Lars Simon: Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason. Roman

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Lars Simon: Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason. Roman, München 2018, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-21760-6, Softcover, 351 Seiten, Format: 12,1 x 2,7 x 19 cm, Buch: EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A), Kindle: 8,99.

Bölthorn sah ihn fragend an und hockte sich unter einem Schnaufen auf seine dicken Hinterläufe. „Worüber möchtest du sprechen?“
„Ich mache mir Sorgen“, sagte Lennart.
„Gute Idee“, sagte Bölthorn. „Aber ist das nicht ein wenig verspätet?“ (Seite 173)

Band 3 – Finale! Nun wird sich zeigen, ob der Göteborger Ex-Unternehmensberater Lennart Malmqvist (30 +) schnell genug auf „Zauberer“ umschulen konnte, um mit dem gefährlichen Schwarzmagier Olav Tryggvason und dessen Anhängern fertig zu werden. Wer in diesem Intrigenspiel Freund und Feind ist, werden wir jetzt hoffentlich auch erfahren. Und vielleicht entdecken wir endlich auch die wahre Gestalt von Lennarts sprechendem Mops Bölthorn. Der behauptet ja immer, in Wahrheit gar kein Hund zu sein.

Vom Skeptiker zum Magier

Doch von vorn: Ganz ohne eigenes Zutun ist Lennart Malmqvist vor ein paar Monaten in diese Geschichte hineingeschlittert. Sein Nachbar Buri Bolmen hat ihm einen Magie- und Scherzartikelladen und den sprechenden Mops Bölthorn vermacht. Schnell hat sich herausgestellt, dass Buri nicht nur ein exzentrischer alter Herr war, sondern ein mächtiger Magier, der vor tausend Jahren als einer der vier Wächter der „Dunklen Pergamente“ abgestellt wurde. Auf keinen Fall dürfen diese Pergamente zu einem Stück zusammengefügt werden, denn dann erwacht der Schwarzmagier Olav „Krähenbein“ Tryggvason wieder zum Leben. Jetzt, nach Buris Tod, hat plötzlich der ahnungslose Lennart das Wächteramt inne. Eine große Verantwortung! Zu groß?

So langsam hat Lennart sich ja damit abgefunden, dass es Magie gibt, und mit Unterstützung von Bölthorn und dem übellaunigen Orakel, das in einer verranzten Keksdose haust, auch leidlich zaubern gelernt. Aber im Grunde ist er mit der Situation überfordert. Seinen Job ist er los, „Tryggvasons Erben“ sind hinter ihm her, sein Pergament wird ihm geklaut, die Polizei hat ihn auf dem Kieker und seine Umwelt zweifelt an seinem Verstand. Von seiner Liebes-Allergie ganz zu schweigen!

Ständig wollen irgendwelche merkwürdigen Gestalten was von ihm. Nicht alle sind menschlich, und Lennart ist außerstande zu beurteilen, wer von denen auf seiner Seite ist und wer nicht. Wenn er wenigstens wüsste, wer die anderen drei Wächter sind! Die könnten ihm vielleicht helfen. Aber er hat keinen Schimmer, wie er sie finden und kontaktieren soll.

Vom Skeptiker zum Magier

Bei einem Zusammenstoß mit dem Chef von „Tryggvasons Erben“ wird Mops Bölthorn schwer verletzt. Er ist mehr tot als lebendig. Und wenn er nicht schleunigst magische Hilfe bekommt, ist es endgültig vorbei mit ihm.

Der Muschelmann, so heißt es, könne helfen. Dieser entpuppt sich als der rabiate Piratenkapitän Darraben, der 400 Jahre lang in eine Bronzestatue verzaubert gewesen ist. Darraben hat erschreckende Manieren, eindrucksvolle magische Kräfte und eigene Pläne. Er will sein Schiff zurück und den Schatz, den man ihm geraubt hat.

Wie es dann kommt, dass der Kapitän, die Wächter sowie Lennarts engste Freunde und Angehörige mit einem gekaperten Hotelschiff (!) auf die Jagd nach den verschwundenen Pergamenten gehen, das ist eine Sache für sich. Das Chaos tobt, der Wahnsinn schlägt hohe Wellen, und als LeserIn verliert man, genau wie Lennart, zeitweise den Überblick, wer gerade im Besitz welcher magischer Artefakte ist – und wer überhaupt zu den Guten und wer zu den Bösen zählt. Bei manch einem ist das bis ganz zum Schluss nicht klar. Und vielleicht sind die Grenzen ja auch fließend.

Der riskante Plan der Wächter

Als Kenner der Reihe tapern wir nicht ganz so ratlos und verwirrt durch die Geschichte wie Lennarts Vater. Der ist ja niedlich! Fragt er doch allen Ernstes, ob es irgendwie schlimm sei, wenn eines der Pergamente fehlt! Ja, hallo, nee, davon geht nur Welt unter, weiter nichts! 😀 So schimmerlos sind wir LeserInnen nicht. Wir begleiten den Helden und seinen Mops schließlich schon zwei Bände lang bei ihren haarsträubenden Abenteuern. Wir wissen, dass Lennart, der eingefleischte Skeptiker, sich in der magischen Welt tapfer schlägt und keineswegs der Versager ist, für den sein Vater ihn hält.

Wird der gewagte Plan der Wächter aufgehen? Können sie die Wiederkehr Krähenbeins verhindern? Oder pfuschen hier zu viele Amateure mit eigener Agenda mit, die die Aktion gefährden könnten?

Als der Moment der Wahrheit kommt und alle Masken fallen, gibt es so manche faustdicke Überraschung …

Überforderter Held, skurrile Nebenfiguren

Ich habe ja etwas übrig für überforderte und unterschätzte Helden – und für schräge urbane Fantasy mit witzigen Dialogen, irren Einfällen und viel Chaos und Tumult. Deswegen mag ich Ben Aaronovitchs Buchreihe um den Zauberlehrling Peter Grant – und Lennart Malmqvist und seinen grantelnden magischen Mops. Das verbale Geplänkel zwischen Hund und Herrchen kommt hier allerdings ein wenig zu kurz. Dafür ist wegen der vielen Action und dem Verknüpfen loser Enden nicht genügend Zeit. Okay, dafür haben wir den polternden Kapitän Darraben. Der ist auch sehr vergnüglich. Gut, dass er das nicht hört – wo er sich doch alle Mühe gibt, allzeit finster und bedrohlich zu wirken!

Auch Darrabens magische Fähigkeiten sind nicht von schlechten Eltern. Wie er quasi im Alleingang das Schiff unter Kontrolle bekommt und was er am Schluss für ein interessantes Zauberpulver zusammenrührt: Respekt! So ganz nebenbei scheint er auch noch lesen gelernt zu haben. Auf Seite 87 outet er sich noch verschämt als Analphabet, 200 Seiten später studiert er Inschriften. Und kein Mensch würdigt das! 😉

Action, Antworten und Überraschungen

Bei Geschichten, die in einer magischen Welt spielen, in der alles Mögliche und Unmögliche passieren kann, ist es nicht so leicht, Handlungsverläufe vorauszusehen. Ich freue mich, dass ich wenigstens Bölthorn von Anfang an richtig eingeschätzt habe, nachzulesen in meiner Vorstellung des ersten Bandes. Bei Anwalt Cornelius Isaaksson lag ich zumindest nicht total daneben. Was macht’s da schon, dass ich beim Leierkastenmann und bei Harald Hadding komplett auf dem Holzweg war?

Band 1 und 2 waren meines Erachtens lustiger. Im vorliegenden Band gibt’s dafür mehr Action, mehr Antworten und mehr Überraschungen.

Eines möchte ich noch gesagt haben: Lars Simon weiß, wann man eine Reihe beendet! Nämlich dann, wenn die Story fertig erzählt ist und die Fangemeinde „oooooch, schaaaade!“ ruft. Er reitet das Pferd nicht zu Tode, wie andere das tun. Das war schon bei seiner Comedyreihe mit den Tierkot-Titeln so, und jetzt bei Lennart Malmquvist wieder. Drei Bände, Rätsel gelöst, Fragen beantwortet, Ende. Und jetzt kommt hoffentlich etwas Interessantes Neues.

Der Autor
Lars Simon hat nach seinem BWL- und Politologie-Studium zuerst lange Jahre als Marketingleiter einer IT-Firma gearbeitet, bevor er als Touristen-Holzhaus-Handwerker mit seiner Familie mehr als sechs Jahre in Schweden verbrachte. Heute lebt er in der Nähe von Frankfurt/Main.
Mehr über den Autor und seine Bücher unter www.larssimon.de

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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