Jakob Martin Strid: Ein kleiner Frosch macht Ärger (4 – 6 Jahre)

Jakob Martin Strid: Ein kleiner Frosch macht Ärger, OT: Lille frø, aus dem Dänischen von Sigrid C. Engeler, Köln 2017, Bastei Lübbe (Boje), ISBN 978-3-414-82473-8, Hardcover, 32 Seiten, mit farbigen Illustrationen, Format: 21,7 x 1 x 30,2 cm, EUR 13,-.

Abb.: (c) Boje / Bastei Lübbe

Der kleine Held dieses Bilderbuchs führt sich schon mit Karacho bei seiner neuen Familie ein. Er kommt nämlich nicht zur Welt wie andere Frösche das tun, sondern reist im Inneren eines Meteoriten an. Dieser kracht durchs Dach der Familie Frosch und landet mitten in deren Fernseher. Der Meteorit bricht auf – und drin sitzt das kleine außerirdische Fröschlein.

Die Familie nimmt ihn mit offenen Armen auf, aber er hat nichts als Unsinn im Sinn: Er manscht mit Essen herum, bemalt dem schlafenden Vater das Gesicht, schmort das Telefon im Backofen, wäscht die Bücher der Familie in der Spüle …

Vater tobt und der kleine Frosch läuft weg


Als der Kleine sich auch noch beim Schulpsychologen ganz schrecklich danebenbenimmt, hat Vater Frosch genug und rastet gepflegt aus. Jetzt reicht es auch dem kleinen Frosch. Immer wird er ausgeschimpft! Wenn sie ihn nicht mehr lieb haben, kann er ja gehen! Er läuft weg und sucht sich ein neues Zuhause. Doch da er sich überall so benimmt wie daheim, ist das gar nicht so einfach. Selbst einen weisen alten Mann in den Bergen bringt er mit seinen Schandtaten zum Durchdrehen.

Wo soll der kleine Frosch denn jetzt hingehen, wenn ihn keiner haben will? Ehe er verzweifelt, naht Rettung: Seine Familie taucht auf, die schon auf der ganzen Welt nach ihm gesucht hat. Sie liebt den kleinen Kerl und will ihn wiederhaben, auch wenn er ständig unartig ist und nichts als Chaos stiftet.

Dass Kindern der haarsträubende Unfug gefällt, den der kleine Frosch anstellt, das glaube ich sofort! Es ist ja auch alles sehr kreativ und herrlich komisch illustriert. Die Aktionen des Fröschleins sind zum Glück so überbordend fies und schräg, dass wahrscheinlich kein Kind auf die Idee kommen wird, etwas davon im wahren Leben nachzumachen.

Er wird geliebt, auch wenn er fies ist


Die Botschaft, die das Buch vermittelt, ist beruhigend: Auch wenn das Kind Blödsinn macht und die Familie darüber ungehalten ist und schimpft – es wird trotzdem geliebt. Familie Frosch geht buchstäblich bis ans Ende der Welt, um genau das ihrem kleinen Tunichtgut zu beweisen.

Ob dem kleinen Frosch am Ende nicht ein bisschen zu viel Ehre zuteil wird? Den Schluss kann man so interpretieren, dass man auch beliebt und erfolgreich werden kann, wenn man als Kind Probleme hatte. Es könnte bei den Kids aber auch hängenbleiben: „Wenn ich mich aufführe wie eine rasende Wildsau, finden mich alle ganz toll.“ Gänzlich ausschließen will ich das nicht.

Das Risiko, dass der pädagogische Schuss nach hinten losgeht, dürfte jedoch minimal sein. Das Buch trägt das Siegel „Von Familien empfohlen“. Dazu schreibt der Verlag auf seiner Homepage: „Ausgewählte Titel für Kinder im Alter von 3-8 Jahren werden von Eltern und Familien getestet und erhalten nach eingehender Prüfung unser Qualitätssiegel (…).“ Diese Auszeichnung hätte das Buch wahrscheinlich nicht bekommen, wenn die Kinder es mehrheitlich als einen Aufruf zum Vandalismus verstanden hätten.

Der Autor
Jakob Martin Strid, geboren 1972, ist ein dänischer Cartoonist, der in Dänemark durch seine politischen und satirischen Cartoons bekannt geworden ist. Daneben schreibt und illustriert er Bilder- und Kinderbücher, für die er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Im Oktober 2012 erhielt er den renommierten Kulturpreis des dänischen Kronprinzenpaares.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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