F. Steinhauer, W. Spyra: Zur Strecke gebracht, Forensische Geschichten

Franziska Steinhauer, Prof. Dr. Wolfgang Spyra: Zur Strecke gebracht, Forensische Geschichten, Messkirch 2012, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-83921327-8, Softcover, 277 Seiten, Format: 20 x 12 x 2,2 cm, EUR 11,90 (D), EUR 12,30 (A).

Diesmal fangen wir bei den Autoren an: Franziska Steinhauer, geb. 1962, studierte Pädagogikm it den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie. Seit 2004 arbeitet sie als freie Autorin. Um sich für ihre Krimis im Bereich der Kriminaltechnik weiterzubilden, studiert sie Forensic Scienes an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus. Dort hat Co-Autor Prof. Dr. Wolfgang Spyra den Lehrstuhl Altlasten inne und lehrt seit 2010 Kriminaltechnik im Studiengang Forensic Sciences und Engeneering. Er ist Chemiker und war früher Leiter der Direktion Polizeitechnische Untersuchungen beim Polizeipräsidenten in Berlin.

Aus der Zusammenarbeit zwischen Professor und Studentin ist dieses Buch entstanden. Er hat die Fakten beigesteuert, sie hat daraus neun Kriminalgeschichten gemacht, in denen exemplarisch erzählt wird, wie die Täter mit Hilfe der Kriminaltechnik zur Strecke gebracht werden. Im Anschluss an jede Geschichte werden die verwendeten Methoden und die eingesetzten Geräte erklärt. Schwarz-Weiß-Fotos illustrieren die Erläuterungen.

Brandschätzchen (Seite 9): Hat Schrotthändler Leo Krause auf seinem Firmengrundstück illegal Kupferkabel angezündet, um sie von der Kunststoffummantelung zu befreien? Die Nachbarn sagen das, doch man kann ihm nichts nachweisen. Bis Jürgen Biedermann von der Kripo eine Idee hat …

Das Phantom (Seite 36): Der arbeitslose Russischlehrer Arne Lautenschläger versucht sich in seiner Verzweiflung als Supermarkt-Erpresser. Dabei stellt er sich sogar recht clever an. Doch die Polizei hat Tricks auf Lager, von denen er nichts ahnt …

Leichenwasser (Seite 80): Zwei Geschäftsleute aus Moldawien werden vermisst. Alles deutet darauf hin, dass ihnen etwas zugestoßen ist. Die Spur führt zu zwei zwielichtigen Autohändlern, doch die wissen angeblich von nichts. Woher stammen dann die Blutspuren in der Ausstellungshalle?

Dumm gelaufen (Seite 124): Berthold Kunze plant, sich unter Zurücklassung seiner Schulden ins Ausland abzusetzen. Sämtliche Schreiben der Staatsanwaltschaft ignoriert er. Aber das kann er mit Staatsanwalt Friedrich Schacht nicht machen!

Horizontlinie (Seite 132): Schon möglich, dass die Gärtnerin Kati ihren kleinen Sohn nahm und ihren Mann verlassen hat – aber mitten in den Essensvorbereitungen, ohne Auto, Kinderwagen und Gepäck? Und ohne die Verabredung mit ihrer Mutter abzusagen?

Zur Strecke gebracht (Seite 179): Noch nie habe er Drogen genommen, schwört Pfarrer Blank. Warum er mit dem Auto Schlangenlinien gefahren ist und Opiate und THC im Blut hatte, weiß er nicht. Ob der Mohnkuchen seiner Mutter schuld ist? Chemiker Dr. Klabunde geht der Sache nach.

Lebendnachweis (Seite 200): 107 Jahre alt müsste Martha Gräbert jetzt sein, errechnet der Sachbearbeiter der Rentenkasse. Kann das sein, oder kassiert da jemand die Rente für eine Tote? Das Problem: Nur Marthas Tochter kann etwas über den Verbleib der Mutter wissen. Und die ist dement.

Täterfallen (Seite 228): Im Klinikum werden seit Monaten Patienten bestohlen. Mit von der Kriminaltechnik präparierten Geldbörsen will die Polizei dem Dieb eine Falle stellen …

Kabelklau (Seite 244): Gleich tonnenweise kommen der Bahn Kupferkabel abhanden. Kann man eine Fuhre Kabel so mit Fangstoffen präparieren, dass die Anhaftungen die Diebe überführen? Kriminaltechniker Paul Sommer arbeitet daran …

Fangschaltung und Sprachanalyse, Sonar, Radar, Luminol, Leichenspürhunde, DNA und Ninhydrin, Drogen-Schnelltests, Täterfallen, und Gaschromatographie … als eingefleischter Krimifan hat man das meiste schon einmal gehört. Was man wann einsetzt, wissen wir auch so ungefähr. Ob uns die bebilderten Erklärungen schlauer machen, hängt von unserem individuellen Wissensstand ab. Den können die Autoren natürlich nicht kennen, und so wird der eine Leser über- und der andere womöglich unterfordert sein.

Nicht jeder wird mit Erläuterungen wie diesen viel anfangen können: „Bei der SPME (solid phase microextraction, Festphasenmikroextraktion) sticht man eine Nadel durch das Septum des Probengefäßes mit dem Luftgemisch und fährt eine Faser aus, die über einen definierten Zeitraum im Gefäß verbleibt.“ (Seite 33) oder „Die Injektion erfolgt mit der entnommenen Probe aus dem Dampfraum und liefert über den EDX und den FID-Detektor ein eindeutiges Ergebnis über den Alkoholanteil im untersuchten Blut.“ (Seite 196) Wem das etwas sagt, der wird die Erklärungen des Professors vermutlich gar nicht mehr brauchen.

So kompliziert sind nicht alle Erklärungen. Doch wer wirklich nur Bahnhof versteht, der hat hier immer noch das Vergnügen einer Sammlung spannender Kurzkrimis mit Fokus auf die kriminaltechnische Ermittlungsarbeit. Die Kombination von Kurzgeschichten und Sachbuchelementen geht nicht für alle Leser auf.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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