Das feuerrote Impfmobil

Die Tierarztpraxis unseres Vertrauens hat einen kleinen Nachteil: Es gibt dort kaum Parkmöglichkeiten. Wenn nur eine unserer Katzen zum Arzt muss, setzen wir sie in den Transportkennel und tragen sie in die Praxis – wir wohnen nur drei bis vier Gehminuten davon entfernt. Aber wenn im Sommer die große Impf-Arie für alle drei Tiere angesagt ist, dann wird das schwierig. Entweder tragen wir die Tiere einzeln hin, oder wir nehmen doch das Auto und haben den Stress mit der Parkplatzsuche. Manchmal haben wir das Auto schon so weit von der Parxis weg parken müssen, dass wir die Tiere gleich von zu Hause hätten hintragen können.

Mir schwebte immer ein Leiterwägelchen als Transportfahrzeug vor, aber so etwas ist sperrig. Man braucht es einmal im Jahr, und dann steht es 364 Tage irgendwo im Weg herum. Der Geistesblitz kam mir, als ich meine Nachbarin eines Morgens mit einer Transportkarre – auch „Sackkarre“ genannt – Getränkekisten nach Hause fahren sah. Wo man Getränkekisten draufschnallen kann, kann man auch Katzenkennels draufschnallen. Ich sah die Konstruktion schon vor mir. So ein Ding musste für den nächsten Impftermin unbedingt her!

Ich lieh mir also von meinem Vater eine Sackkarre und band die Katzenkennels mit einem 4,5 m langen Zurrgurt darauf fest. Das sah zwar ein bisschen nach „Hausfrauenmechanik“ aus, aber es hielt. Und damit man gleich sieht, wozu diese Konstruktion dient, habe ich mit weißem Kopierpapier und roten Klebeetiketten noch ein „Rotkreuz-Logo“ gebastelt und auf den obersten Kennel geklebt.

Am Tag des Arztbesuchs fingen wir unsere drei Pelzmonster ein – den Zickigsten zuerst, den Gutmütigsten zuletzt -, setzten sie in ihr neues „Impfmobil“ und rumpelten damit durch den Ort in Richtung Tierarztpraxis. Eigentlich hatte ich ein fürchterliches Heulkonzert erwartet, weil ich aus Erfahrung weiß, dass unsere Katzen beim Autofahren immer wüst plärren. Sie schauten aber nur verdutzt aus ihren Kennels und waren ganz friedlich.

Die Passanten schauten, staunten und grinsten, wenn sie unser Impfmobil sahen, und mein Mann meinte: „Wir machen uns ja lächerlich mit den Geschoss.“ – „Stört dich das?“ Er grinste: „Nö. Nicht wirklich.“

Auch in der Praxis sorgte das Impfmobil für einige Lacher. Und es erwies sich als im wahrsten Sinne des Wortes „praxistauglich“. Wir mussten es nicht einmal auseinandernehmen, um die Katzen auf den Behandlungstisch zu transferieren. Das Mobil blieb in der Ecke stehen, die Ärztin nahm die Katzen der Reihe nach aus den Kennels heraus, untersuchte und impfte sie. Zurück in ihre Kennels gingen sie dann blitzschnell und freiwillig. Wenn sie das nur einmal zu Hause täten! Da ist es immer ein „tierischer“ Kampf, bis endlich jeder in seiner Kiste sitzt.

Nach der Behandlung rumpelten wir mit unserem selbstgemachten Katzen-Krankenwagen wieder nach Hause. In der Wohnung angekommen, öffneten wir die Kenneltüren, und die Katzen sprangen in hohem Bogen heraus. Sie waren offensichtlich froh und erleichtert, dass der Ausflug vorbei war und erholten sich erst einmal von dem Reisestress.

Im nächsten Jahr geht’s aber definitiv wieder mit unserem Impfmobil auf Tour. Ich habe mir schon eine zusammenklappbare Sackkarre mit einer größeren Auflagefläche zugelegt …

2 Kommentare

  1. Wow, eine gute Idee. Ich bin in der glücklichen Lage, daß meine Fellmonster Geschwister sind und sich in der etwas größeren Transportkiste zusammen vergnügen, so daß ich keine Probleme mit dem Transport habe – aber was immer eine Aktion ist, ist es, die beiden da hineinzubugsieren; schließlich können die beiden es schon hören, wenn ich das Wort Tierarzt auch nur denke…

    Fellige Grüße
    Caia und 8 Pfoten

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