Martine Lestrat: Kleine Geschichten, die guttun, Chemnitz 2022, Elvea Verlag, ISBN 978-3-347-72368-9, Softcover, 88 Seiten, mit farbigen Fotos, Format: 17 x 0,6 x 17 cm, Buch (Softcover): EUR 12,99, Hardcover: EUR 16,99.
Will man gut über das Geschehen in der Welt informiert sein, wird man tagtäglich mit einer Vielzahl von schlechten Nachrichten konfrontiert. Da sehnt man sich manchmal nach Abwechslung und möchte etwas Positives, Erfreuliches und Aufbauendes lesen. So etwas muss es doch geben! Es kann doch nicht immer alles nur Sch**ße sein!
Martine Lestrat hat Geschichten und Gedichte geschrieben, die uns das Gute und Schöne in unserem Alltag vor Augen führen. Das gibt’s nämlich tatsächlich noch. Man muss nur die Augen aufmachen – und vielleicht auch mal selbst aktiv werden.
Welle der Herzlichkeit
Was passiert, wenn man Fremden spontan ein ehrlich gemeintes Kompliment macht? Wenn man freundlich grüßt, statt muffelig am anderen vorbeizulatschen? Das Echo darauf ist rundweg positiv, hat die Autorin erfahren. Freude und Freundlichkeit strahlen sogar auf Personen aus, die von der netten Geste gar nicht unmittelbar betroffen waren. Es ist, als ginge eine Welle der Herzlichkeit durch die Menschen.
Sogar die Natur kann „herzlich“ sein, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Auf ihren Spaziergängen entdeckte Martine eines Tages, dass es da draußen jede Menge Steine, Blätter oder Rindenstücke gibt, die wie Herzen geformt sind. Die Hobbyfotografin begann, diese Herzmotive festzuhalten und erfreute fortan ihre Follower in den Sozialen Medien damit. Inzwischen gibt’s die Motive auch als Postkarten und eine Auswahl davon illustriert dieses Buch.
Mitunter macht es auch glücklich, ungebetene Ratschläge von Mitmenschen zu ignorieren. Hat doch tatsächlich eine erwachsene Frau vor Jahren zur sehr jungen Martine gesagt, sie solle nicht so viel lachen, davon bekäme sie später Falten. Diesen Tipp habe ich auch mal bekommen, da war ich Anfang 20. Ich dachte, nee, was wäre das für ein trostloses Leben, wenn man nicht mehr lachen dürfte! Da mache ich nicht mit. Ich habe, genau wie die Autorin, auf diesen gut gemeinten Rat gepfiffen. Gut, ein paar weniger Falten wären schon nett. Aber viel gelacht zu haben, bereue ich auf keinen Fall! Jetzt, mit 60+, ist es sowieso vollends egal, jetzt können wir lachen so oft und worüber wir wollen!
Nachahmenswert
Nachahmenswert finde ich die Methode, mit der sich Martines allein lebende Nachbar:innen umeinander kümmern. Was sie sich ausgedacht haben ist genial einfach und verhindert auf unaufdringliche Weise, dass irgend jemand hilflos allein in seiner Wohnung liegt.
Genial ist auch der Trick mit der Lesebrille für einen gemütlichen Lese-Sonntag im Bett! 😀 Hier kann man echt noch was lernen. Zum Beispiel auch über den Umgang mit der Routine. Obwohl das auch Typsache ist. Mir gibt Routine Sicherheit, Martine dagegen hat manchmal den Eindruck, in Eintönigkeit zu ersticken. Dann muss sie was Neues beginnen.
„Für mich ist jeder Moment der richtige, um das eigene Leben Revue passieren zu lassen und zu überlegen: Wie ist es jetzt? Bin ich zufrieden? Kann ich etwas ändern?“, schreibt sie.
(Seite 64)
Vielleicht sollte man tatsächlich öfter mal innehalten und darüber nachdenken, wie man lebt und ob sich das noch richtig anfühlt. Einfach weiterwursteln ist natürlich bequemer. Aber dadurch wird auch nichts besser.
Sprudelnde Ideen
Und wann kommt man zum Nachdenken? Nicht mitten im dicksten Alltagsstress, sondern dann, wenn man sich gerade langweilt. Es ist also nicht empfehlenswert, sofort etwas gegen Langeweile zu unternehmen. Wenn man einfach nur tatenlos herumsitzt und vor sich hin denkt, kann das die Ideen regelrecht zum Sprudeln bringen. Also sollte man Langeweile eigentlich willkommen heißen – als Kreativitäts-Booster und Motivationsschub.
Ob’s um Menschen geht, um die Natur allgemein oder die Liebe zum Meer – die kurzen Geschichten lassen den Leser mit einem Lächeln und einem guten Gefühl zurück.
Herzmotive und „Elfchen“
Aufgelockert wird die Folge der Geschichten durch Farbfotos von Herzmotiven aus der Natur – und durch Gedichte. Diese Gedichte gehören alle der Spezies der „Elfchen“ an. Mir ist die Art vertraut – ich habe fast 600 davon auf unserer Internet-Seite (Tiergeschichten.de) gesammelt. Für alle, die das Prinzip nicht kennen, nach dem diese Gedichte verfasst werden, erklärt die Autorin es mit Hilfe eines Wikipedia-Zitats:
„Ein Elfchen ist ein kurzes Gedicht mit einer vorgegebenen Form. Es besteht aus elf Wörtern die in festgelegter Folge auf fünf Verszeilen verteilt werden.“
(Seite 11)
Ich denke, es ist in Ordnung, wenn ich eines davon beispielhaft herausgreife:
Buchstaben
(Seite 39)
Buchstaben
Bilden Wörter
Erzählen tausende Geschichten
Lassen uns schön weiterträumen
Zauberwelt
Mit diesem Buch können wir uns in eine positive „Zauberwelt“ zurückziehen, wenn wir mal eine Pause brauchen von der Schlechtigkeit der Welt. Die Schattenseiten des Lebens werden hier nicht geleugnet, aber der Fokus liegt auf dem, was uns Menschen Freude macht, motiviert und guttut.
Die Autorin
1984 zog Martine Lestrat von Frankreich nach Deutschland – der Liebe wegen. Schnell lernte sie die Sprache ihrer neuen Heimat und konnte ein Studium der Sozialpädagogik beginnen.
Nach ihrer Ausbildung zur Gesundheitsberaterin fing sie an, ihre Erfahrungen mit den Deutschen und der deutschen Sprache aufzuschreiben. Ende 2017 erschien ihr erstes Buch „Bonjour Deutschland!“, Ende 2022 ihr zweites: „Kleine Geschichten, die guttun“. Nach mehreren Umzügen innerhalb Deutschlands lebt die Autorin seit 1999 in Schleswig-Holstein, wo sie sich sehr wohl fühlt.
Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
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