänge, malt und spielt Klavier.

Die Illustratorin

Claudia Fries studierte Kommunikationsdesign in Hamburg und Trier. Sie arbeitet für verschiedene Kinderbuchverlage, Schulbuchverlage und für Werbeagenturen im Illustrationsbereich. Zurzeit lebt Claudia Fries im Hunsrück auf einem Bauernhof.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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