Marianne Kaindl: Sechs Katzen und ein Todesfall. Der erste Coco-Katzenkrimi

Marianne Kaindl: Sechs Katzen und ein Todesfall. Der erste Coco-Katzenkrimi, Stetten bei Meersburg, 2014/2018, ABB-Verlag, ISBN 978-3-945664-00-1, Hardcover, 176 Seiten mit zahlreichen s/w-Illustrationen, Format: 15,1 x 2 x 21,6 cm, EUR 14,80, Kindle: EUR 5,49.

Abb.: (c) ABB-Verlag

Katze Cocos Frauchen hat viele Namen: Privat und in ihrem Beruf als Fotografin heißt sie Rebekka Sommerthal, als Fotodesignerin/Künstlerin nennt sie sich Hermine Hesse und als sie noch mit Franz verheiratet war, dem windigen Unternehmensberater, Coach und Psychosekten-Guru, hieß sie mit Nachnamen Frummelmann.

Sei vier Jahren ist Rebekka Sommerthal, 45, nun geschieden, lebt mit ihren 6 Katzen in einem alten Haus am Bodensee und hat gerade einen interessanten neuen Mann kennengelernt: den sympathischen und äußerst tierlieben Galeristen Stefan Zumthor. Dass ihr Ex-Gatte noch einmal zum Problem werden würde, hätte sie nie gedacht, denn es gibt kein böses Blut zwischen ihnen. Franz ist inzwischen mit Gundula verheiratet und alle sind zufrieden.

Da wird der Ex-Gatte ermordet aufgefunden und die Polizei steht bei Rebekka auf der Matte. Ein paar Indizien lassen sie verdächtig erscheinen, und ehe sie es sich versieht, wird sie verhaftet – und ihre Katzen sitzen unversorgt alleine da.

Frauchen verhaftet! Die Katzen ermitteln

Dem Kriminalkommissar mit dem Goldkettchen und seinem Kollegen trauen Rebekkas Tiere nicht viel Gutes zu. So, wie die zwei sich anstellen, finden sie den wahren Mörder nie! Wenn sie ihr Frauchen gerettet sehen wollen, werden sie schon selber ermitteln müssen. Und so erklärt Coco sich und ihre Mitbewohner*innen kurzerhand zu Privatdetektiven.

Die Katzen fühlen sich der Sache durchaus gewachsen. Schließlich sie gucken sie jede Woche mit Frauchen zusammen im Fernsehen den TATORT. Sie können mit Smartphone und Tablet umgehen und haben sogar eine App, die Katzensprache in Menschensprache übersetzt.

Die älteren unter ihnen können sich noch gut an Franz Frummelmann erinnern. Er liebte die Frauen und hasste Haustiere. Und im Berufsleben hatte er mehr Feinde als ein Hund Flöhe.

Katzendame Goldie wird zur Projektmanagerin und koordiniert die Einsätze. Und die anderen schwärmen aus: Coco freundet sich mit Frummelmanns leicht verwirrter Witwe an und schleicht sich in sein Büro ein. Das existiert noch immer. Nach dem Tod des Chefs führen nun seine Mitarbeiter die mehr oder weniger dubiosen Geschäfte. Und in diesem Umfeld wimmelt’s nur so von Verdächtigen und Motiven: ruinierte Existenzen, enttäuschte Hoffnungen, betrogene Frauen, Wut, Rache, Eifersucht …  Kater Percy quartiert sich derweil im Polizeirevier ein um zu sehen, wie weit Kommissar Silkowski und seine Kolleg*innen mit den Ermittlungen gekommen sind.

Undercover unterwegs

Rebekka ist für den Moment auch auf freiem Fuß und recherchiert, wer ihr hier einen Mord anhängen will. Unter ihrem Künstlerinnen-Pseudonym schleust sie sich in die Psycho-Sekte ihres Exmannes ein. Das ist nicht ungefährlich. Was, wenn sie dort jemand erkennt? Und auch die Katzen leben gefährlich auf ihrer Detektiv-Mission …

Weil die Katzen-WG als bonbonbunte heile Welt inszeniert wird, wirkt das, was in der Psycho-Sekte abgeht, umso verrückter und kränker. Auch wenn Rebekka Sommerthal mit ihrem Ex keine Probleme mehr hatte: So ganz knusper war der Typ ja wohl nicht! Hat es ihm ein Gefühl von Macht verschafft, sich eigenwillige, lebenslustige Partnerinnen zu suchen und diese dann systematisch zu zerbrechen? Er stand ja wohl eher auf Herrschaft als auf Partnerschaft.

Es wäre beruhigend zu wissen, dass sich die Autorin die hier beschriebenen Auswüchse der Berater-Szene komplett ausgedacht hat. Aber so etwas gibt’s leider wirklich. Und psychische Gewalt in Beziehungen, wie Franz Frummelmann sie auszuüben pflegte, ist auch nur zu real.

Heitere Katzen-WG, brutale Realität

Manchmal war mir der Kontrast zwischen den jugendbuchartigen Katzenabenteuern einerseits und den Schilderungen brutalen Machtmissbrauchs andererseits ein bisschen zu stark. So schnell konnte ich nicht immer zwischen heiterem Katzen-WG-Leben und der Angst und Verzweiflung der Opfer hin- und herschalten. Das mag aber individuellen Empfindlichkeiten bei Misshandlungsthemen geschuldet sein.

Ich habe mitgefiebert mit den mutigen bis leichtsinnigen Ermittlerkatzen und mit der arglosen Rebekka, die aus heiterem Himmel in höchst dramatische Ereignisse hineingezogen worden ist. Kommt sie aus dem Schlamassel heil wieder raus? Wer wird den Fall schließlich lösen? Die Katzen oder doch die Polizei? Und ist Rebekkas Galerist wirklich der Traummann, für den sie ihn hält, oder doch nur ein Lappen, der bei den ersten Schwierigkeiten das Weite sucht? Seine Reaktion auf die Sache mit dem Trauerkranz war ja nicht eben souverän.

Mit den Polizisten hatte ich streckenweise Mitleid. Wenn Amateure bei den Ermittlungen mal die Nase vorn haben, muss das schon hart sein. Aber wenn diese überlegenen Amateur-Spürnasen noch nicht einmal Menschen gehören, sondern Katzen, dann ist das besonders bitter. Wer will schon dümmer sein als ein Haustier?

Nun, es gibt ja noch weitere Coco-Katzenkrimis. Mal sehen, ob die Kommissare sich da ein bisschen pfiffiger anstellen.

Die Autorin

Marianne Kaindl studierte Germanistik, Philosophie und Buchwesen und ergänzte dies durch eine profunde Ausbildung zur Multimedia-Autorin und -Projektleiterin. Für ihren Coco-Katzen-Krimi „Sechs Katzen und ein Todesfall“ wurde sie mit dem Indie Autor Community-Preis 2018 ausgezeichnet. Sie lebt mit ihren Katzen am Bodensee in der Nähe von Meersburg. Seit Heft 5/19 ist sie alle zwei Monate Gastautorin mit Katzen-Kurzkrimis in der renommierten Zeitschrift „Our Cats“.

Website der Coco-Katzen-Krimis: www.katzen-krimi.de

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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