Jordis Lank: Königswächter. Abenteuerroman

Jordis Lank: Königswächter. Abenteuerroman, Amazon Europe Luxemburg, 2022, Independently published, ISBN 979-8-794230-70-3, Softcover, 388 Seiten, Format: 12,7 x 2,54 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 2,99.

Abb.: J. Lank / Amazon

Die Geschichte spielt in einem fiktiven mittelalterlichen Königreich irgendwo im Norden. Es ist aber kein Fantasy-Roman, es gibt hier keine Drachen und keine Magie. Das ist ein waschechtes Abenteuer!

Sein ganzes Erwachsenenleben lang ist Kjar schon Königswächter. Das heißt, er hat einen Eid geleistet, den Herrscher von Kirlan mit seinem Leben zu beschützen. Seit König Herobans Tod gilt dieser Schwur seiner Tochter, Königin Karissa. Die verlässt kaum je ihre Gemächer und hat eine eigenartige Vorstellung davon, was eine gute Königin ausmacht. 

Davon, wie unbeliebt Karissa beim Volk tatsächlich ist, hat sie keine Ahnung. Kjar und seine Wächter-Kollegen sind sich dessen dagegen sehr bewusst. Sobald sie sich außerhalb der Burg von Grimshorn blicken lassen, werden sie als Handlanger der grausamen Königin angefeindet. Doch was Karissa sagt, ist den Königswächtern Befehl. Das haben sie ebenso geschworen wie Ehe- und Kinderlosigkeit.

Ein seltsamer Befehl

Kjar wundert sich, als die Königin ihm befiehlt, einen elfjährigen Jungen vom anderen Ende des Königreichs auf die Burg zu bringen. Der Auftrag passt ihm nicht, weil er mit Kindern nicht viel am Hut hat. Angeblich soll der Junge, Jorin, ein unehelicher Sohn der Königin sein, der auf der Insel Kvart von Fährleuten aufgezogen worden ist. Kjar weiß, dass das nicht stimmt. Wenn die Königin je schwanger gewesen wäre, hätten seine Kollegen und er das mitgekriegt. Fragen zu stellen gehört aber nicht zu seiner Jobbeschreibung. Also gehorcht er, schnappt sich sein treues Pferd Aska und seinen riesigen Hund Rip und macht sich auf den langen und beschwerlichen Weg. 

Auf der Insel angekommen, greift er sich den Knaben, ehe dieser überhaupt weiß, wie ihm geschieht, und begibt sich mit ihm auf den strapaziösen Rückweg. Obwohl Jorin weiß, dass die Fährleute nicht seine Eltern sind und ihn nur dulden, weil sie für ihre Dienste bezahlt werden, will er nicht weg von ihnen. Der düstere Kjar ist ihm unheimlich und ins Ungewisse reisen zu müssen, macht ihm Angst. Um den Jungen zu ködern, tischt Kjar ihm die Lüge auf, dass er der Sohn der Königin sei und jetzt seine Mutter kennenlernen wird. Das zieht!

Eine unerwartete Freundschaft

Die Reise dauert Wochen, wenn nicht gar Monate und ist voller Gefahren. Und was keiner der beiden unfreiwilligen Reisegefährten gedacht hätte, geschieht: Sie freunden sich an. Jorin akzeptiert den Königswächter als seinen Beschützer und fühlt sich bei ihm so sicher und geborgen wie noch nie zuvor. Kjar stellt fest, dass der Bursche ein helles Köpfchen hat und erstaunlich schnell lernt. Und Geschichten erzählen kann er! Mit seinen phantasievollen Ausreden quatscht Jorin die beiden aus so mancher brenzligen Situation heraus. Das nötigt dem wortkargen Königswächter Bewunderung ab.

Je mehr Kjar der Junge ans Herz wächst, desto größer werden auch die Zweifel an seinem eigenen Tun. Was hat die Königin mit Jorin vor? Liefert er ihn einer tödlichen Gefahr aus, wenn er ihn nach Grimshorn bringt? Wer ist der Kleine überhaupt? Das will er unbedingt herausfinden! Doch zunächst einmal müssen sie heil ans Ziel kommen. Das ist leichter gesagt als getan.

Ein dreister Rivale

Mit Ach und Krach wieder auf der Burg angelangt, muss Kjar feststellen, dass er wohl zu lange weg gewesen ist. Einer seiner Männer ist in seiner Abwesenheit hingerichtet worden und keiner kann oder will ihm sagen, warum. Dafür ist ein neuer Königswächter da, der großspurige Hogan, der Kjar sogleich seine Stellung als Leiter der Königswache streitig machen will.

Wer ist Jorin wirklich?

Nach und nach kommt nun ans Licht, woher Jorin stammt, und Kjar wird mit einer Tragödie konfrontiert, die er seit vielen Jahren zu verdrängen versucht. Hat er damals Schuld auf sich geladen? Hätte es tatsächlich noch einen anderen Ausweg gegeben als den einzigen, den sie seinerzeit gesehen haben?

Jorin zieht in die Burg ein und Kjar hat Angst um ihn. Die Reise mit dem Jungen quer durchs Land hat den Königswächter verändert. Erstmals hinterfragt er seine Aufgabe. Wieso beschützt er dieses bösartige Weib überhaupt und sieht zu, wie sie gute und ehrbare Menschen drangsaliert und aus nichtigen Gründen hinrichten lässt? Auf keinen Fall wird er zulassen, dass Jorin dasselbe Schicksal erleidet wie schon zu viele seiner Freunde. Kjar beschließt zu handeln …

Eine Heldenreise

Im ersten Teil des Romans sehe ich eine Variante der klassischen „Heldenreise“: Widerwillig folgt Kjar „dem Ruf des Abenteuers“ – dem Befehl der Königin – und begibt sich auf die Suche nach dem Kind. Er kämpft gegen eine Vielzahl widriger Umstände und kehrt schließlich erfolgreich an den Ausgangspunkt der Geschichte zurück. 

An diesem Punkt ist eine Heldenreise normalerweise zu Ende, doch für Kjar geht’s jetzt erst richtig los. Er hat auf seiner Mission eine Beziehung zu dem Jungen aufgebaut, die seine Sichtweise auf die Welt verändert. Er setzt jetzt andere Prioritäten und fragt sich, ob sein Leben überhaupt noch zu ihm passt. Und er findet endlich die Kraft, sich seiner Vergangenheit zu stellen. 

Dramatische Veränderungen

Die innere Entwicklung einer einzelnen Person führt schlussendlich zu dramatischen Veränderungen für deren gesamtes Umfeld. Ein zunächst unbedeutendes Ereignis setzt eine lawinenartige Entwicklung in Gang, die nicht mehr aufzuhalten ist.

Ich fand die Geschichte sehr spannend und unterhaltsam. Man hat wirklich das Gefühl, mit dem großen und dem kleinen Helden bibbernd am Lagerfeuer zu sitzen und mit dem unerfahrenen Jorin staunend durch die labyrinthischen Räumlichkeiten der Burg zu tapsen. Und manche Nebenfigur versteht zu überraschen!

Witzige „Outtakes

Die „Outtakes“ im Anhang – die Tippfehler und Formulierungspannen, die es zum Glück nicht vom Manuskript in den veröffentlichten Roman geschafft haben – sorgen für Heiterkeit. Ich finde es sehr sympathisch, wenn eine Autorin die kleinen Unvollkommenheiten im Arbeitsprozess mit Humor nehmen kann.  

Die Autorin

Jordis Lank kam Anfang der siebziger Jahre im äußersten Zipfel des Bergischen Landes zur Welt. Wenn sie nicht gerade schreibt, wirft sie Bälle und Keulen in die Luft, sucht verborgene Schätze per GPS oder spielt sich mit Freunden durch Brettspielestapel – das Erzählen von Geschichten ist jedoch ihre größte Leidenschaft.

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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