Lars Simon: Lennart Malmqvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen

Lars Simon: Lennart Malmqvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen, München 2017, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-21704-0, Softcover, 319 Seiten, Format: 11,8 x 2,7 x 19 cm, Buch: EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.

Abbildung: (c) dtv Verlagsgesellschaft

Bis vor kurzem war Lennart Malmqvist, 32, noch erfolgreicher Mitarbeiter eines IT-Unternehmens in Göteborg und ein durch und durch rationaler Mensch. Hätte ihm vor ein paar Monaten jemand gesagt, wie grundlegend sich sein Leben bald verändern würde, hätte er ihm den Vogel gezeigt. Und dann wird sein schrulliger alter Nachbar Buri Bolmen ermordet und Lennart erbt dessen Magie- und Scherzartikelladen, seinen sprechenden Mops Bölthorn, ein übellauniges Orakel in einer verrosteten Keksdose – und Buris Amt als „Wächter“.

Vom Skeptiker zum Magier in wenigen Wochen


Dazu muss man wissen, dass Buri Bolmen deutlich älter war, als das für einen Menschen normal ist und dass das Wächteramt etwas mit Magie zu tun hat. Vor 1.000 Jahren haben ein guter Magier und eine Fee den Schwarzmagier Olaf Tryggvason, genannt Krähenbein, zur Strecke gebracht. Seinen Geist haben sie in ein Amulett gebannt und seine Magie in eine Wolfshaut, die sie in vier Teile zerrissen. Jedes dieser vier „Dunklen Pergamente“ haben sie dann einem Wächter zur sicheren Aufbewahrung anvertraut. Diese Wächter müssen nun mit aller Kraft verhindern, dass jemand die vier Pergamente wieder zusammenfügt, denn das würde bedeuten, dass Olav Krähenbein in die Welt zurückkehrt – mit all seiner finsteren Macht.

Genau das aber hat eine Sekte namens „Tryggvasons Erben“ vor. Ein Dunkles Pergament haben sie schon der ahnungslosen Emma Martensson abgjagt, einer Freundin von Lennart. Sie hatte das Stück von ihrem Großvater geerbt und keine Ahnung, was sie da besaß. Dass ein Mensch, den sie als vertrauenswürdige Amtsperson gekannt hat, sogar ihren Tod in Kauf nimmt, um an die alte Wolfshaut zu kommen, konnte sie nicht ahnen.

Ärztin verschwunden, Randalierer unsichtbar


Jetzt sind „Tryggvasons“ Erben hinter Lennarts Dunklem Pergament her. Der wiederum sucht die verschwundene Ärztin Dr. Henrietta Hellström, ein ehemaliges Mitglied der „Erben“. Vielleicht hat sie ja Informationen für ihn und kann ihm beim Zurückgewinnen von Emmas Pergament helfen. Doch wie’s aussieht, ist Frau Dr. Hellström entführt worden. Ihr Ehemann, Professor Dr. Titus Hellström, der Direktor des Naturhistorischen Museums, steht offenbar unter Einfluss von Magie. Er führt sich auf, als habe er nicht alle Tassen im Schrank. Das kann man sogar ganz wörtlich nehmen: Seit einiger Zeit tobt täglich ein unsichtbares Wesen in seiner Küche herum und richtet dort ein unfassbares Durcheinander an. Zum Glück beherrscht Lennart, der sich ein bisschen um den verwirrten Professor kümmert, mittlerweile den „Sauberzauber“ und kann in Sekundenschnelle wieder klar Schiff machen. (Das würde ich auch gerne können!)

In einem Buch aus seinem Laden findet Lennart schließlich einen hilfreichen Hinweis: Den unsichtbaren Küchenrandalierer kann man mittels einer magischen Speise bändigen. Leider überfordert das Rezept Lennarts Kochkünste, und so muss Nachbarin Maria Calvino einspringen, eine Freundin Buri Bolmens. Was sie für gewöhnlich in ihrer Küche zaubert, grenzt ohnehin schon an Magie. Und, wer weiß? Vielleicht ist es das auch. Vielleicht ist auch sie mehr als ein normaler Mensch, genau wie Lennarts Anwalt Cornelius Isaakson, der Ex-Kommissar Hendrik Nilsson und der mysteriösew Leierkastenmann. Und Bölthorn ist schließlich auch kein gewöhnlicher Hund. Er war ja auch nicht immer einer …

Übernatürliche Familienstreitigkeiten


Jedenfalls wird Lennart durch den Unsichtbaren in die Familienstreitigkeiten übernatürlicher Wesen hineingezogen. Alle Beteiligten versprechen ihm Hilfe, und jeder kocht sein eigenes Süppchen – „feegan“, versteht sich. 😉 Das gestaltet sich alles überaus anstrengend. Und es ist nicht Lennarts einziges Problem. Die Polizei hat ihn auf dem Kieker, seit Buri Bolmen ermordet worden ist. Ihn drücken Steuerschulden, und nun muss er mit Hilfe seines nerdigen Kumpels Frederik Sandberg in Rekordzeit den zugerümpelten Magie-Laden modernisieren und für die Neueröffnung fit machen. Außerdem plagt ihn immer noch seine „Liebesallergie“: Sobald es mit einer Frau etwas ernster wird, wird Lennart krank. Das ist ein Fluch, wie er mittlerweile weiß. Und das ist blöd, weil es so weder mit Emma Martensson noch mit der attraktiven Polizistin Maja Tysja was werden kann.

Hochdramatischer Showdown


Lennarts Versuch, den mutmaßlichen Entführer der verschwundenen Ärztin Hellström auszutricksen, scheitert grandios. Dann wird auch noch bei ihm eingebrochen. Sein Dunkles Pergament ist weg! Doch das ist noch lange nicht das Schlimmste! Das Buch – Band 2 einer Reihe – hat einen wahrhaft schockierenden Schluss! Mops goes “Game of Thrones” oder sowas in der Art. Na, dann hoffen wir mal, dass es in Lars Simons magischer Welt auch ein Äquivalent zur „Roten Priesterin“ gibt, sonst sind sensible Fans raus aus der Reihe. Und das wäre ein Jammer, wo es doch noch so viele skurrile Figuren kennenzulernen, so viele haarsträubend chaotische Abenteuer zu bestehen und viele Fragen zu beantworten gibt:

  • Wer und wo sind die anderen Wächter?
  • Sind die beiden auf der „guten“ Seite verbliebenen Pergamente bei ihnen sicher, oder werden „Tryggvasons Erben“ gewinnen?
  • Wer oder was ist der unheimliche Leierkastenmann und auf wessen Seite steht er?
  • Was weiß Lennarts Mutter von den übernatürlichen Ereignissen? Ganz fremd scheint ihr diese Welt nicht zu sein.
  • Wie hängt Harald Hadding, Lennarts Ex-Chef da mit drin?
  • Ist Maria Calvino mehr als nur eine fürsorgliche Nachbarin und begnadete Köchin?
  • Wird Lennart seinen Fluch, die Liebesallergie, jemals loswerden?
  • Und wieso hat ihn überhaupt jemand verflucht, zu einer Zeit, da er mit der magischen Welt noch gar nichts zu tun hatte?
  • Last not least: Was war eigentlich Bölthorn, ehe er in einen Mops verwandelt worden ist?

Ob wohl Svartalf und Vanadia, zwei köstliche Nebenfiguren aus diesem Band, beim nächsten Abenteuer wieder mit von der Partie sind? Die zwei sind wirklich der Brüller. Für unsterbliche magische Wesen haben sie übrigens erstaunlich moderne Probleme.

Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen


Ich amüsiere mich prächtig bei dieser Reihe. In der Realität hat man es ja nicht so gerne, wenn der Wahnsinn hohe Wellen schlägt und das Leben völlig unberechenbar wird. Im Roman ist so etwas höchst vergnüglich. Die Idee, ausgerechnet einen in der Wolle gegerbten Skeptiker mit ebensolchem Umfeld in eine Welt voller Magie zu schubsen, ist grandios. Alle um ihn herum glauben, der Held habe den Verstand verloren und er selbst ist sich seiner Zurechnungsfähigkeit auch nicht immer ganz sicher.

Jetzt hoffe ich auf eine ebenso spannende wie unterhaltsame Fortsetzung. Wenn zum Schluss alle offenen Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, dann ist das Vergnügen perfekt.

Der Autor
Lars Simon hat nach seinem BWL- und Politologie-Studium zuerst lange Jahre als Marketingleiter einer IT-Firma gearbeitet, bevor er als Touristen-Holzhaus-Handwerker mit seiner Familie mehr als sechs Jahre in Schweden verbrachte. Heute lebt er in der Nähe von Frankfurt/Main. Mehr über den Autor und seine Bücher unter www.larssimon.de

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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