Ursi Breidenbach, Heike Abidi: Gönn dir einen Mutausbruch! Wie du die Heldin in dir entdeckst, München 2025, Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, ISBN 978-3-328-11058-3, Klappenbroschur, 319 Seiten, Format: 12,6 x 2,8 x 18,8 cm, Buch: EUR 13,00, Kindle: EUR 11,99.

„[…] Tatsache ist: Wer keine Angst hat, muss diese auch nicht überwinden. Was bedeutet, dass ängstliche Menschen viel häufiger mutig sein müssen, als diejenigen, die schon von Natur aus unerschrocken sind. […] Also sind wir Angsthäsinnen die wahren Superheldinnen.“
(Seite 85)
Ich gehöre schon mein ganzes Leben lang zum Club der Angsthäsinnen. Gut, in Bereichen, in denen ich mich sehr gut auskenne, graust mir inzwischen vor nichts mehr. Das ist wahrscheinlich eine Frage der Lebenserfahrung. Aber ich habe mich vor etlichen Jahren dazu entschlossen, lieber meine vertraute Phobie zu behalten als mich dem Stress einer Therapie auszusetzen. Eine mutige Person würde sowas niemals tun!
Wo ist der Mut, wenn man ihn braucht?
Es wäre mir also ganz recht, wenn ich wüsste, wie man einen Mutausbruch bekommt, wenn es nötig ist. Aber bitte nichts so Tollkühnes wie aufs Dach zu klettern um die Katze zu retten oder ins Haus zu stürmen um Einbrecher zu verscheuchen! Auch Mut sollte wohl dosiert sein!
Was ist überhaupt Mut? Darüber hat sich schon Platon (428-348 v. Chr.) Gedanken gemacht: „Mut bedeutet zu wissen, was wir nicht fürchten sollen.“ (Seite 118) Wenn das, was wir fürchten sollten, nur immer so klar von dem zu unterscheiden wäre, was uns aus unerklärlichen Gründen Angst macht!
Kein Ersatz für eine Therapie!
Damit eines klar ist – und das sagen die Autorinnen auch ganz deutlich -: Dieses Buch kann und will keine Psychotherapie ersetzen. Wer eine Phobie oder Angststörung hat, die ihn im täglichen Leben massiv einschränkt, sollte sich professionelle Hilfe holen. Da kann ein unterhaltsames Sachbuch wie dieses hier nicht die Lösung sein. Das Buch richtet sich an uns Feld-, Wald- und Wiesen-Angsthäsinnen, die ihre kleinen Schwachpunkte haben. Leute wie wir können in dieser Sammlung aus Sachinformationen, Fallbeispielen und Erfahrungsberichten den ein oder anderen Tipp finden. Und wir sehen, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind. Die anderen haben ebenfalls ihre Themen und kochen nur mit Wasser!
Tipps und Tricks für Angsthäsinnen
Leider sind Ängste ziemlich hartnäckig. Man fühlt sich ihnen wehrlos ausgeliefert und wird sie nicht so leicht los. Sich sagen zu können: „Ich fürchte mich, und das ist okay“, ist schon mal ein erster Schritt. Im Buch findet man eine Reihe von Tipps und Tricks, mit denen man sich so weit ablenken kann, dass man wenigstens in der Lage ist, wieder klar zu denken.
Je gründlicher man auf die Angstsituation vorbereitet ist, desto besser ist das. Das wird uns hier anhand verschiedener Beispiele anschaulich gemacht. Vorbereitung funktioniert, ob es sich um Künstlerinnen handelt, die ihren Part perfekt beherrschen oder um Menschen wie Petra, die panische Angst davor haben im Aufzug stecken zu bleiben. Petra ist inzwischen so umfassend zum Thema „Aufzüge“ informiert, dass sie in einem Ernstfall erstaunlich cool bleibt und sogar aufgeregte Leidensgenossen beruhigen kann.
Es gibt allerdings auch Situationen, in denen Unwissenheit ein Segen ist. Wer keine Ahnung hat, dass er sich in einer potentiell gefährlichen Lage befindet, wird sich auch nicht fürchten. Das kann aber ins Auge gehen! Mit den Mut-Strategien der allein reisenden Wandersfrau Hella (Seite 103) kommt man, denke ich, in den meisten Fällen ganz gut durch.
Das Leben ist voller Mutproben
Oft erfordert es Mut, „nein“ zu sagen, statt bei etwas mitzumachen, das einem widerstrebt. Auch zum Verlassen der eigenen Komfortzone braucht man Mut. Mitunter verharrt man da ja, obwohl sie längst nicht mehr komfortabel ist, weil einen Selbstzweifel und die Angst vor dem Unbekannten lähmen. Wie man dieser Denkfalle entkommen kann, erfahren wir im Buch.
Gegen objektbezogene Phobien wie z.B. die Angst vor Hunden, Katzen oder Spinnen, kann eine Konfrontationstherapie helfen, unterstützt vielleicht durch Entspannungstechniken. Ich halte allerdings nicht viel davon, wenn Laien da selbst herumdoktern. In Fällen von eher leichtem Unbehagen mag es funktionieren, wenn einem statt eines Therapeuten ein Freund oder Angehöriger zur Seite steht, dem man vertraut.
Es ist erstaunlich zu sehen, wo man überall mutig sein muss: beim Altern, beim Loslassen von unerfüllten Wünschen und Träumen, beim Neinsagen, beim Vertreten einer eigenen Meinung – und natürlich im Fall der Zivilcourage. Für andere einzustehen, wenn sich der Rest wegduckt, kostet Überwindung. Und manchmal verleiht einem so eine Notsituation geradezu Löwinnenmut: Man handelt, ohne über Gefahren und Konsequenzen nachzudenken – und wundert sich anschließend über sich selbst.
Mut kann man tatsächlich lernen!
Wir lernen hier: Mut ist relativ. Was für manchen eine Kleinigkeit ist, kostet andere enorme Überwindung. Doch wenn man sich einmal ein Herz gefasst und die kritische Situation erfolgreich gemeistert hat, stärkt das das Selbstbewusstsein und motiviert uns vielleicht, in vergleichbaren Situationen künftig ähnlich mutig zu handeln.
Mut kann man also tatsächlich lernen! Und ansteckend scheint er auch noch zu sein! Das Buch liefert eine Reihe von Beispielen, in denen Menschen andere mit ihrer Entschlossenheit mitgerissen und eine positive Grundstimmung ausgelöst haben. Und das ist doch eine wunderbare Sache!
Man muss ja nicht gleich zur Volksheldin werden. Wenn man lernt, Ängste zu überwinden und unangenehme Alltagsituationen souverän(er) zu meistern, ist das sehr befreiend und ein tolles Gefühl. Das ist meines Erachtens Grund genug, diesen unterhaltsamen Ratgeber zu lesen.
Die Autorinnen
Ursi Breidenbach studierte Kunstgeschichte und Kulturmanagement in Wien. Nach Stationen im Ausstellungs- und Museumswesen in Österreich und Bayern sowie einer kunstjournalistischen Tätigkeit arbeitet sie seit 2009 als freie Autorin. 2023 wurde sie mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet. Sie lebt in der Steiermark/Österreich. Neben ihren gefühlvollen Romanen schreibt Ursi Breidenbach erfolgreich Sachbücher.
Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder. »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«, das sie zusammen mit Ursi Breidenbach veröffentlichte, hielt sich monatelang auf den Bestsellerlisten.
Affiliate Links
- Buch: https://amzn.to/4nQ6xvX
- Kindle: https://amzn.to/3KR6rWp
Ich bekomme eine kleine Provision, wenn ihr über diesen Link ein Produkt kauft.
Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de