Gregor Schürer: Ein helles Licht im dunklen Kerker. Geschichten für die Martinszeit, Norderstedt 2014, BoD Books on Demand, ISBN 978-3-7357-8469-8, Softcover, 72 Seiten, Format: 20,3 x 12,7 x 0,5 cm, Buch: EUR 4,90, Kindle Edition: EUR 3,49.

Die Tradition, am Abend des 11. November, dem Martinstag, mit Lampions durch die Stadt zu ziehen, kennt der Autor noch aus seiner Kindheit in Baden-Württemberg. So richtig beschäftigt hat er sich mit dem Brauch und der Legende von Bischof Martin von Tours erst, seit er im Rheinland lebt und selbst Kinder hat.
Im Jahr 2000 hat er begonnen, jedes Jahr eine Martinsgeschichte zu schreiben, wobei es ihm vor allem darum geht, zu beleuchten, was uns diese Legende heute noch zu sagen hat. 15 Martinsgeschichten sind in diesem Büchlein zusammengefasst. Manche Beiträge richten sich eher an ein erwachsenes Publikum, andere eigenen sich hervorragend dazu, sie Kindern vorzulesen … wenn man den einen oder anderen Lacher in Kauf nimmt. Denn auch ernste Themen wie Nächstenliebe und Teilen haben bei Gregor Schürer ihre Schmunzelmomente.
- Tragisch endet die Hilfsbereitschaft für den Geschäftsmann Martin in der Geschichte „Lucky“.
- In „Ein Weckmann namens Robert“ schenkt ein Passant einem Obdachlosen mehr als nur ein paar Cent.
- Die Titelgeschichte „Ein helles Licht im dunklen Kerker“ erzählt kindgerecht die Lebensgeschichte des Heiligen Martin: Martin von Tours, der in jungen Jahren französischer Gardeoffizier war und später Bischof wurde.
- Der kleine Joseph mit den abstehenden Ohren ist ein stetes Mobbingopfer für seine Schulkameraden … bis St. Martin kommt: „Wie Segel-Joe den Mantel teilte“.
- Warum man den Eisvogel auch „Martinsfischer“ nennt, erfahren wir in der Geschichte „Ein fliegender Edelstein“.
- Was wäre, wenn der Heilige Martin heute durch unsere Stadt ginge? In „Lass stecken, Maddin“ spielt der Autor diese Möglichkeit durch.
- Eine andere moderne Variante der Legende erlebt Marty in „Paul und Paula“.
- Was Gänse für St. Martin getan haben und warum es im Grunde unfair ist, dass wir welche zum Martinsfest verspeisen, lehrt uns die Geschichte „Die blöde Gans“. Die kann man gut vor einem gemischten Publikum aus Kindern und Erwachsenen vorlesen, muss aber auf zweierlei gefasst sein: dass die Zuhörer beim Schlusssatz lachen – und dass die Kinder eventuell den Gänsebraten nicht essen wollen.
- Die nächste Geschichte zeigt uns, warum ausgerechnet „Das dumme Schaf“ die Vorschriften des Evangeliums erfüllt. Auch das ist was für Kinder und das Publikum lacht garantiert.
- „Mußestunde mit Mireille“ ist eher etwas für Zuhörer in den besten Jahren. Der Erzähler hört im Kaufhaus den alten Mireille-Mathieu-Song „Martin“ und lässt seine Gedanken schweifen vom Schlager bis zum Martinsfest.
- Ob die Botschaft der Martins-Legende religionsübergreifend funktioniert? Ausgerechnet über das Martinsfest kommen die Kindergartenkameraden „Justin und Rahim“ erstmals so richtig ins Gespräch.
- Warum St. Martin ein „Global Player“ war, erklärt der Vater seinen Kindern in „Die Geduld, die Tafel und die Eurokrise“.
- Und was ist, wenn man jemandem beisteht, der sich hinterher als Betrüger entpuppt und die Bedürftigkeit nur vorgetäuscht hat? Das erzählt uns der Beitrag „Michaela und der Bettler mit dem Benz“.
- Ob St. Martin als Bischof auch so einen verschwenderischen Palast hatte wie ein gewisser Herr aus Limburg, will die Tochter in „Die freistehende Waschschüssel“ wissen. Da muss ihr Vater sie leider enttäuschen …
- Definitiv „Kein Revolverheld“ war der Heilige Martin, auch wenn eine Statue in der Martinskirche in Kirchsahr ihn mit einer Pistole zeigt. Er ist ein Held ganz ohne Waffe. Ob die kleinen Söhne des Erzählers das auch so sehen?
Wer sich mit dem Thema Martin von Tours/St. Martin aus persönlichem Interesse beschäftigt oder eine Geschichte zum Vorlesen in Kindergarten, Schule oder bei einer Veranstaltung der Kirchengemeinde sucht, wird hier fündig werden – ob er/sie nun einen traditionellen oder modernen Text haben möchte, etwas zum Nachdenken oder etwas, bei dem man auch schmunzeln kann.
„Viel Freude bei der Lektüre“, wünscht uns der Autor im Vorwort und bietet an: „Lassen Sie mich wissen, wie Ihnen die Texte gefallen haben, wenn Sie mögen. Ich freue mich immer über Post von meinen Leserinnen und Lesern.“ (Seite 4) Vielleicht möchte ihn ja jemand beim Wort nehmen.
Der Autor
Gregor Schürer lebt mit seiner Familie in Heimersheim an der Ahr. Der 1957 geborene Schwabe schreibt seit vielen Jahren als freier Journalist und Autor. Für seine Texte hat bereits zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Weitere Informationen unter www.autorenhof.de.
Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
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