Ellie Brauer: Kein Urlaub ohne Mord: Olivia Pfeffer ermittelt

Ellie Brauer: Kein Urlaub ohne Mord: Olivia Pfeffer ermittelt, München 2023, Piper Verlag GmbH, ISBN 978-3-492-50689-2, Softcover, 348 Seiten, Format: 11,8 x 3,1 x 18,4 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 4,99.

Abb.: (c) Piper-Verlag

„[…] Ein bisschen Action und fanatische Verehrer: meinetwegen. Aber ein Kind wurde entführt, ein Bademeister ermordet und ein offensichtlich Krimineller redet von […] brennenden Booten.“
“Du hast ja recht. Als ich gebucht hatte, hatte ich mir eher sanfte Olivenhaine, bananenpflückende Volontäre und lange Strandspaziergänge vorgestellt.“
 

(Seite 102)

Eigentlich sollte Kriminalkommissarin Olivia Pfeffer, 36, jetzt mit ihrem Lebensgefährten Paul Urlaub in Mexiko machen. Aber der hat eine neue Freundin und Olivia ihr ganzes Leben umgekrempelt. Statt beim LKA Stuttgart arbeitet sie nun bei der Mordkommission München – und ihren Urlaub verbringt sie in Israel. Ihr Hebräisch ist zwar ein bisschen eingerostet, aber es wird reichen müssen.

Na, klasse! Ferienwohnung doppelt belegt!

Drei Wochen im Kibbuz Sa’ar im Norden des Landes liegen vor ihr. Doch als sie dort ankommt, hat Uri, ihr verpeilter Vermieter, die Ferienwohnung bereits an einen anderen Deutschen vergeben: an Leo Pipenbrock, der seinen Posten beim Verfassungsschutz gekündigt hat und nach Israel gezogen ist, weil seine Ex-Frau und seine Tochter hier leben. Jetzt arbeitet er als Koch in einer Strandbar. Eine dauerhafte Bleibe hat er noch nicht gefunden.

Ja, und nun? Weil sie auf die Schnelle keine bessere Lösung finden, beschließen Leo und Olivia, sich die Ferienwohnung erst einmal zu teilen. Jeder bewohnt ein Zimmer. Küche und Bad nutzen beide.  Das gibt jetzt aber keine kitschige Liebesgeschichte oder -komödie. Jeder macht sein Ding, und gelegentlich kocht Leo für Olivia mit.

Er geht arbeiten, sie fährt mit dem Fahrrad ihres Vermieters durch die Gegend und geht am Banana Beach schwimmen (nein, nicht am Banana Beach von Tel Aviv, sondern in Achziv, zwischen Rosch Hanikra and Nahariya. Da gibt’s auch einen.). Sie freundet sich mit den Bademeistern an und mit der aufgedonnerten Kellnerin Nadja, einer Kollegin von Leo. 

Ein Dreijähriger wird vermisst

Leos Strandbar wird Olivias Stammlokal. Hier hört sie jede Menge Klatsch, der sie gar nicht interessiert. 😀 Sie hat Urlaub und will sich nicht mit den Problemen anderer Leute belasten. Doch einmal Ermittler:in, immer Ermittler:in! Als ein dreijähriger Junge aus der Strandbar verschwindet, ist das für Olivia und Leo DAS Thema! Sie haben auch schon eine Theorie. Sie haben nämlich Avner Greenberg, den Vater des vermissten Kindes, telefonieren gehört. Weil er davon ausgegangen war, dass die beiden Deutschen nicht (genügend) Hebräisch verstehen, hat er in ihrer Gegenwart ganz ungeniert gesprochen. Für die Kriminalkommissarin und den Ex-Verfassungsschützer ist sonnenklar: Greenberg ist in kriminelle Machenschaften verwickelt. Vielleicht hat einer seiner „Geschäftsfreunde“ seinen Sohn entführt? Doch sie halten sich da raus.

Mord am Strand

Als wenig später am Strand ein Mord geschieht und es einen der Bademeister erwischt, sieht die Sache anders aus. Leo und Olivia kannten ihn – und sie war am Tatabend mit ihm verabredet. 

Kommissar Avi Mendel ist nicht begeistert davon, dass sich zwei ausländische Ermittler in die Sache reinhängen. Er steht kurz vor der Rente und kann jetzt keine Komplikationen mehr gebrauchen.

Es gibt eine herrliche Szene, in der Leo und Olivia verblüfft feststellen, wie viele Informationen der israelische Kommissar bereits über sie hat – und wie schnell und unkompliziert er da drangekommen ist. Ich denke ja manchmal, die wissen mehr als Gott. 😀

Bei den Ermittlungen rückt unter anderem eine deutsche Touristin in den Fokus des Interesses. Aber weil sich hier alle Welt duzt, kennt niemand ihren Nachnamen. Selbst der Vorname, unter dem sie hier bekannt ist, könnte lediglich eine Abkürzung sein. Ohne Anhaltspunkte kann selbst die israelische Polizei sie nicht finden.

Zeugin verzweifelt gesucht

Olivia und Leo aktivieren ihre Kontakte in Deutschland. Vielleicht kriegen die was raus. Dabei erfährt die Kommissarin, dass es ihre Kollegen in München auch gerade mit einem vermissten Kleinkind zu tun haben. Ein Fabrikantensohn ist entführt worden. Und dass sich die unbeholfene Kommissariats-Assistentin Beatrice an den Kollegen Mimi Zioni ranmacht, kriegt Olivia ebenfalls mit. Das geht ja gar nicht! Auf den hat sie nämlich selbst ein Auge geworfen.

Sagt mal, beschäftigt die Polizei echt solche blitzdummen Urscheln wie diese Beatrice Pfannenschwarz? Die hat ja keinerlei Bezug zur Realität und einen nervtötenden Prominenten-Fimmel. Aber selbst die abseitigsten Interessensgebiete können sich manchmal als nützlich erweisen …

Wie alles zusammenhängt, was sich die Tatperson von ihren Aktionen versprochen hat und wie gerissen sie vorgegangen ist, das versteht man erst ganz zum Schluss. Was dieser Mensch getan hat, ist ebenso verrückt wie clever. Man kann die Taten natürlich nicht gutheißen, aber man kann nachvollziehen, wie es so weit kam.

Cosy-Krimi mit Urlaubs-Feeling

Wenn man hört, dass eine Geschichte in Israel spielt, denkt man gleich an schwere Kost: an gefährliche Krisen, Militär und viel Politik. Hier gibt’s zwar Gruseliges in Zusammenhang mit Mordfällen, aber das wird nur erwähnt und nicht lustvoll breitgewalzt. Von Politik keine Spur. Oder nur ganz am Rande. KEIN URLAUB OHNE MORD ist ein Cosy-Krimi mit Ferien-Feeling. Und das Land wird so anschaulich und liebevoll beschrieben, dass man am liebsten alles stehen und liegen lassen würde um dort hinzufliegen. 

Man bekommt einen Einblick in das Alltagsleben der Menschen im Kibbuz und kann ein wenig bei den Leuten in die Kochtöpfe spähen. Essen ist in dieser Geschichte wichtig. (Kann man im Ernst einen israelischen Freund gehabt haben, Ivrit sprechen und nicht wissen, was Shakshuka ist? 😊) Rezepte gibt’s in dem Buch aber keine. Nach denen kann man bei Interesse selber googeln. Wer – „Malauach“ nicht findet: nach „Malawach“ suchen.

Gibt das eine Serie?

Verstehe ich das richtig? Olivia Pfeffer geht in Serie? Ich hätte nichts dagegen! Die Frau ist so herrlich normal. Ob’s dann ein Wiedersehen gibt mit Avi Mendel, Ronit, den Bademeistern und den Leuten vom Kibbuz? Vielleicht kann man ja Zachi irgendwie mit Beatrice verkuppeln, dann wären zwei Nervbratzen aufgeräumt. Oder ermittelt Olivia im nächsten Band daheim in München? Israel als Handlungsort wäre mir zwar lieber, aber ich lasse mich überraschen.

Die Autorin

Ellie Brauer, geboren in Stuttgart, ist freischaffende Werbetexterin und Autorin. Wenn sie nicht gerade Webseiten konzipiert oder PR-Texte für ihre Kunden verfasst, geht sie auf Reisen und schreibt. Bevorzugt in ihrem Lieblingsland Israel, wo sie sich am Strand neue Fälle für ihre Krimireihe um die urlaubsreife Ermittlerin Olivia Pfeffer ausdenkt. Ellie Brauer lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Stuttgart.

PS: Ich gehe schon davon aus, dass es Regeln gibt, nach denen man Begriffe aus dem Hebräischen ins Deutsche transkribiert. Die kenne ich aber nicht. Ich mach‘ das nach Gehör oder schreibe es so, wie ich es mal in irgendwelchen deutschen oder englischen Texten gelesen habe.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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