Berg und Wal, Teil 3 -“ Teneriffa vom 23.07. bis 02.08.2008

Berg und Wal ’“ Teil 3
Teneriffa vom 23.07. bis 02.08.2008

Sonntag, 27.07.2008: Routine

Keine besonderen Vorkommnisse. Wir haben den Tag damit vertrödelt, zum Bootshafen Puerto Colón zu latschen und unterwegs ein paar Ansichtskarten fürs spätere Fotoalbum zu kaufen, denn so wie die Profis kriegen wir die Motive ja doch nie in den Kasten. Die übliche Routine aus Gehen, Schwimmen und Nichtstun.

Im Hotel habe ich mich gewundert, dass auf der Rückansicht der Hose einer üppigen jungen Dame der plakative Schriftzug ITALIA prangte. Ein politisches Statement: Das Land ist am A…? Ein selbstkritisches Bekenntnis: ein Hinterteil so groß wie Italien? Na ja, wahrscheinlich nichts von alledem, es ist wohl einfach modern. Wie ein Ohrwurm kroch nach diesem Anblick ein derber Kinder-Abzählreim durch mein Gehirn: ’žCaterina Valente hat ’šnen A… wie ’šne Ente, hat ’šnen A… wie ’šne Kuh ’“ und raus bist du.’œ

Auf solche niveaulosen Gedanken bringen einen die Leute, indem sie auf ihren Hosenboden ITALIA schreiben! Sowas macht man einfach nicht! 😀

Montag, 28.07.2008: Wale und schräge Vögel
Morgens um 5:15 Uhr werde ich von einem sonderbaren Geschrei und Gequäke geweckt. Das kommt von draußen! Auaauaauaauawääääh! Aha: Gelbschnabel-Sturmtaucher! Reiseleiter Jack hatte uns deren Geschrei vorgemacht und vorher noch hoch und heilig versichert, dass er absolut nüchtern sei und uns auch nicht zum Besten halte. Diese Vögel schreien wirklich so. Gerhard sagt, er habe das Geräusch schon am Tag mal gehört und gedacht, das sei ein besonders nerviges Kinderspielzeug. Mir ist das entgangen, ich höre die jetzt zum ersten Mal. Gesehen habe ich noch keinen. Ich gehe hinaus auf die Terrasse um vielleicht mal einen der Schreihälse zu Gesicht zu bekommen. Witzlos: Es ist noch stockdunkel.

Oh Schreck, oh Not! Jemand hat meiner besseren Hälfte am Vorabend an der Bar von der ’žExpedition Wale und Delfine’œ vorgeschwärmt. Und jetzt ist er wild entschlossen, diese Whale-Watching-Tour auch mitzumachen. Wale sieht man sonst nur im Fernsehen, meint er, und nun habe man mal die Chance, die Tiere leibhaftig zu sehen, also sollte man sie auch nutzen.

Ja, schon klar. Aber mich bedeutet das ’žBoot fahren’œ. Ich werde mich von jetzt an bis zu der Sekunde, da wir wieder an Land sind, fürchten. Eine alberne Furcht, ich weiß das. Und ich vermute, sie ist auch nur erlernt. Meine Mutter konnte nicht schwimmen und hatte schreckliche Angst vor Schiffen und Booten, das ist bei mir irgendwie hängen geblieben. Gerhard lacht mich aus: ’žDas ist ein Katamaran und keine Schiffschaukel’œ. Das Ding fahre sicher und ruhig und ich solle mich doch bitte nicht so anstellen. Damit hat er zweifelsohne Recht, aber mir sind nun mal große Wasseransammlungen unheimlich. Vor allem, wenn ich mittendrin bin.

Wir buchen die Tour für kommenden Donnerstag.

Wir latschen zum Bootshafen Puerto Colón und sehen uns die FREEBIRD ONE an, den Katamaran, der uns zur Wal-Expedition bringen wird. Wobei ’žExpedition’œ ja schon ein gar großes Wort ist für einen Halbtagesausflug. Egal. Hauptsache, die FREEBIRD bringt uns wieder sicher zurück.

Das Unternehmen, das die gesammelten Boote, Kats, Jet-Skis und all das Gerödel da unter sich hat, hat einen Stand am Bootshafen. Ich nehme einen Flyer über die Whale-Watching-Tour mit und lese alles gründlich durch. Angeblich passen 200 Leute auf den Kat, sie nehmen aber nur 100 mit, damit die auch alles was sehen können. Ob es auch ein Klo an Bord gibt? Schreiben tun sie nichts darüber …

Jetzt, nachdem ich Katamaran und Flyer gesehen habe, bin ich doch zuversichtlich, dass ich die ’žExpedition’œ überleben werde. Lacht ihr nur, ihr Seebären und Wasserraten! Ich bin eben ein Landei und werde auch eins bleiben.

Zurück im Hotel habe ich den Pool für mich alleine. Selber schuld, ihr Leute, wenn ihr nicht schwimmen wollt. Und schön, dass niemand meine Bahnen kreuzt und ich nicht permanent um ältere Herren herumschwimmen muss, die stundenlang die ihnen am Halse hängende Gattin durch den Pool tragen. (’žAm Hals’œ, nicht ’žaus dem’œ!) Eine anscheinend beliebte Aktivität, die ich sicher nicht begreifen muss. Na ja, vielleicht bietet der Auftrieb im Wasser die letzte Möglichkeit, die Angetraute noch auf Händen tragen zu können. Versucht der Gatte dasselbe an Land, hängt er sich vermutlich das Kreuz aus. Ach ja, jünger, fitter und schlanker werden wir alle nicht …

Nach einem Stopp an der Poolbar verkrümle ich mich auf die Terrasse um eine Buchbesprechung zu schreiben. Ausgerechnet über den Roman ’žWeit übers Meer’œ. Wenn man mir das viele Wasser auf freundliche Distanz hält, finde ich es ja durchaus faszinierend.

Dienstag, 29.07.2008: Das Model am Meer
Aufgefallen ist mir das junge Paar vor uns im Supermarkt, weil es so freundlich und rücksichtsvoll die Tür aufhielt. Ich wäre spontan nicht drauf gekommen, dass es sich bei den beiden um ein Model und einen Fotografen handelt. Models in Zivil und ohne ganz großes Make Up sehen meist nicht sonderlich spektakulär aus, sondern lediglich ’žganz nett’œ.

Als wir wenig später ’žbeim Duque hinterm Haus’œ eintreffen, sehen wir die beiden wieder. Bepackt mit mehreren großen Taschen und einer Fotoausrüstung klettern sie den Felsen hinunter und postieren sich am Meer. Nun ist die Dame nicht mehr in Shorts und Shirt, sie trägt eine enge, lange schwarze Hose, Ballettschuhe, ein knappes Top und eine schicke große Sonnenbrille. Eine Jacke nach der anderen kramt sie aus den großen Plastiktüten, zieht sie an und posiert gekonnt in der Sonne. Stehend, sitzend, liegend, wie der Fotograf es wünscht.

Manchmal wäre ich gern eingeschritten: ’žMoment mal! Der Kragen ist verwurschtelt! Und bei diesem Jackenmodell ist der Gag das Muster am Rücken. Bitte mal die Rückenansicht zeigen! ’“ Sekunde: Gesicht glänzt, sollten wir nicht mal schnell drüberpudern?’œ Gut, es ist nicht mein Katalog, also halte ich mich raus. Auf die Idee, auch mal das Stickereimotiv auf der Jackenrückseite zu fotografieren, kommt der Fotograf nach einer Weile auch von alleine.

Der Fotograf hat übrigens die gleiche Kamera wie Gerhard. ’žSemiprofessionell’œ sei das Gerät, meint dieser. Fotograf und Model wissen aber genau, was sie tun.

Nach und nach sammeln sich viele neugierige Zuschauer, die ihre Handys oder Kameras zücken und ihrerseits das Fotoshooting fotografieren. Es ist ja auch immer wieder toll zu sehen, wie elegant Profis sich vor der Kamera bewegen können, während unsereiner wie ein hypnotisiertes Kaninchen in die Linse glotzt.

Das Ergebnis hätte ich gerne gesehen, den Prospekt, Katalog oder Internetauftritt, für den die Aufnahmen gemacht wurden. Aber vielleicht ist es da wie bei uns in der Firma: Die Entstehungsgeschichte eines solchen Produkts ist oft wesentlich spannender und unterhaltsamer als das Resultat. Ein Prospekt ist halt ein Prospekt, mehr oder weniger schön, mehr oder weniger erfolgreich. Die Konzeptions- und Gestaltungsphase ist allerdings manchmal abenteuerlich. Aber improvisierte Fotoshootings in der Kantine, der Tiefgarage, nachts heimlich im Vorraum einer Bank oder unter den staunenden Augen der Kollegen am Handwaschbecken im Firmenklo sind hier im Moment nicht das Thema, genauso wenig wie in Windeseile für Fotoaufnahmen handgestrickte Teddykleidung oder nachgenähte Textilien …

Irgendwann sind alle Jacken fotografiert, das Model und der Fotograf packen ihr Gedöns wieder ein und verlassen die Location. Die Neugierigen trollen sich, und auch wir ziehen weiter.

Später am Tag, auf dem Rückweg ins Hotel, machen wir einen kleinen Zwischenstopp im Straßencafe, das zu einem nahegelegenen Hotel gehört. Das, wenn wundert’™s, ’žGrandhotel el Duque’œ heißt. Vom Strand bis zum Supermarkt steht hier irgendwie alles im Zeichen des Duque. Was übrigens ’žHerzog’œ heißt.

Mittwoch, 30.07.2008: Was mir im Alltag fehlen wird …
Was ich ganz sicher vermissen werde, wenn ich wieder zu Hause bin, ist das Nichtstun. Mal nicht einkaufen rennen zu müssen, nix erledigen, nicht putzen, waschen, bügeln, kein Bürokram ’“ einfach nur rumhängen, dumm schauen, lesen oder ein paar Runden schwimmen, ohne den halben Hausrat einpacken und sich im Freibad des Nachbarorts eine handtuchgroße Liegefläche erkämpfen zu müssen. Hier kann ich im Bikini von der Terrasse aus zum Pool wetzen und nach ein paar Schwimmrunden wieder auf dem gleichen Weg zurückkehren, mich umziehen (ich hasse, wie gesagt, nasse Badeklamotten) und auf ’žmeiner’œ Terrasse in den Liegestuhl legen.

Der Tag verläuft unspektakulär, was er im Urlaub ja auch darf: Wir umklettern den Felsen des Duque, spazieren den Strand entlang und nach einer Pause an der Beachbar von Torviscas latschen wir wieder zurück. Nun, kurz vor Schluss, fangen wir uns doch noch einen ganz leichten Sonnenbrand ein. Man wird leichtsinnig mit der Zeit und denkt, man sei die Sonneneinstrahlung ja nun gewöhnt. Pustekuchen!

In der Lobbybar geben ein Opernsänger und ein Pianist einen Vorgeschmack auf das abendliche Unterhaltungsprogramm. Ein Pavarotti isser nicht, aber sicher nicht schlecht. Ich schau mich nach den kleinen Kindern um, die sich in Begleitung ihrer Eltern in der Lobby aufhalten. Werden die jetzt gleich zu brüllen anfangen, wenn der Sänger loslegt? Immerhin ist das ja recht laut, und ich glaube kaum, dass Kleinkinder an Operngesang gewöhnt sind.

Nein, es heult keines. Ein kleiner Blondschopf hüpft vor Begeisterung und wackelt auf den Sänger zu. Er kann gerade noch daran gehindert werden, sich bewundernd an dessen Hosenbeine zu klammern. Ein künftiger Opernfreund?

Für den Abend haben wir uns überreden lassen, mal das hoteleigene Grillrestaurant ’žLa Caleta“ auszuprobieren. Es war nicht schlecht, aber mengenmäßig hat mich das überfordert. Suppe, Vorspeise, dann Ochsen-Entrecote mit Kartoffeln, Tomaten und frittierten Zwiebelringen sowie diversen Dips/Saucen, und dann noch zum Nachtisch Obstsalat ’“ das hätte mir drei Tage gereicht. Ein Jammer, wenn man so viel zurückgehen lassen muss. Mit dem Abendessen vom Buffet bin ich da besser bedient, da kann mir gerade so viel oder so wenig auf den Teller packen, wie ich essen möchte.

Später am Abend bekommen wir erstmals Katzenbesuch in unserem Hotelzimmer. Ein junges getigertes Kätzchen quetscht sich durch den schmalen Spalt, den die Terrassentür offen steht, springt zielstrebig auf den nächst stehenden Stuhl und rollt sich dort auf dem Sitzkissen gemütlich ein. Uns ist es egal, wir sind so was gewöhnt, aber vom Hotel wird das sicher nicht gern gesehen, auch wenn das Tier gepflegt aussieht und nicht, als ob es Flöhe hätte. Nach ein paar Minuten geht Gerhard auf das Kätzchen zu, um es wieder ins Freie zu komplimentieren. Oder es behutsam nach draußen zu tragen, wenn das Tier das mit sich machen lässt. Dem Kätzchen ist es trotz beruhigender Worte unheimlich, dass so ein großer Mensch auf es zukommt, und es verschwindet freiwillig wieder durch den Türspalt hinaus auf die Terrasse.

Donnerstag, 31.07.2008: Auf Whale-Watching-Fahrt mit der ’žFreebird One’œ
So, nun ist es so weit, es gibt kein Entkommen: Ich muss aufs Schiff. Besser gesagt, auf den Katamaran FREEBIRD ONE, denn heute für heute ist die Whale-Watching-Tour angesagt. Der Bus holt uns vor dem Hotel ab und wir fahren zum Puerto Colón, wo die FREEBIRD ONE schon auf uns wartet. Im Gänsemarsch geht es an Bord und an allen Ecken und Enden werden die kleinen Mia-Sophies, Marie-Madeleines und Sven-Olivers von ihren Eltern lautstark ermahnt, nur ja nicht so wild herumzuturnen, damit sie nicht über Bord fallen. Was nicht viel nützt. Sie hampeln und klettern, turnen und hüpfen, was das Zeug hält. Auch wenn man die elterliche Sorge verstehen kann, die Kinder verstehe ich auch: Für die ist das Schiff ungleich interessanter als irgendwelche Meeresbewohner. Sollen sie doch turnen! Ins Wasser geplumpst ist zum Glück keines.

Die deutsche Meeresbiologin Imke greift zum Mikrophon und heißt uns willkommen. Wir fahren nun hinaus aufs Meer und suchen zwischen Teneriffa und La Gomera die Wale. Eine Garantie, dass wir welche sehen werden, kann sie natürlich nicht geben. Aber die Chancen stehen gut. Wir sollten auf schwarze Flossen und den Blas (die Wasserfontäne, die der Wal beim Atmen ausstößt) achten. Und vielleicht haben wir sogar das Glück und sehen Delfine ’“ was vielleicht bei jeder dritten Ausfahrt klappt. Etwa 90 Tiere soll es entlang der Westküste geben.

Im Bereich der Kanarischen Inseln konnten 27 verschiedene Wal- und Delfinarten nachgewiesen werden. Dies sind erstaunlich viele Meeres-Säugetierarten im Vergleich zu anderen Gegenden. Einige Arten durchstreifen die Kanaren auf ihren Weg in andere Regionen, andere sind ortsansässig (Großer Tümmler, Pilotwal).

Delfine (Gemeiner Delfin, Großer Tümmler) sind auf dem Kanarischen Archipel häufig anzutreffen. Ihr Brutgebiet liegt zwischen Teneriffa und La Gomera. In Küstennähe schwimmen sie in kleinen Schwärmen von 10-50 Exemplaren. Auf hoher See können die Gruppen jedoch mehrere hundert Tiere groß sein.

Rund 250 bis 300 Indische Grindwale (= Pilotwale, Kurzflossen-Grindwale) leben dauerhaft in der Meerenge zwischen Teneriffa und La Gomera. Das sind etwa 30 Grindwal-Gruppen ’“ und die wohl weltweit größte Population dieser Meeressäuger. Eigentlich ist es ungewöhnlich, sie hier anzutreffen, denn normalerweise bevorzugen sie kühlere Gewässer und ziehen bei der Nahrungssuche weit übers Meer. Doch im kalten Kanarenstrom fühlen sie sich wohl, das Wasser ist ruhig und es ist reichlich Nahrung vorhanden ist. Sie vertilgen täglich 50 bis 60 kg kleine Fische, doch ihre Lieblingsspeise sind große Kalamare. Um die zu erwischen, müssen sie bis zu 900 m tief tauchen. Sie machen Beute, tauchen damit auf und verzehren sie in Ruhe nahe der Oberfläche. Ein so ein Riesenkalmar bringt ca. 40 kg auf die Waage, der Tagesbedarf eines Grindwals liegt also bei einem bis zwei solcher Beutetiere.

Bis zu 15 Minuten kann ein Grindwal unter Wasser bleiben. Schon eine Leistung, in der Zeit 900 m tief zu tauchen, einen Kalmar zu fangen und wieder aufzutauchen! Bis zu 3 Tauchgänge pro Stunde hat man bei manchen Walen gemessen.

Grindwale tauchen vor allem abends und nachts, was am Lebensrhythmus ihrer Beute liegt. Kalmare jagen nachts und kommen dabei näher an die Oberfläche, der Wal muss also für seine Beute nicht ganz so tief tauchen.

Wer’™s genau wissen will: Ordnung der Wale (Cetacea)
* Bartenwale (Mysticeti)
o Glattwale (Balaenidae)
o Zwergglattwale (Neobalaenidae)
o Grauwale (Eschrichtiidae)
o Furchenwale (Balaenopteridae)
* Zahnwale (Odontoceti)
o Pottwale (Physeteridae)
o Schnabelwale (Ziphiidae)
o Gangesdelfine (Platanistidae)
o Flussdelfine (Iniidae)
o Gründelwale (Monodontidae)
o Schweinswale (Phocoenidae)
o Delfine (Delphinidae)

Der Indische Grindwal gehört zur Unterordnung der Zahnwale (Odontoceti), zur Familie der Delfine (Delphinidae), zur Gattung der Grindwale (Globicephala). Seine Art nennt man Kurzflossen-Grindwal und sein wissenschaftlicher Name lautet Globicephala macrorhynchus. An ihrer stark gebogenen Rückenflosse sind sie leicht zu erkennen.

Männchen werden 6 ’“ 8 m lang, bis zu 2,5 Tonnen schwer und rund 40 Jahre alt. Weibchen werden ca. 4 m lang und bis 60 Jahre alt. Das Weibchen erreicht die Geschlechtsreife nach 6 Jahren und ist etwa 15 ’“ 16 Monate trächtig, ehe es ein Jungtier zur Welt bringt. Sie säugen ihre Kälber zwei bis fünf Jahre lang.

Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit der Grindwale beträgt ca. 6 km/h, bei Gefahr können sie jedoch auch bis zu 45 km/h erreichen.

Sie orientieren sich akustisch, durch Echolokation. Das ist ein von den Fledermäusen bekanntes Prinzip, bei dem Schallwellen (im Fall der Wale: Klicklaute) ausgesendet, von der Umgebung reflektiert und wieder empfangen werden. Aus den reflektierten Schallwellen lässt sich dann ein recht präzises Bild der Umwelt machen.

Trotzdem haben sie Augen, die unter und über Wasser scharf sehen können. Die Tiere kommen ja ursprünglich vom Land. Im Lauf der Evolution haben sich ihre Augen dem Sehen im Wasser angepasst.

Wenn sie sich einen Überblick darüber verschaffen wollen, was über der Oberfläche los ist, können sie sich für einen Moment senkrecht stellen und aus dem Wasser schauen. Orcas machen das, Grindwale seltener ’“ aber man kennt es von Delfinen, wo dieses Phänomen für Delfinschauen gerne genutzt wird.

Dadurch, dass die akustische Orientierung für die Wale so wichtig ist, sind sie auch empfindlich in Bezug auf Lärm. Man vermutet, dass der zunehmende Lärm ein Grund dafür ist, dass sich immer mehr Wale verirren und orientierungslos irgendwo stranden. Man versucht daher, beim Whale-Watching die Tiere möglichst wenig zu belästigen, indem man die Maschinen der Schiffe ausschaltet, sobald man in die Nähe einer Walgruppe kommt. Und ihnen auch nicht allzu lange und zu intensiv auf die Flossen rückt.

Nach all der theoretischen Betrachtung der Wale, ist es irgendwann auch praktisch so weit: Die ersten Flossen kamen in Sicht! Ein vielstimmiges ’žAaaah!’œ und ’žOooh’œ geht durch die Menge, als die Wale links und rechts vom Katamaran auftauchen. Mal einzeln, mal zu zweit, mal eine Mutter mit Kalb. Es sind halt wirklich Tiere, die man sonst nur im Fernsehen sieht. Insbesondere für Landeier wie uns ein ganz besonderes Erlebnis.

Wohl nicht für alle. Ein Teenie-Girl sitzt auf auf der Aussichtsplattform am Bug. Als die Wale zum Greifen nahe an uns vorbeischwimmen, hat sie praktisch einen Logenplatz. Doch statt auch nur einen Blick an die imposanten Meeressäuger zu verschwenden, tippt sie eifrig SMSse. Ich glaub’™, wenn ich das zu meiner Teeniezeit gewesen wäre, mein Vater hätte das Handy ins Meer geschmissen. Nicht, dass ich das als erstrebenswerte Erziehungsmaßnahme ansehe …

Die Passagiere rennen mit ihren Kameras von Backbord nach Steuerbord und wieder zurück, je nachdem, wo sich das interessantere Schauspiel bietet. Mit den Digitalkameras kann man ja heute ohne Rücksicht auf Verluste Fotos machen und das, was nix taugt, kostenneutral löschen. Manch einer wird erst daheim am Computer gesehen haben, was er auf der Fahrt erlebt hat.

Irgendwann kommt auch die Frage auf, die sich mein Vater schon vor Jahrzehnten gestellt hat: Wie schläft eigentlich ein Meeressäuger? Er kann ja nicht gänzlich geistig wegtreten, er muss ja immer noch auf- und abtauchen. Und ein bisschen aufpassen, wo er hinschwimmt. Des Rätsels Lösung, die zu finden wir damals auch lange gebraucht haben: In der Erholungsphase der Wale schläft immer nur eine Gehirnhälfte, die andere bleibt wach. Nach einer Weile wechseln sie sich ab. Das Gehirn erholt sich sozusagen in Wechselschicht.

Woher man das weiß? Man hat es an Delfinen im Delfinarium untersucht und nimmt an, dass es sich bei den Walen genauso verhält.

Gelbschnabel-Sturmtaucher
Die Vögel, die wir hinter dem Hotel nächtens schreien hören, sehen wir beim Whale Watching endlich auch mal: Die Gelbschnabel-Sturmtaucher. Sie dümpeln in einer kleinen Gruppe auf den Wellen und ruhen sich aus. So aus der Ferne hätten wir sie für Möwen gehalten, eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch, aber verwandt sind die Gelbschnabel-Sturmtaucher mit den Albatrossen.

Der Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectis domeda) ist eine Vogelart aus der Ordnung der Röhrennasen. Er wird bis zu 50 cm lang und erreicht eine Spannweite von 115 cm. Sein Gefieder an der Oberseite ist grau-braun, an der Unterseite ist er weiß. Der Schnabel ist schmutzig-gelb mit einem grauen Fleck an der Spitze.

Gelbschnabel-Sturmtaucher sind Zugvögel. Im Frühjahr nisten sie an den Klippen im Mittelmeer und Nordatlantik, ab Oktober ziehen sie zum Überwintern an die Küsten Nordamerikas oder Afrikas. Der Vogel ist hervorragend an küstennahes Leben angepasst. Ernährung, Rast und Paarung finden auf dem offenen Meer statt, wo sich der Vogel auch schwimmend im Wasser erholt. Nur zum Nisten kommen sie im Mai an Land. Sie graben eine bis zu 2 m tiefe Nisthöhle oder legen ihr einziges, weißes Ei direkt auf die Klippen. Das Ei wird von beiden Eltern insgesamt 55 Tag lang bebrütet. Die Jungtiere sind im September flügge und ziehen im Oktober mit ihren Eltern in wärmere Gefilde. Ein Gelbschnabel-Sturmtaucher-Paar bleibt ein Leben lang zusammen.

Wie alle Röhrennasen ernährt sich auch diese Sturmtaucherart von kleinen Fischen, Tintenfischen und sogar Abfall.

Die Sturmtaucher sind hervorragende Flugakrobaten, die direkt über der Meeresoberfläche fliegen. Di Sturmtaucher segeln mit dem Auftrieb und bewegen dabei kaum die Flügel. Vom Wasser aus starten sie, indem sie kurz auf der Wasseroberfläche laufen.

Bei Wikipedia steht: ’žDie Rufe der Gelbschnabel-Sturmtaucher kann man in den frühen Abendstunden und am Morgen hören. Sie klingen jammernd oder krächzend.’œ In der Tat, das tun sie! Die Vögel schaffen sogar beide Varianten gleichzeitig.

Gegen 11:30 Uhr wird eine Mittags- und Badepause gemacht. Ein Buffett mit Chickenwings, Brötchen und Salat wird aufgebaut, Getränke gibt’™s an der Bar. Und wer möchte, kann am Heck des Katamarans ins Wasser gehen und schwimmen. Nur allzu weit von der FREEBIRD ONE entfernen sollte er sich nicht, nicht unter dem Schiff durchtauchen und auch nicht seitlich davon herumschwimmen.

Ich hab zwar auch meine Badesachen dabei, aber das ist mir denn doch zu viel Gedöns. Überall liegen Schuhe, Taschen, Badtücher und Kleiderhaufen. Die Kinder drängeln Richtung Heck. Nein, ich mag kein Gewusel. Ich schau den Leuten beim Schwimmen zu, betrachte die steilen Felsen am Ufer, und sehe nach einer Weile einen Mann mit Hund dort herumsteigen. Da ist doch weit und breit nichts? Was haben die nur vor? Als ich die Felsen näher in Augenschein nehme, sehe ich weiter oben Höhlen. Tücher und Sonnensegel sind davor gespannt, Gerümpel lagert davor, Treppen sind in den Fels gehauen. Kein Zweifel: Die Höhlen sind bewohnt! Nein, für so ein unkomfortables Aussteigerleben wäre ich nicht geeignet. Oder, sagen wir so: ich würde mich nicht drum reißen.

Während ich mir vorzustellen versuche, was es für einen zivilisationsverwöhnten bedeutet, auf einmal ohne Strom und Wasser irgendwo am Ende der Welt zu hausen, geht die Badepause zu Ende und die FREEBIRD ONE bewegt sich wieder in Richtung Puerto Colón.

Gegen 12:30 Uhr sind wir wieder im ’žHeimathafen’œ und suchen den Bus Nummer 2, der uns zurück zu den Hotels bringen soll. Auf den müssten wir achten und ja in keinen anderen einsteigen, so hatte man uns auf der Hinfahrt eingeschärft. Nach allgemeinem ratlosen Durcheinander und der Erkenntnis, dass Bus 2 vollbesetzt in eine ganz andere Richtung abgedampft ist, stellt sich heraus, dass sich die Planung geändert hat und wir nun in Bus 1 einsteigen sollen. Okay, machen wir alles. Man muss es uns nur sagen.

Gegen 13:00 Uhr sind wir zurück im Hotel.

Viel haben wir nach dem erlebnisreichen Vormittag nicht mehr vor. Das Zimmer wollte ich noch fotografieren, nachdem die Zimmermädchen es ordentlich gerichtet und bevor wie es wieder mit unserem herumliegenden Kram verwüstet haben. Und in den Internetraum will ich auch endlich mal um nach meinen zwölfhundertdreiunddrölfzig aufgelaufenen E-Mails zu sehen.

Nach dem Abendessen treffen wir draußen an der Bar Uwe und Susanne wieder, mit denen wir uns auf der Freebird One so nett unterhalten hatten. Als wir uns auf dem Schiff begegnet sind, hatten wir keine Ahnung, dass wir im selben Hotel wohnen. Aus irgendeinem Grund sind wir uns vorher nie über den Weg gelaufen.

Freitag, 01.08.2008: Rückreise-Vorbereitungen
Der letzte volle Urlaubstag steht, wie meistens, schon im Zeichen des Aufbruchs. Wir kaufen die letzten (verzehrbaren) Reisemitbringseln ein, setzen uns auf dem Rückweg ein letztes Mal ins CafË Hacienda das zum Grand Hotel El Duque gehört, und gucken nach dem Meer und nach den Leuten. Die übliche Urlauberroutine läuft ab, nur dass wir am Abend schon alles, was nicht mehr gebraucht wird, in die Koffer packen. Dann geht es morgen umso schneller.

Packt man für die Heimfahrt, fällt zwar der Entscheidungsprozess weg, den man beim Packen für die Anreise hatte (’žWas nehme ich mit?’œ), und auf knitterfreies Packen muss man auch nicht mehr achten, weil daheim sowieso alles in die Wäsche kommt, dafür hat man das Problem, wie man all das Gedöns, das man auf Reisen erworben hat, auch noch in den Koffer bringt. Aber wir mchen das ja nicht zum ersten mal und sind dieser Herausforderung gewachsen.

Samstag, 02.08.2008: Heimreise mit obligatorischer Verspätung
Gegen 7:30 Uhr wache ich auf. Für mich als Frühaufsteher ist das schon ’žmitten am Tag’œ. Oft geistere ich auch im Urlaub schon um 6 Uhr in der Früh herum. Wir packen unsere restlichen Klamotten in die Koffer und müssen dabei Gerhards blaue Shorts vergessen haben. Am Vorabend hatte er sie noch an, daheim beim Kofferauspacken waren sie nicht mehr da. Was mir bis heute ein Rätsel ist, weil wir doch geradezu zwanghaft x-mal alle Schrankfächer und Schubladen kontrollieren, ehe wir abreisen. Vielleicht haben wir versehentlich eine der gefühlten drölfzig Bettdeckenschichten auf die Shorts fallen lassen und sie so übersehen. Nun ja, Schwund ist immer.

Gegen 10 Uhr checken wir aus, und nun heißt es herumhängen und warten bis 14:40 Uhr. Wir machen eine letzte ’žFotosession’œ auf dem Hotelgelände, setzen uns noch kurz an die Poolbar, und als es höchste Eisenbahn wird, zum Bus zu gehen, der uns zum Flughafen bringen wird, kommt das Barpersonal noch auf die nette Idee, uns ein Getränk auszugeben. Bei uns verkommt nix, und so trinken wir halt ein bisschen schneller als sonst. Wir wollen ja nicht den Transfer zum Heimflug verpassen. Mit Verspätungen beim Abholen ist zwar zu rechnen, verlassen kann man sich aber nicht auf sie. Dieser Bus zum Flughafen jedenfalls ist ziemlich pünktlich. Dafür erfahren wir gleich beim Check-in, dass der Flug 50 Minuten Verspätung haben wird. Na, klasse! Darauf ist Verlass. Sind wir jemals pünktlich heimgeflogen? Nicht von den Kanaren. Und auch sonst eher selten.

Wieder einmal wünsche ich mir, man könnte sich in Sekundenschnelle von A nach B beamen lassen, statt 13 Stunden zu warten, bis man am Ziel ist: erst im Hotel, dann am Flughafen, im Flieger selbst ’“ und schließlich am Zielflughafen, bis endlich das Gepäck kommt.

Nach wechselnden und widersprüchlichen Angaben auf der Anzeigentafel sind wir wenigstens endlich am richtigen Gate in Wartestellung gegangen. Rumsitzen ist nicht so unser Ding. Außerdem machen wir das heute schon den ganzen Tag. Angeblich soll es am Flughafen eine Aussichtsterrasse geben, aber entweder ist das ein Gerücht, oder wir sind zu doof, den richtigen Ausgang zu finden. Wir irren ein wenig herum und geben dann auf.

Die angegebene Boarding-Zeit kommt und verstreicht. Das Flugzeug, in das wir einsteigen sollen, ist noch nicht einmal gelandet. Irgendwann kommt es dann, wird eilig ’“ aber hoffentlich gründlich ’“ geprüft, versorgt und wieder startklar gemacht. Und um 18:15 Uhr Ortszeit heben wir ab, eine Stunde und 25 Minuten später als geplant. Die Landung ist für 23:10 Uhr Ortszeit avisiert, so dass wir durch eine kürzere Flugzeit tatsächlich nur 50 Minuten verbaselt haben. Ich weiß, das ist eigentlich garnix, und ich verstehe auch, dass das alles seine Gründe hat, aber die Warterei nervt mich trotzdem jedes Mal aufs Neue, auch nach +- 60 Flügen noch.

Als wir an der Gepäckausgabe des Stuttgarter Flughafens ankommen, türmt sich an der Seite schon eine unüberschaubare Menge an nicht abgeholtem Gepäck. Gepäck, das sich verflogen hat, nehmen wir an. Das lässt auf Chaos größeren Ausmaßes schließen, und wir hoffen, dass unser Gepäck in Stuttgart gelandet ist und nicht in London, Hamburg oder Berlin.

Erst kommt lange Zeit gar kein Koffer. Es kreisen immer nur dieselben Gepäckstücke auf dem Band, deswegen niemand herunterhebt, weil der Besitzer des Gepäckstücks nicht in Stuttgart darauf wartet, sondern in London, Hamburg oder Berlin. An den Klebestreifen, die sie den Gepäckstücken beim Check-in verpassen, kann man das sehen.

Mehrere hundert Leute drängen sich um das Gepäckband. Der Bildschirm verkündet, dass an diesem das Gepäck von zwei Flügen abgefertigt wird. Gleichzeitig. Die Leute stehen einander beim Ausschauhalten nach ihren Koffern gegenseitig im Weg und die Stimmung wird immer gereizter.

Gerhards auffallender grüner Trolley mit den Katzenkratzern kommt relativ schnell. Auf meinen müssen wir deutlich länger warten. Mich packt schon wieder die vertraute Panik: Haben sie ihn etwa unterwegs verschlampt? Nach einer Weile kommt schließlich auch mein schwarzer Trolley an, am goldenen Schriftzug auf der Vorderseite zum Glück schon von weitem zu erkennen und unverwechselbar.

Endlich können wir in Richtung Ausgang streben und uns ein Taxi nach Hause nehmen! Um halb eins in der Nacht kommen wir zu Hause an. Ich bin todmüde, fange aber trotzdem noch an, die Koffer auszupacken, die Schmutzwäsche zu sortieren und die Waschmaschine zu befüllen. Wir freuen uns, dass wir wieder daheim sind, unsere Katern freuen sich auch und wälzen sich mit Begeisterung in den Schmutzwäschebergen. Na, wenigstens sie haben Freude an der großen Wäsche! Für mich bedeutet sie eher die ’žzweite Landung’œ bei meiner Rückkehr: die in meinem Alltag.

Nachtrag:
Wir haben Tage damit verbracht, die Fotos zu sortieren und allen, denen wir bestimmte Bildmotive versprochen hatten, diese per Mail oder CD zuzuschicken. Auch das Hotelpersonal und die Künstler, die regelmäßig abends im Hotel auftraten, bekamen ihre CD. Nett fanden wir, dass der Hoteldirektor sich bei uns telefonisch für die Bilder bedankt hat.

Bei diesem Bildaustausch erfuhren wir auch, dass wir es in Sachen Verspätung beim Heimflug noch super erwischt hatten. Andere Mitreisende wurden erst zum Flughafen gekarrt, nach stundenlanger Wartezeit wieder nach Costa Adeje zurückgebracht, in dem uns benachbarten Hotel zum Abendessen eingeladen und dann erneut zum Flughafen gefahren. Anstatt gegen Mitternacht, wie vorgesehen, waren sie anderntags am späten Vormittag daheim. Ja, das Fliegen geht schon schnell. Nur das Warten halt nicht …

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